Ich erinnere mich noch an eine vollmundige Ankündigung der Stadtspitze Essen im Jahr 2009 (damals allerdings noch unter der Flagge der CDU): "Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wird es in Essen keine Baustellen geben, um Besucher der Stadt von außerhalb nicht zu verschrecken." Also, entweder waren das mal wieder nur leere Versprechungen seitens der Politik (die es ja häufiger mal gibt) oder nach dem Wechsel der Stadtspitze (seit September 2009 SPD) meinten die Sozialdemokraten, sie müssten alles in die Tonne treten, was die CDU einst von sich gegeben hat. Dass es in Essen keine Baustellen gibt, halte ich für ein absolutes Gerücht - das ist auch schon einer Schülerin aufgefallen, die für die Schülerseite ZEUS in der WAZ/NRZ schreibt.
Ich kann natürlich nicht für alle 50 Essener Stadtteile sprechen, sondern lediglich für die Stadtteile, durch die ich regelmäßig durchfahre. Erst vor wenigen Wochen gab es auf der Fulerumer Straße in Höhe des Südwesteingangs vom Südwestfriedhof eine mit Ampeln geregelte Baustelle, die gerade im Berufsverkehr für lange Staus auf der Fulerumer Straße/Humboldtstraße sorgte. Der Witz an der Sache ist: Genau an derselben Stelle ist im Frühjahr 2009 schon einmal gebastelt worden - mit den gleichen Folgen wie jetzt!
Noch mal Tatort Fulerumer Straße: Bis Anfang 2009 hatte die Buslinie 147 auf der Fulerumer Straße zwischen der Haltestelle Südwestfriedhof Haupteingang und dem Einmündungsbereich Fulerumer Straße/Humboldtstraße eine separate Busspur, sodass die Busse auf dem Teilstück gar nichts mit dem übrigen Verkehr zu tun hatten. Plötzlich war die Busspur jedoch offensichtlich gesperrt, sodass einige Busfahrer seitdem häufig den Verkehr auf der Humboldtstraße (und zwar schon ab Kreuzungsbereich Hatzper Straße mitten in Haarzopf) und der Fulerumer Straße bis hoch zur A40/Wickenburgstraße aufhalten - ob absichtlich (wenn der Schwanz sonst schon nicht mehr steif wird, muss man sich ja daran aufgeilen, dass man die Autos mehrere hundert Meter lang hinter sich staut, indem man einfach nicht losfährt, obwohl längst alle Fahrgäste ein- oder ausgestiegen sind und ihre Sitzplätze eingenommen haben oder unangemessen langsam durch die Gegend jöckelt) oder unabsichtlich wegen der Unkenntnis, wie man einen absenkbaren Bus wieder gerade bekommt, nachdem Leute mit Kinderwagen, Senioren oder behinderte Menschen ein- oder ausgestiegen sind, lassen wir mal dahingestellt. Okay, man gewöhnt sich auch daran, aber nun, mitten im Kulturhauptstadtjahr, gibt es seit Ende April genau in der Kurve, in der die Fulerumer Straße in die Humboldtstraße mündet und die Busspur endet, eine Baustelle inklusive Fahrbahnverengung in beiden Fahrtrichtungen, weil unseren Stadtplanern ausgerechnet jetzt eingefallen ist, dass sie mal die Busspur renovieren könnten. Die Baustelle hält zusätzlich auf, vor allem auch größere Fahrzeuge wie Busse und Lkw - auch bei den Fahrern, die ihr langes Vehikel sicher beherrschen. Selbst mit einem kleinen bescheidenen Clio mit einer Länge von knapp vier Metern muss frau da ganz schön abbremsen - mehr als 30 km/h sind nicht drin, eher weniger.
Auf der Ecke Schweriner Straße/Adelkampstraße befindet sich am Fahrbahnrand seit letzter Woche eine Baustelle, die da auch so völlig unmotiviert in der Gegend rumsteht - weder an der Adelkampstraße noch an der Fulerumer Straße sehe ich jemals, dass dort gearbeitet wird. Okay, ich fahre morgens um 6.40 Uhr los und komme abends gegen 20.10 Uhr wieder, da sehe ich also möglicherweise nicht, wenn sich was auf der Adelkampstraße tut, aber an der Baustelle Fulerumer Straße/Humboldtstraße komme ich morgens um 6.45 Uhr und abends zwischen 17.30 Uhr und 18 Uhr bereits wieder vorbei - auch da tut sich nix, stattdessen liegt da nur ein unmotivierter Schutthaufen in der Gegend rum. Von wegen, keine Baustellen in Essen im Kulturhauptstadtjahr...oder gehören Fulerum/Haarzopf und Frohnhausen nicht zur Kulturhauptstadt, weil es dort keine Sehenswürdigkeiten gibt wie Zollverein oder die Gruga? Auch dort gibt es sicherlich einiges, was für Besucher interessant sein könnte, abgesehen von den großen Leuchtturmprojekten - Mühlbachtal, Südwestfriedhof, Kleingärten...die Kleingärtnervereine waren ja bereits im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres schon stockend sauer, weil sie sich bereits ein hübsches Rahmenprogramm für externe Besucher der Stadt überlegt hatten, doch sie wurden bei den Planungen außen vor gelassen, weil "angeblich niemand sowas Triviales sehen will". Tja, mal wieder schön am Bürger vorbei gedacht, denn Schrebergärten gehören genauso zum Pott wie Zollverein, Bergbaumuseum und Tetraeder auch. Der Pott lebt ja nicht nur von Leuchtturmprojekten der Reichen, Schönen und Bekloppten, sondern auch von den ganz alltäglichen Menschen, die dort leben, also Kleingärtner, "Duwenvaters" (Taubenzüchter), pensionierte Kumpel etc. Zollverein war auch nicht die einzige Zeche auf Essener Stadtgebiet, da gab es noch viele andere - Nordstern (gehört teilweise auch zu GE), Matthias Stinnes, Neu-Cöln, Levin, Amalie, Sälzer, Helene, Carl Funke, Wolfsbank...immerhin ist ja Ende Mai geplant, mit gelben Ballons an die ehemaligen Zechenstandorte zu erinnern.
