Donnerstag, 29. April 2010

Themenvielfalt beim Schreiben







Banner vnr.de/Cover Düstere Schauergeschichten/Grafik: (c) Suite101.de

________________________________________________________________
Dass ich sowohl als Belletristik- als auch als Sachautorin tätig bin, ist ja bekannt. Interessant ist daran lediglich, dass ich per Zufall festgestellt habe, dass sich einige meiner Leser Gedanken darüber machen, wie die Themen Liebe (worüber ich häufiger bei Suite101.de unter dem Ressort "Partnerschaft und Familie" schreibe und in meinen Büchern ist sie auch immer wieder Thema) und Bewerbungen (mein Expertenthema bei vnr.de) zusammenpassen und wie man über zwei so gegensätzliche Themen überzeugend schreiben kann. Ich sehe da eigentlich keinen Widerspruch.
Das Thema Bewerbungen ist mir alleine schon aus meinem Hauptberuf vertraut, denn ich lektoriere und optimiere praktisch jeden Tag Bewerbungsunterlagen unserer Kunden - angefangen beim Anschreiben (hauptsächlich) bis hin zu Kurzprofil und ggf. Lebenslauf. Aus dem täglichen Kundenkontakt und ihren Erfahrungen im Bewerbungsprozess ergeben sich immer wieder neue, facettenreiche Erfahrungen, die auch in meine Artikel einfließen. Da ich zudem auch als Jobsearcherin tätig bin und im Internet praktisch täglich nach aktuellen Stellenangeboten für meine Kunden suche, mache ich auch dort meine Erfahrungen mit bestimmten Unternehmen und Jobbörsen. Bei einigen Firmen kann ich mittlerweile mit 100 %-iger Sicherheit sagen, dass viele Angebote gefaked sind - manche scheinen da sogar eine Art Dauerabo zu haben. Darüber hatte ich auch mal unter www.vnr.de einen Artikel geschrieben mit dem Titel "Woran Sie fingierte Stellenangebote erkennen". Bei einigen Jobbörsen hingegen lässt sich feststellen, dass sie weder Rücksicht auf regionale Präferenzen noch auf die gewünschte Art des Arbeitsverhältnisses nehmen (Vollzeit, Teilzeit vormittag/nachmittag etc.), gerade bei stepstone.de kann es immer wieder vorkommen, dass auch Fachkräften mit langjähriger Berufserfahrung Praktikantenstellen oder 400 €-Jobs angeboten werden - dann ist es für jeden Interessenten im Prinzip überflüssig, solche Daten bei der Jobsuche einzugeben, wenn das ohnehin nicht berücksichtigt wird. Solche praktischen Erfahrungen fließen jedenfalls in meine Arbeit beim VNR mit ein.
Auch meine Artikel bei Suite101.de basieren auf einer Mischung aus Fachwissen, Allgemeinbildung, praktischer Erfahrung und wissenschaftlichen Recherchen zum Thema, wobei gerade das Thema "Liebe" nun nicht als so hochwissenschaftlich anzusehen ist wie etwa Meteorologie/Klimatologie, Astronomie, Paläontologie und andere wissenschaftliche Themen. Gerade zum Thema "Liebe" und eventuelle Beziehungskrisen können viele Leute etwas Sinnvolles beisteuern durch eigene Erfahrungen, wobei manches natürlich auch noch durch fundierte Recherchen ergänzt wird. Auch wenn die Gebiete Liebe und Bewerbungen auf den ersten Blick sehr gegensätzlich erscheinen und nichts miteinander zu tun haben, so ist das Schreiben hierüber dennoch kein Widerspruch an sich.
Natürlich gibt es auch Autorenkolleginnen und -kollegen, die bevorzugt über ein Thema schreiben wie etwa Nagetiere, Aquaristik, Skandinavien-Reisen etc., aber selbst ständige Autoren in einem bestimmten Ressort schreiben häufig auch noch für andere Ressorts, auch wenn dieses gar nichts mit ihrem Steckenpferd zu tun hat - die Qualität der Artikel wird jedoch hierdurch nicht schlechter! Meist sind die Artikel über "fachfremde Sachverhalte" genauso gut wie die Beiträge zum eigenen Steckenpferd. Gleichzeitig ist eine Themenvielfalt beim Schreiben auch ein Indiz dafür, dass der Autor nicht nur ein Fachidiot ist, der ausschließlich sein Spezialgebiet bis in den kleinsten Winkel kennt und ansonsten aber nicht in der Lage ist, über den Tellerrand hinauszublicken, sondern dass er vielseitig interessiert und gebildet ist. Allerdings soll es bis heute Menschen - häufig auch im Personalwesen - geben, die jeden Fachidioten einem Mitarbeiter vorziehen, der sich in mehreren Gebieten gut bis sehr gut auskennt. Oft werden Generalisten, die mehrere Sachgebiete beherrschen, mit den Worten abgebügelt: "Jemanden, der von allem ein bisschen kann, sowas brauchen wir hier nicht..." Wie bereits angesprochen, ist dieses "ein bisschen von allem" in vielen Fällen überhaupt nicht zutreffend, wird aber gerne ignoriert, auch wenn der Generalist das Gegenteil fundiert beweisen kann.
