Donnerstag, 16. Mai 2013

Die punktuelle Gewitterwolke

Da ja an den Garten des Hauses, in dem ich mit meinen Stofftieren und weiteren Mietern wohne, ein Stück Niemandsland angrenzt, habe ich dieses Stück Niemandsland bei der Stadt Essen gepachtet und dort auch unter Mithilfe meiner Freunde und Groupies eine kleine Blockhütte errichtet. Sonst befinden sich große Fingerhutstauden, ein Teil des Bachlaufs und ein wenig Gras auf dem Terrain.

Eva, Renate und ich sitzen an einem sonnigen, warmen Morgen in meinem Niemandsland auf der Terrasse der Blockhütte und erfreuen uns an der Flora und Fauna, die uns umgibt - Hummeln, Fingerhutstauden, Sumpfdotterblumen, Eichhörnchen, verschiedene Vogelarten, Libellen...wir trinken Kaffee und essen Eis. Die Vögel zwitschern und tirilieren im Sonnenschein, meine Stofftiere klettern wahlweise die Fingerhutstauden oder den Kirschbaum in unserem Garten hoch.


                             Schaumkraut in der Nähe des Barchembachs - (c) Alexandra Döll, Essen


Die idyllische Ruhe wird jedoch plötzlich und unerwartet gestört, denn ES und Stinki kommen in den Hof gelatscht, um zu spielen "Brot für die Welt, Groupies für Alex". ES ruft direkt zu meinem Balkon hoch: "Mr. Dole, look at me!", hat aber noch gar nicht mitbekommen, dass ich mich mit zwei anderen Damen im nebenan gelegenen Niemandsland tummele. Sammy kräht fröhlich aus dem Kirschbaum heraus und nötigt Stinki, nachdem der ES angeranzt hat ("Wat is'n mit Ihnen eigentlich los?!"), mit ihr zu schaukeln. Stinki errötet, als er mich nebenan mit Renate und Eva schlemmen sieht. Eva und ich rufen fröhlich: "Halla!" ES ist erschüttert und setzt sich in die Babyschaukel, die neben der normalen Kinderschaukel hängt, um auch einen Blick auf mich zu haben. Renate kichert und sinniert über Groupies generell. Ein Rabenpaar fliegt krächzend von dannen, nachdem sie ES erblickt haben, die Kohlmeisen flüchten als Kleingruppe auf meinen Balkon im ersten Stock. Mein Heavy Metal-Gartenzwerg auf dem äußeren Fensterbrett zeigt den Vögelchen die Teufelsforke.


                       Heavy Metal-Gartenzwerg mit Sammy - (c) Alexandra Döll, Essen

Dem schönen Wetter langt es auch mit meinen Groupies und ES' Kinderblick, denn plötzlich und unerwartet zieht aus südlicher Richtung eine kleine, dunkle Wolke heran, die die Sonne aber nicht verdunkelt. Wir Mädels starren skeptisch zum Himmel und fragen uns, was das jetzt werden soll. Stinki ranzt: "Wat is'n mit Ihnen eigentlich los?!" Sammy hingegen will weiter mit Stinki schaukeln und ignoriert die kleine, dunkle Wolke singend.

Die kleine, dunkle Wolke kann aber noch mehr als einfach nur anwesend sein: Sie zieht direkt über unseren Garten und lässt einen hörbaren Donner erschallen. Die Stofftiere, die noch im Kirschbaum sind, flüchten schnell aus dem Geäst des Baums ins Hausinnere. Sammy springt von Stinkis Schoß und hilft ihren Kindern Chantal und Rudolf-Dieter, sich vor der Wolke und ihren Begleiterscheinungen in Sicherheit zu bringen. Stinki blickt gereizt zum Himmel auf und staunt über diese kleine Wolke, die die Sonne nicht verdunkelt und auch keine weiteren Artgenossen im Schlepptau hat. Er ranzt die Wolke an: "Wat is'n mit dir eigentlich los?!" Die Wolke stöhnt nicht - nein, sie lässt stattdessen einen neuen Donner erschallen. Ein Blitz fährt in die Erde. ES plärrt: "Mr. Dole, look at me!" Die Libellen bringen sich in der Fingerhutstaude in Sicherheit, die Füchse, die einen Bau irgendwo am Steilhang bewohnen, bleiben zu ihrem eigenen Schutz in selbigem. ES ist bereit, aus der Baby-Schaukel zu springen und meinen Stofftieren in den sicheren Gang zwischen Hausflur und Terrasse zu folgen. Stinki betrachtet die Wolke weiterhin skeptisch, die mal wieder einen Donner erschallen lässt. Wir Mädels schwanken zwischen Faszination, Angst und Kichern. Der Heavy Metal-Gartenzwerg auf meinem Balkon beginnt, Headbanging zu machen.

Als die kleine, dunkle Wolke wieder einen ziemlich lauten Donner erschallen lässt, gefolgt von einem Blitz, der neben den Garagen in die Erde fährt, reicht es Stinki, denn er steht rasch auf und rennt über die Wiese zu meinen Stofftieren. ES folgt ihm. Die beiden haben fast mein Haus erreicht, als die Wolke zwei Meter weiterzieht und die Herren nass macht, denn sie lässt einen Regenschauer her nieder prasseln, begleitet von tiefem Donnergrollen. ES plärrt mal wieder nach mir. Eva und ich rufen fröhlich: "Halla!", Renate gackert vor Vergnügen. Stinki ranzt in den Donner hinein: "Wat is'n mit dir eigentlich los?!"

Stinki und ES entscheiden sich schließlich, den Schauplatz des Geschehens zu verlassen, flitzen zur Haustür hoch und rennen zu ihren Autos, die zum Glück vor dem Nachbarhaus abgestellt sind. Stinki murmelt: "Ich bin dann mal weg!" Erst, als die Wolke sieht, dass die beiden mit ihren Autos abfahren, verpieselt sie sich wieder so schnell ins Nirvana, wie sie gekommen ist. Wir Mädels atmen erleichtert auf, die Libellen summen wieder um den Bachlauf herum und meine Stofftiere spielen weiter im Garten, wobei Sammy ein wenig traurig ist, weil Stinki weg ist und nicht mehr mit ihr schaukelt.

Happy End!!

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