Das frage ich mich manchmal angesichts des eher bescheidenen Fernsehprogramms - alle drei Monate bucht die GEZ mehr als 52 Euro von meinem Konto ab (so auch diesen Monat) und angesichts der angebotenen Qualität vieler Sendungen frage ich mich, wofür.
Gestern Abend habe ich mal in den vom ZDF stark beworbenen Film "Anonyma - eine Frau in Berlin" reingeschaut - was beim Kinozuschauer ohnehin nur mäßig ankam, serviert das ZDF seinen Zuschauern jetzt also als Nonplusultra, so als wenn TV-Zuschauer alle nicht denken könnten...ich weiß, dass es ein gleichnamiges Buch gibt, habe es allerdings noch nicht gelesen, sodass ich mir kein finales Urteil in einem direkten Vergleich zwischen Buch und Film erlauben kann, aber alleine der Film würde eigentlich schon keine Lust machen, das Buch zu lesen, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass es wesentlich besser ist als der Film.
Die Grundidee, das lange tabuisierte Thema "Vergewaltigung von Zivilistinnen durch die Alliierten in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach" aufzugreifen, ist sicherlich lobenswert, aber ich finde, wie auch eine NRZ-Redakteurin schrieb, dass der Film den realen Opfern, die 1945 tatsächlich von russischen Soldaten vergewaltigt wurden, in keinster Weise gerecht wird. Vor einigen Jahren habe ich mal auf ARTE eine Dokumentation gesehen, in der Frauen zu Wort kamen, die nach dem Krieg von russischen Soldaten vergewaltigt wurden - wie für jede vergewaltigte Frau ist es ein traumatisches Erlebnis gewesen, das bei vielen bis heute nachwirkt und ihnen die Tränen in die Augen treibt. Wenn ich mir allerdings den Film im ZDF anschaue, könnte man eher den falschen Eindruck gewinnen, dass Vergewaltigungen erträglicher werden, wenn man sich seinen Peinigern mehr oder weniger freiwillig andienert und dass so etwas wie ein Gewöhungseffekt eintritt, so als wenn die achte Vergewaltigung nicht mehr so schlimm ist wie die erste...das kann ich mir kaum vorstellen und deckt sich auch in keinster Weise mit der Aussage tatsächlicher Opfer, die mehrfach im Krieg vergewaltigt wurden - egal, ob 1945 in Deutschland, während des Jugoslawien-Kriegs Anfang der 90er oder während des Bürgerkriegs im Kongo. Die erlittenen Traumatisierungen werden im Film eher oberflächlich aufgegriffen - okay, Nina Hoss als Anonyma kotzt einmal in einen Eimer, nachdem sie unfreiwillig von einem russischen Soldaten beschlafen wurde und zieht gelegentlich mal ein angeekeltes Gesicht, wenn ein Russe über ihr kniet und sie bespuckt, aber das tatsächliche Leid der Frauen spiegelt das nicht wider. Dass Anonyma angesichts der vielen erlebten Vergewaltigungen noch in der Lage sein soll, sich in einen russischen Kommandanten zu verlieben, der ihr zur Seite steht, halte ich für ziemlich an den Haaren herbei gezogen.
Der Film bedient eher das Klischee "Arme Deutsche - böse Russen", auch wenn erwiesen ist, dass die russischen Soldaten am häufigsten Zivilistinnen vergewaltigt haben. Die Franzosen stehen in der Hinsicht als Täter an zweiter Stelle, während Vergewaltigungen durch amerikanische und britische Soldaten eher selten waren. Auch wenn es sich bei den Taten um starkes Unrecht handelt und die Taten auch nicht zu entschuldigen sind, wird jedoch gerne vergessen, dass sich vieler der deutschen Wehrmacht-Soldaten 1943 bei Stalingrad nicht besser gegenüber den russischen Zivilistinnen verhalten haben. Es wird auch nicht erwähnt, dass eine Reihe von russischen Offizieren Vergewaltigungen von Frauen durch ihre Soldaten verhindert haben. Jedenfalls wundert es mich nicht, dass "Anonyma - eine Frau in Berlin" in den deutschen Kinos nur mäßigen Erfolg hatte.
Das ZDF hat ohnehin das Zeug, sich zu meinem "Lieblingssender" zu mausern: ständige Medikamenten-Werbung, so als wenn Medizin genauso ein alltäglicher Verbrauchsgegenstand ist wie Süßigkeiten, Gemüse, Nudeln oder Waschpulver, Boulevard-Sendungen, die zwar an die der privaten Sender angelehnt sind, aber die noch mehr den Unterhaltungswert eingeschlafener Füße haben als die Original-Versionen von RTL, SAT1 und VOX, Krimiserien, die die Bezeichnung eigentlich nicht mehr verdienen. Das einzig Interessante bei "Kommisssar Stolberg" ist, dass ich viele der Düsseldorfer Schauplätze wiedererkenne, da ich nunmal von Januar 2001 bis August 2006 und nun wieder seit Mai 2009 in Düsseldorf arbeite, aber die Handlung selbst ist eher besch...da haben ARD und viele Dritte mehr zu bieten, obwohl mich bei den Dritten die ewigen Wiederholungen bestimmter Tatort-Folgen auch schon nerven. Binnen eines Jahres läuft die sechste Wiederholung der Kieler Tatort-Folge "Borowski und das Mädchen im Moor" mit Axel Milberg. Die Folge ist weiß Gott nicht schlecht, aber dass sie jetzt im Abstand von etwa zwei Monaten dauernd serviert wird, macht sie auch nicht interessanter. Gestern Abend war es mal wieder soweit und der NDR zeigte eben jene Tatort-Folge...