Klar gibt es tatsächlich Leute, die in wirklich jedem Fachgebiet ausschließlich mit klassischem Halbwissen glänzen und zu allem auch ungefragt ihren unausgegorenen Senf dazu geben müssen. Über dieses Phänomen hat eine meiner Autorenkolleginnen bei Suite101.de einen sehr interessanten Artikel über den Nutzen von und den Umgangston in Internet-Foren geschrieben. Oft schwingen sich solche selbst ernannten Experten mit Halbwissen und großer Klappe dann noch zum Wortführer auf, auch wenn sie im Prinzip keine Ahnung haben von dem, über was sie da schreiben. Manche haben auch lediglich immer die gleichen Standard-Antworten auf Lager - egal, ob eine Forennutzerin fragt, wie man eine Linsensuppe am besten zubereitet oder ob Hipp-Babynahrung wirklich bedenkenlos für Säuglinge und Kleinkinder geeignet ist. Solche Leute sind dann aber keine Generalisten mit fundiertem Wissen auf mehreren Gebieten, sondern Dummschwätzer, die auch noch gerne andere Forumsnutzer dissen, wenn diese in ihren Augen "dumme Fragen" stellen oder wenn sie Gefahr laufen, von anderen als Dummschwätzer enttarnt zu werden. Besonders häufig ist dies wohl in nicht moderierten Foren. Manche bemängeln werbliche, inhaltsleere Slogans und Tipps ("Ich zeige Ihnen, wie Sie über Nacht 1.000 Followers dazu bekommen!" oder "Wenn Sie an sich glauben, werden Sie bald viel Geld haben!") sogar auf Twitter, wo diese in manchen Fällen wirklich überdurchschnittlich oft zu finden sind. Von einer "Chaka, du schaffst es!"-Mentalität hat niemand etwas.
Bei Twitter und in Internet-Foren ohne Moderator kann ja praktisch jeder einstellen, was er möchte - bei seriösen Info-Portalen durchlaufen die Beiträge vorher eine redaktionelle Prüfung und auch in den dazugehörigen Foren wird nicht munter drauflos gedisst - diskutiert ja, wenn etwas strittig oder unklar ist, aber sozial verträglich. Um beispielsweise für Suite101.de schreiben zu dürfen, ist vorher eine Bewerbung inklusive Textproben erforderlich, wobei ich mich gut an eine Mail von unserem Chefredakteur erinnern kann, dass regelmäßig eine Vielzahl von Bewerbungen abgelehnt wird wg. mangelnder Qualität in unterschiedlicher Hinsicht.
In meinen Büchern kann ich natürlich Realität mit Fiktion vermischen - die Schauplätze, an denen meine Stories spielen, gibt es in der Form alle tatsächlich. In einem Buch habe ich jedoch die Freiheit, vom rein sachorientierten Stil abzuweichen - in einem Sachartikel über Piranhas schreibe ich natürlich etwas ganz anderes als in meiner Story "Eine Geschichte, in der absolut nichts passiert" (aus: Wenn es Nacht wird im Pott). Da dürfen meine in der Ruhr ausgesetzten Piranhas auch sprechen (obwohl sie das natürlich in Wirklichkeit gar nicht können), vor Freude quieken und einen Menschen auch bis auf die Knochen abnagen - obwohl es in der Realität nicht einen einzigen Fall gibt, bei dem ein Mensch von Piranhas aufgefressen wurde ;o). Auch wenn natürlich vieles fiktiv ist in meinen Geschichten, so steht oft dennoch Fachwissen (sowohl wissenschaftlich als auch aus der Lebenspraxis) zu bestimmten Themen im Hintergrund, wobei das einige wahrscheinlich nicht sehen (oder sehen möchten). Außerdem denke ich, dass selbst erdachte Geschichten zudem eine nette Abwechslung sind zum rein faktenorientierten Schreiben - auch wenn mir Letzteres genauso viel Spaß macht. Auch einige meiner Autorenkolleginnen und -kollegen veröffentlichen trotz ihrer journalistischen, sachorientierten Tätigkeit regelmäßig Bücher mit belletristischem Inhalt und dagegen ist auch absolut nichts einzuwenden.
Vor dem Hintergrund ist diese Diskussion für mich auch nicht ganz verständlich - unser derzeitiger Verteidigungsminister zu Guttenberg war in der vorherigen Legislaturperiode Wirtschaftsminister, also in einem ganz anderen Ressort. Da kommt auch niemand auf die Idee, darüber zu diskutieren, wie ein Wirtschaftsminister wenig später Verteidungsminister werden kann. Es gibt einige Schauspieler, die zunächst mit Komödien bekannt geworden sind, sich aber dennoch im Laufe der Zeit als Charakterdarsteller bzw. in ernsten Rollen etabliert haben. Auch da zweifelt kaum jemand daran, dass ein Schauspieler nicht sowohl lustige als auch ernste Rollen spielen kann, was ja auch seinen Facettenreichtum unterstreicht. Allerdings wird der Auftritt eines ehemaligen Komödianten in einer ernsten Rolle insbesondere von den Journalisten misstrauisch beäugt, weil einige wohl auch der Meinung sind, dass ein Komödiant keine Charakterrolle spielen kann und deshalb nicht in der Lage ist, einen ernsten Part glaubhaft zu verkörpern, sodass Mimik, Gestik und Sprache in solchen Fällen besonders kritisch analysiert werden. Die künstlerische Freiheit eines kreativen Menschen ist praktisch grenzenlos, das Denken in den Köpfen einiger Menschen jedoch leider nicht :o/.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich bin eine Kommödiantin die auch ernste Rollen spielen kann. Schau' mal, jetzt blicke ich ganz ernst drein. * blickt ernst drein* Gleich bringe ich Dich aber wieder zum Lachen. Da bin ich mir ganz sicher. Ist ja nicht so schwer bei einer ernsten Kommödiantin wie Dir. :)