Auch manche Besucher unseres schönen neuen Folkwang-Museums kommen sich schlichtweg ein bisschen verarscht vor - die Architektur wird meist als schön empfunden, aber nicht unbedingt die dort gezeigten Kunstwerke, weil vieles wohl auch schon Kinder hinbekommen hätten. Eine Leinwand schwarz anmalen oder ein bisschen drauf rumklecksen, das kann wirklich jeder - nur das die Essener Stadtväter das hohe Kunst nennen, während manche Verlage es ablehnen, Bücher mit Kinderzeichnungen zu drucken, weil sie nur professionelle Grafiker beschäftigen und keine Kinderzeichnungen nehmen können. Natürlich, wenn Kinder ein bisschen "Krickelakrackel" machen, ist das keine Kunst - wenn ein Künstler, der von irgendeiner Persönlichkeit gehyped wird, das tut, ist es natürlich der neue Stern am Kunsthimmel. Haha!!
Auch hier ansässige Künstler - egal, ob Literaten, Maler, Fotografen, Musiker - werden nur wahrgenommen, wenn sie von irgendwem zur Kultfigur hochstilisiert werden, dabei gibt es hier eine Reihe von talentierten Menschen, wie man auch im Unperfekthaus gut sehen kann. Anfragen an mich zu Lesungen oder Veranstaltungen kamen bis auf eine Ausnahme lediglich aus anderen Ruhrgebietsstädten wie etwa Dortmund. Das Kleine Theater Essen war die einzige Institution aus Essen, die mir die Möglichkeit eines zweitägigen Gastspiels geboten hat (vielen Dank noch mal!!), wobei dieses Theater zwar wirklich sehr klein ist, aber gemütlich und mit einem sehr netten, engagierten Ensemble, aber auch das Kleine Theater wird leider nicht so wahrgenommen wie das Grillo, die Philharmonie und ähnliche Häuser, weil ihnen auch gar nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, ständig große Werbungen in WAZ/NRZ zu schalten.
Ach ja, und den Essener Stadtanzeiger möchte ich im Zusammenhang mit meinem Erstlingswerk "Mitten aus'm Pott" auch noch mal lobend erwähnen - sonst kommt da aber aus Essen nicht viel, wobei ich da nicht die Einzige bin, der es so geht. Die WAZ war immerhin auch so freundlich, mein Gastspiel im Kleinen Theater im Oktober 2008 sogar mit Foto anzukündigen. Das Literaturbüro Ruhr in Gladbeck schickte mir ja immerhin eine nette Absage mit der Begründung, dass sie im Kulturhauptstadtjahr 2010 eher internationale als regionale Künstler fördern (wo die Essen auch alle so gut kennen, deshalb finden in der hiesigen Lichtburg auch kaum Filmpremieren mit Hollywood-Stars statt...), aber manche haben sogar die Arroganz, gar nicht zu antworten. Auch das passiert unbekannten Künstlern ständig, weil sie vielfach keine große Lobby haben durch reiche Eltern, Prominente, Politiker etc.
Dennoch ist es schon interessant, dass die meisten Anfragen tatsächlich aus anderen Städten kamen, aber aus meiner eigenen Heimatstadt kommt so gut wie nix. Das ist im Prinzip schon ziemlich traurig, aber vermutlich schreibe ich auch zu nah an der Wirklichkeit und habe einen ziemlich schwarzen Humor, den ja nicht alle verstehen oder der manchen Menschen auch die Schamesröte ins Gesicht treibt ;o). Deshalb freue ich mich umso mehr, dass meine Werke nicht nur gerne von Freunden und Kollegen gelesen werden, sondern auch von Menschen, die mich persönlich gar nicht kennen - in meiner Veranstaltung im Kleinen Theater Essen waren es z. B. ausschließlich Gäste, die mich vorher gar nicht kannten, und die trotzdem ihren Spaß hatten - dafür war es ja auch gedacht ;o). Sabine, meine Chefin, liest gerade "Liebe, Tod und Teufel" von mir und findet es gut - okay, Sabine kennt mich persönlich, aber sie wäre auch der Mensch, der mir sagen würde, wenn es nicht so der Hit wäre. Deshalb habe ich mich auch umso mehr gefreut, als in meiner Geburtstagskarte aus Wehrheim u. a. stand "bewahre dir deinen eigenen speziellen Humor." Richtig, Mainstream war noch nie so mein Ding.
1 Kommentar:
Juhu, die Karte ist endlich angekommen.
Und hehe, Du hast "Schwanz" gesagt. Im Zusammenhang mit "steif" und "aufgeilen" und "mehrere hundert Meter lang" und "staut." Oh jeh, dabei ist heute nicht einmal nackter Donnerstag. :(
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