Zu etwas späterer Stunde zappte ich per Zufall in "TV Total" auf Pro7 rein. Lena Meyer-Landrut, unsere Hoffnung (???) für den Eurovision Song Contest am 29. Mai, stellte einen weiteren Titel aus ihrem Album vor. Nein, danke!! Ich weiß zwar nicht, warum die Zuschauer sie als Repräsentantin für Deutschland beim Eurovision Song Contest gewählt haben, aber der Gesang kann es nicht gewesen sein - etliche Töne versemmelt, die hohen Töne total quietschig und gequetscht, m. E. Texthänger in Form undeutlichen Genuschels, schlechtes Englisch in Verbindung mit einem sehr starken deutschen Akzent, triviales Einheits-Geträller, dann noch ihr Wippen mit den Knien wie ein Fröschli mit Arthrose in den Kniegelenken...ich freue mich jetzt schon auf einen der letzten Plätze beim Song Contest. Wie gesagt: Das ist nichts gegen die Interpretin als Person - als solche ist sie mir nicht unsympathisch - aber ich halte weder sie noch ihren Titel "Satellite" dafür geeignet, Deutschland aus dem Grand Prix-Tief herauszuholen.
Was ich allerdings nicht fair finde von einigen Boulevard-Zeitungen: Lena soll uns beim Grand Prix vertreten und nun werden Klamotten von Anno Tobak rausgekramt (z. B. ihre Nebenrolle im Badeanzug in einer Folge der Sat1-Serie K11) und dann wird noch versucht, damit gegen sie Front zu machen. Verdammt noch mal, die Zuschauer haben sie nun einmal als unsere Interpretin gewählt und nun anzufangen, über sie herzuziehen und zu dissen wegen angeblicher Jugendsünden ist einfach nur billig! Das hat auch nichts mit sachlicher Kritik zu tun - jedem steht es frei zu äußern, ob er den Titel mag oder nicht - sondern einfach nur damit, jemanden runterzuputzen. Oops, und jetzt hat die "böse Lena" auch noch in irgendnem Video mit nem Typen rumgeknutscht - nein, wie furchtbar!! Hey, Ihr Schwachmaten, guckt mal bitte in andere Musikvideos und Spielfilme rein, da wird geküsst, geknutscht, Sex gehabt, mit dem A... gewackelt - also ist das ja nun nix Exklusives, was Lena getan hat, und schon mal gar nix Verwerfliches! Und diejenigen, die noch nie in ihrem Leben geküsst haben, Zoten gerissen haben oder Sex hatten, die mögen sich jetzt bitte melden...es ist einfach nur krank. Es ist schon interessant, dass in Deutschland immer irgendwelche Skandale und Skandälchen rausgekramt werden, sobald jemand sehr beliebt ist beim Publikum und/oder sogar Erfolg hat. Anscheinend haben wir keine drängenderen Probleme in diesem Land...
Ich halte zwar weder was von der CDU und auch nicht von Angela Merkels "Ich sitz mal alles aus"-Taktik, aber es nervt ziemlich, wenn sich ständig über ihr Äußeres lustig gemacht wird. Frau Merkel soll regieren (auch wenn sie das nur sehr sporadisch tut...) und nicht als Model auf nem Schönheitswettbewerb auflaufen! Bei manchen Kabarettisten steht doch ihr Aussehen mehr im Vordergrund als ihre politische Arbeit und das ist eigentlich auch nicht Sinn und Zweck der Sache. Die Leute müssen ja nicht mit ihr ins Bett gehen...ich bin zwar dafür, dass sie normalerweise wegen fortgesetzter Untätigkeit zurücktreten sollte (jeder Arbeitnehmer wird früher oder später gekündigt, wenn er durch Nichtstun glänzt und Boxkämpfe werden vorzeitig abgebrochen, wenn einer der Boxer gar zu passiv ist), aber das hat nix mit ihrem Aussehen zu tun.
Jedenfalls frage ich mich in jüngster Zeit häufiger, wofür eigentlich die ganzen GEZ-Gebühren verplempert werden - für ein vernünftiges Programm jedenfalls nicht. Da finde ich Marina sehr lobenswert: Sie zahlt zwar auch treu und brav ihre GEZ-Gebühren, doch sie hat schon seit gut einem Jahr kein Fernsehen mehr geguckt. Ich denke, da macht sie in vielen Fällen bestimmt nix falsch - und trotzdem ist sie immer gut informiert über alles, was in diesem Lande auf unterschiedlichen Ebenen passiert.
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