Warnhinweis! Das nachfolgende Gedicht ist für sensible Gemüter nicht geeignet und sollte von ihnen am besten nur bei Tageslicht gelesen werden.
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Des Nachts hingen die Jungs und Mädels auf'm Friedhof rum,
Uli und Renate bestäubten sich mit Anti-Brumm*,
der Südwest-Friedhof² war mit Mondschein übergossen,
die Bäume warfen ihre langen Schatten unverdrossen.
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Herkules, der kleine Schlingel, pinkelte an eine Eiche,
das war nicht nett, darüber beschwerte sich ne Leiche,
aus dem dunklen Erdreich gab's dumpfes Gemecker,
Marina fand ihre Ananas nun nicht mehr lecker.
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Aus einem Urnengrab drang schauriger Sing-Sang,
den Jungs und Mädels wurde Angst und Bang,
Thomas jammerte und drehte wieder ne Pirouette -
er hatte Schiss, da half auch keine Yogurette.
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Neben dem schwarzen Teich an der alten Gruft
verschlechterte sich mit einem Mal die Luft,
Verwesung und Fäulnis war der dominierende Duft,
aus dem Erdreich stieg das Skelett von Harvey Kruft.
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Renate wollte gehen und lieber an den Rhein,
das Skelett klapperte mit den Knochen und war klein,
es deutete gebieterisch auf seinen Grabstein
- "diese Gruft hier vorn, die ist mein!"
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Herkules hob schon dezent sein Beinchen,
Steffi trank auf ex und hopp ein Weinchen,
Uli zog ihren kleinen Hund schnell weg -
"Herkules, nein! Das Skelett ist jeck!"
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Das Skelett taumelte und vertrat sich die Beine,
es verschwand gen Mühlbachtal und zog Leine,
Thorsten biss ganz erschüttert in sein Käsebrot
und wartete mit Alex auf's ferne Morgenrot.
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Tim steckte sich genussvoll eine Fluppe an,
das war zuviel für einen toten Mann,
er war vor Jahren an Lungenkrebs gestorben
und hustete aus seinem Grab verdorben.
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Fledermäuse sausten pfeilschnell durch die Nacht,
der Vollmond schien in voller Größe und in aller Pracht,
ups - auf der Fulerumer Straße hat's doll gekracht,
bald schon wird der nächste Tote unter die Erde gebracht.
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Die Luft schien hochgiftig und tonnenschwer,
insbesondere Thomas und die Mädels gruselten sich sehr,
zwölf Schläge - Mitternacht und Geisterstunde,
der Sensemann drehte seine morbide Runde.
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Der Schnitter roch wie die Pest,
das war ja schlimmer als Asbest,
der Tod gab einer Fledermaus den Rest
- das war der Ernstfall und kein Test!
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Poltergeister polterten lautstark in der Gegend rum,
Steffi guckte und staunte nur noch stumm,
ein alter Grabstein kippte mir nichts, dir nichts um
und kloppte von Schlümpfen bewohnte Pilze krumm.
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Thomas heulte rum: "Keine Frau will mich vernaschen!"
Nein, weibliche Zombies taten ihre Kippen auf ihm abaschen,
die Zombies fraßen zum Glück nur Molche und Lurche,
ihre schlurfende Gangart hinterließ eine tiefe Furche.
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Der Teufel kam und brachte süßes Gebäck
inklusive einem stilvollen Kaffeegedeck
- auf den ollen Trick fiel wirklich keiner rein,
stattdessen stellte Thorsten ihm ein Bein.
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Satan flog volle Kanne auf die Fresse,
das war's dann wohl mit der schwarzen Messe,
er putzte voller Frust und Wut die Platte
und hatte noch nicht mal Lust auf ne verfrühte Morgenlatte.
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Vom Weiher her stieg Nebel auf,
vor den Mond zogen Wolken zuhauf,
in der Ferne war ein leises Grummeln zu hören
- nicht gerade geeignet, um jemanden zu betören.
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Über dem benachbarten Mülheim zuckten erste Blitze,
noch nicht mal Hans Rosenthal fände das spitze,
ein Nachtgewitter - kein Wunder bei der Hitze!
Thomas fand einen letzen Leichenwurm in seiner Ritze.
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Unter heftigem Wetterleuchten liefen sie zu Alex nach Haus,
unterwegs begegnete ihnen noch nicht einmal ne Maus,
diesen Horror-Trip mussten sie sich erst mal schön saufen
und dann in ihre Betten taumeln, schwanken oder laufen.
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(c) Alexandra Döll 2010
*: Anti-Brumm:
Repellent/Insektenschutzmittel gegen tropische Stechviecher wie Mücken und Moskitos, die Malaria, Gelbfieber u. ä. übertragen können.
²: Südwest-Friedhof: auch Ehrenfriedhof genannt. Großer, im Südwesten Essens gelegener Friedhof, der direkt an das Mühlbachtal angrenzt. Erstreckt sich zwischen Fulerum, Haarzopf, Holsterhausen und Margarethenhöhe und ist ca. einen Kilometer von der Mülheimer Stadtgrenze entfernt.
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Foto: (c) Meltis, Pixelio
1 Kommentar:
ein Schauer lief uns schauernd über den Rücken. Gerade massakrierte ich 66 Mücken. Das Gedicht hatte so seine Tücken. Deshalb ließ ich eine Passage beim laut Vorlesen aus. Denn die hätte für Steffi sein ein Graus. So grübelt sie nun darüber nach, was sich auf Hitze reimt...und ich darüber, was sich auf reimt reimt...
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