Mittwoch, 8. September 2010

Zur Zeit nix los auf dem Stellenmarkt

Wie auch schon einige meiner Kunden bemerkt haben, tut sich derzeit auf dem Arbeitsmarkt eher wenig - am häufigsten inserieren Zeitarbeitsfirmen, aber die interessieren weder mich noch meine Kunden aus verschiedenen Gründen (viele Lockangebote, schlechte Bezahlung) oder es finden sich sogar total veraltete Angebote. Von dem Aufschwung ist hier in NRW zumindest noch nicht soviel angekommen. In Niedersachsen sieht es allerdings auch nicht besser aus, wobei das Ganze immer noch sehr branchen- und berufsabhängig ist. Da muss ich schon des Öfteren Motivationsarbeit bei meinen Kunden leisten, denn auch, wenn die Absagen nicht auf ihrem Mist gewachsen sind, so steigert sich der Frust mit jeder Absage, was nicht zuletzt an teilweise grottenschlechtem Stil solcher Schreiben liegt. Mir wäre es peinlich, jemandem eine Absage zu schicken mit den Worten "...vielen Dank, dass Sie uns so einen interessanten, tiefgreifenden Einblick in Ihr Leben gestattet haben." Einem renommierten Geldinstitut in Hannover war das aber gar nicht peinlich, eine meiner Kundinnen hat tatsächlich solch einen Text bekommen. Sollte das jetzt vornehm sein? - Wenn ja, ist der Schuss aber gewaltig nach hinten los gegangen.

Bei einigen Kunden kommt leider auch erschwerend hinzu, dass sie irgendein Manko haben, das einigen Personalverantwortlichen in diesem Land nicht in den Kram passt: zu alt für den deutschen Arbeitsmarkt, weiblich (egal, ob verheiratet oder ledig, mit oder ohne Kinder), falsche Herkunft (z. B. Ostdeutschland)...es ist echt ein Trauerspiel, was an Personalarbeit in manchen Großbetrieben abgeht. Vor dem Hintergrund ist es wirklich kein Wunder, dass hier das Pilotprojekt "Anonyme Bewerbungen" angelaufen ist - auch gegen den Widerstand vieler Unternehmen. Sicherlich werden dann einige "unbeliebte Bewerbergruppen" häufiger zum Vorstellungsgespräch eingeladen, wenn weder Aussehen noch Alter noch Nationalität/Herkunft aus den Unterlagen zu ersehen ist, aber spätestens im Vorstellungsgespräch, wenn der Personaler den Bewerber oder die Bewerberin persönlich kennen lernt, kann irgendein Kriterium dann doch ein Grund für ne Absage werden...vor dem Hintergrund weiß ich nicht, inwieweit anonyme Bewerbungen tatsächlich erfolgversprechend sind. Ob die Absage nun direkt nach der Bewerbung kommt oder erst nach dem Vorstellungsgespräch, ist letztlich einerlei - einen neuen Job hat der- oder diejenige dadurch jedenfalls nicht gefunden.

Es gibt so Momente, in denen sowohl ich als auch meine beiden Mitstreiterinnen sich fragen, wieso die Mühe, die wir uns mit den Unterlagen unserer Kunden geben und die die Klienten sich auch selbst geben, genauso abgeschmettert wird wie verhunzte Unterlagen. Normalerweise heißt es ja immer "Ordentliche, hochwertige Bewerbungsunterlagen sind die halbe Miete, um den Job zu bekommen", aber den Eindruck habe ich leider nicht immer. Manchen Personalern scheint es schon fast einerlei zu sein, ob sie da ordentliche, hochwertige Sachen bekommen oder irgendeinen Schund; Hauptsache, der- oder diejenige passt in irgendeine Schublade. Jeder, der von diesem begrenzten Horizont abweicht, wird ohnehin aussortiert, weil Alter, Aussehen, Nationalität/Herkunft, Familienstand, Geschlecht oder was auch immer nicht genehm ist. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass genau die Personaler, die heute über Hire or Fire entscheiden, genau den gleichen Schwierigkeiten begegnen würden, wenn sie sich selbst bewerben müssten, weil sie ihren Arbeitsplatz verlieren oder im Begriff sind, diesen zu verlieren. Hochmut kommt bekanntlich immer vor dem Fall.

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