Fotos:
Plantschen: (c) Stephanie Hofschlaeger, Pixelio
Wasserspiele: (c) Sassi, Pixelio
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Den ersten Teil gab es ja schon als Geschichte, in der unsere Jungs und Mädels im Jahr 1983 auf der Schlacke und einem Spielplatz in Essen-Schönebeck spielten. Im nachfolgenden Gedicht sind unsere Protagonisten im Jahr 1983 im Freibad Dellwig, auch Hesse genannt.
Hesse liegt direkt an der Stadtgrenze Essen-Dellwig/Bottrop-Lehmkuhle, wobei der angrenzende Rhein-Herne-Kanal sozusagen die Stadtgrenze darstellt. Im Jahr 1983 gab es neben Nichtschwimmer- und Schwimmerbecken sogar noch ein Springerbecken mit einer Wassertiefe von 4,70 m mit dazugehörigem Sprungturm, der Plattformen mit drei, sechs und zehn Metern Höhe hatte. Daneben befanden sich noch zwei Ein-Meter-Bretter.
Da die Stadt Essen Ende der 1980er Jahre nicht bereit war, den Sprungturm zu sanieren bzw. hierfür die finanziellen Mittel aufzubringen, blieb dieser bis heute lediglich als Denkmal erhalten, das Springerbecken wurde schließlich sogar komplett zugemauert. Dafür nörgeln aber seit Jahren verstärkt Wasserschutzpolizei und DLRG, dass die Jugendlichen in Ermangelung eines Sprungturms lieber verbotenerweise von den Kanalbrücken in der Umgebung in den Kanal hüpfen.
Die ehemalige CDU-Regierung hatte sogar geplant, Hesse ganz zu schließen, doch seit die SPD wieder das Zepter im Essener Rathaus übernommen hat, ist das Freibad am Scheppmannskamp zumindest für's Erste gerettet.
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Die Jungs und Mädels waren gemeinsam bei Hesse am Kanal,
sie wollten dort schwimmen, ungestört von Barsch und Aal,
sie platzierten ihre Decken auf der Wiese am Nichtschwimmerbecken,
um danach erst mal genüsslich ein Langnese-Eis zu lecken.
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Die Sonne strahlte von einem klaren Himmel tiefblau,
der hohe Mast auf der anderen Seite des Kanals war grau,
Thomas stellte sich als Erster unter die kalte Brause
- die Mädels jauchzten und machten an der Rutsche ne Sause.
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Die Kinder plärrten, weil Erwachsene an der Rutsche standen,
Steffi schenkte ihnen zum Trost Schwimmflügel und Girlanden,
Marina sauste übermütig als Erste die Rutsche hinunter
und fühlte sich danach total erfrischt und munter.
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Nach dem Rutschen spielten alle im Nichtschwimmer Ball,
ein weiter Wurf von Uli brachte Thomas beim Fangen zu Fall,
er tauchte hustend und prustend wieder aus dem Wasser auf,
zwei freche, lustige Kinder rannten ihn um aus vollem Lauf.
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Die Mädels saßen auf der Tribüne am Springer-Becken,
derweil waren sie damit beschäftigt, das nächste Eis zu lecken,
Thorsten sprang mit einem Doppelsalto vom 10-Meter-Brett
- die Zuschauer klatschten begeistert, denn das war sehr nett.
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Thomas hatte Angst, vom Zehner ins Becken zu springen,
da halfen auch kein Anfeuern, Klatschen oder Singen,
Tim war schließlich kurz davor, die Nerven zu verlieren
und Thomas mit einem Schubs in die Tiefe zu bugsieren.
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Alex erzählte auf der Tribüne von Eckis bestem Kumpel Skippy Skorpion,
der Kleine war wie Ecki Realschüler und kein böser Geheim-Spion,
auch Skippy hatte Angst, im Hallenbad vom Dreier zu springen,
Ecki jedoch hatte einen Trick, sodass Skippys Sprung würde gelingen.
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Ecki kraulte Skippy stets freundlich unterm Stachel,
der Skorpion machte ein Hopserchen wie ein Zarachel
und sprang erschreckt bis verwundert in die Tief,
begleitet von einem Pupserchen und dessen Mief.
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Die Mädels bezweifelten, dass jemand Thomas unterm Stachel kraulen würde,
die Höhe war für ihn aber auch eine echte, unbezwingbare Hürde,
Tim nahm Thomas schließlich genervt und energisch an die Hand
und machte mit ihm einen beherzten Schritt über des Plattforms Rand.
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Thomas krähte und quäkte im freien Fall,
die Mädels gackerten wie im Hühnerstall,
Tim und Thomas tauchten erst ein und dann wieder auf
und nahmen einige Schwimmzüge zum Beckenrand in Kauf.
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Vor der Tribüne jammerte Thomas und drehte eine Pirouette,
Steffi stopfte ihm mal wieder das Maul mit Yogurette,
Marina futterte derweil genussvoll Ananas aus der Dose,
derweil machte Thomas sich immer noch in die Hose.
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In einiger Entfernung war ein tiefes Grummeln zu hören
- wollte etwa ein Hitzegewitter das Badevergnügen stören?
Der Bademeister sagte: "Keine Panik - vielleicht zieht's vorbei!",
dennoch gab es in den Becken ein großes, hysterisches Geschrei.
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Die ersten Badegäste flüchteten bereits von den Liegewiesen,
kein Blitz sollte ihnen das Leben dauerhaft vermiesen,
von der nahen Emscher her grummelte es wieder,
Omma Brömmelkamp schlüpfte schnell in ihren Mieder.
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Auch die Jungs und Mädels rannten zu ihren Decken,
denn sie wollten später nicht im Schlamassel stecken,
von Altenessen her zog ne dunkle Wolkenfront den Kanal entlang
- bei dem Anblick wurde den Leuten bei Hesse Angst und Bang.
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In Höhe des Stadthafens in Vogelheim blitzte es grell,
die Jungs und Mädels schlüpften in ihre Klamotten schnell,
die Welt ging unter in einem lauten, dröhnenden Donnerknall,
dieser brachte beinahe den verängstigten Thomas zu Fall.
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Ein Massenschrei hallte aus allen möglichen Ecken,
die Schwimmer sprangen synchron aus den Becken,
es donnerte wieder laut, die Leute rannten zum Bus,
das Gewitter kam immer näher - jetzt ist Schluss!
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Autos verließen massenweise den Scheppmannskamp,
ein Blitz erledigte mal eben eine Straßenlamp',
die Laterne wackelte mächtig und sprühte Funken,
manchmal sind Blitze doch echt makabere Halunken!
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Endlich kam aus Bottrop der 186er Bus,
begleitet von einem kräftigen Gewitterguss,
die Leute stiegen schnell in den Bus ein,
der fuhr weiter zur Schilfstraße - fein, fein!
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Erst am Borbecker Germaniaplatz endete die Gefahrenzone,
Alex war bei dem Wetter gereizt wie eine kleine Drohne,
sie waren froh, dem Gewitter entkommen zu sein
und fuhren mit dem Bus nach Schönebeck heim.
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(c) Alexandra Döll 2010
1 Kommentar:
Nur eine kleine Korrektur:
Das es das Springerbecken bei Hesse nicht mehr gibt lag nicht an dem Sprungturm, sondern daran, dass das Springerbecken undicht war und ständig Wasser verlor.
Mein Onkel hatte damals ein Angebot für die Sanierung gemacht, aber der Stadt war es leider zu teuer das Becken zu sanieren.
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