Mittwoch, 27. Januar 2010

Eine winterliche Fahrt auf dem Rhein-Herne-Kanal, Teil 1




Fotos:
Rhein-Herne-Kanal bei Gelsenkirchen: (c) Betty, Pixelio
Gasometer Oberhausen: (c) Dieter Schütz, Pixelio
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Unsere Protagonisten fahren diesmal mit der MS Chantalle, einer Mischung aus Binnenschiff, Eisbrecher und Passagierdampfer, vom Gelsenkirchener BuGa-Park aus den Rhein-Herne-Kanal Richtung Duisburg entlang und von dort aus weiter den Rhein entlang bis Xanten und dann wieder zurück. Die nachfolgende Geschichte wird aus Sicht des Schiffsgeistes Burgumil erzählt.
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23.00 Uhr:
Wir haben den Anker kurz vor Oberhausen gelichtet und wollen jetzt Siesta halten. Ich natürlich nicht - ich bin ja der schwimmende Klaubauter-Reporter!
Alle liegen in ihren Kojen, schlafen aber noch nicht. Es gibt acht Kojen im ehemaligen Frachtraum, wobei jeweils zwei immer übereinander liegen. Alex schläft unter Thorstens Koje, Thomas unter Tims Koje. Auf der gegenüber liegenden Seite befinden sich Marina, Steffi, Renate und Uli nebst ihrem Wuffelwuff Herkules.
An Schlafen ist noch nicht zu denken. Die haben vielleicht alle Bettlektüren...Thomas liest doch glattweg als Einziger ein Pixi-Buch mit dem Titel "Der kleine Thomas aus der Wetterau. Tänzchen auf dem Misthaufen". Wie sich später herausstellt, kommt der Typ auch noch daher. Meine Güte, das Kind im Manne...! Die Übrigen lesen ein- bis zweideutige Lektüren - Thorsten hat den Bildband "Der stehende Bohrturm" als Bettlektüre, Alex liest "Es muss nicht immer ein Quietscheentchen sein! Spiele für Zwei für Wanne & Dusche". Uli hat was ähnlich Sexistisches als Bettlektüre - "Komm in mein Wigwam! oder Ich glaub, ich steh im Wald. Erotische Geschichten aus Wald und Flur".
Marina hat Steffi den "Radler-Porno" ins Bett geschmuggelt. Zunächst macht Steffi das betretene Gesicht, vertieft sich dann aber doch mit breitem Grinsen, oft abgelöst von roten Bäckchen, in das Schmuddelheftchen. Die Sau! Besonders gefällt Steffi ein erotisches Foto, auf dem Markus und Jeanette abgebildet sind, weil Jeannette Markus da so schön an die Eier packt. Alex' Kommentar lautet: "Alle Mädchen meiden Markus - bis auf Jeannette, die liegt mit ihm im Bett!" Alle lachen, aber Steffi weiß gar nicht, warum Alex den Typen so unattraktiv findet. Offensichtlich stehen beide auf nen ganz anderen Typ Mann.
Marina liest auch was Ein- bis Zweideutiges mit dem Titel "Strammer Stangenspargel und süße Südfrüchte". Netter Versuch, aber ich weiß, was das in Wirklichkeit ist. Renate hat was eher Gruseliges, auch wenn es eine Bildergeschichte ist - "Lieselotte und der runde Mond". Auf dem Buchcover ist ein blondes, zickig aussehndes Mädchen mit Zöpfen zu sehen, das zu dem runden, leuchtenden Homey am Firmament aufschaut. Der Mond hat auch noch Reißzähne! Igitt! Ansonsten flattern flatterhafte, schwarze Fledermäuse durch die Gegend und aus einem Grab ragt ne Krallenhand hervor. Das sind ja hier ganz illustre Gäste auf dem Schiff...!!
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Mitternacht:
Die Geisterstunde hat begonnen! Alle schlafen - bis auf Marina, die offensichtlich nicht pennen kann. Vielleicht sollte sie die Ohrstöpsel ihres iPods rausnehmen, denn hierüber lässt sie sich beschallen. Der Vollmond leuchtet in die Kojen. Tim murmelt im Schlaf was von "Arschloch", dreht sich auf die andere Seite und ratzt weiter. Thorstens Hand hängt aus dem Bett, direkt in Alex' Koje hinein. Die knuddelt im Schlaf wahlweise seine Hand oder ihre verrückten Stofftiere mit Eigenleben. Thomas liegt schnarchend auf dem Rücken. Sabber-auf-Kissen-Mann war wohl auch schon bei ihm, denn ihm ist ein bisschen Sabber von seinem Mundwinkel hinunter auf sein Kissen gelaufen.
Marina steht auf, wohl weil sie mal pullern muss. In der Dunkelheit stößt sie mit etwas zusammen und eine gesichtslose Stimme, die aus einem warmen Winkel kommt, flüstert:
"Hey, ich bin Walter, der rappende Nachtfalter, dreh doch mal am Schalter!"
Marina, die Ungeziefer nicht ausstehen kann und auch keinen Bock hat, am Schalter zu drehen, antwortet:
"Ey Walter, du blöder Alter, gleich bist du ein platter Nachtfalter!"
Walter flattert wohl beleidigt von dannen und Marina tastet sich relativ geräuscharm zum Klo. Wie hat Walter wohl diese Eiseskälte überlebt? Wahrscheinlich hat er sich ein warmes Plätzchen gesucht und wollte da überwintern.
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0.30 Uhr:
Marina liegt immer noch mit tellergroßen Augen in der Dunkelheit und findet keine Ruhe. Walter geht ihr mächtig auf den Sack, der Mond auch und die Laute ihrer zum Teil schnarchenden Mitstreiter auch. Steffi, die unter Marina in ihrer Koje nächtigt, kichert im Schlaf. Herkules hat nen Hundepups gelassen - na, danke! Sammy, eins von Alex' bekloppten Stofftieren, nöhlt rum, weil der Hundepups stinkt. Marina tapert leise hinauf in die Kombüse, um dem Gestank zu entfliehen. Dort isst sie eine Pomelo und liebäugelt noch mit einer Ananas auf der Arbeitsplatte.
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Fortsetzung folgt!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Süße Südfrüchte...hmm, yum, lecker. Obst ist soooo vielseitig verwendbar. Eine tolle Erfindung. "Obst...!" *denkt an Obst* und freut sich.