Samstag, 25. Mai 2013

Ein schöner Auftritt

Gestern Abend hatte ich, wie angekündigt, meinen Auftritt in der Buschhütte in Steele, einer integrativen Einrichtung der evangelischen Kirche Essen, in der Behinderte und Nichtbehinderte zusammen die Freizeit verbringen.

Ich habe gestern meine Geschichte, in der absolut nichts passiert (aus "Wenn es Nacht wird im Pott" vorgetragen), in der neben Ingo der Mördermuschel, der Ruhr und dem Vollmond sprechende, fröhliche Piranhas eine tragende Rolle spielen :o). Die Geschichte kam jedenfalls beim Publikum gut an - sowohl bei Behinderten als auch bei Nichtbehinderten. Einige Zuhörer, darunter ein hauptamtlich in der Einrichtung tätiger Mitarbeiter, wollten auch direkt die bibliographischen Daten meines Buchs haben *freu*.

Neben mir sind u. a. noch ein Gitarren-Duo aufgetreten, ein geistig behinderter junger Mann, der aber rappen konnte wie der Teufel und ein Mann auf Rüttenscheid, der ein wenig lieblos selbst geschriebene Gedichte über Ameisen vortrug. Ein Video des Hörsturzes inklusive meinem Beitrag ist demnächst unter www.facebook.com/buschhuette abrufbar.

Es ist schade, dass es nicht noch mehr integrative Einrichtungen gibt bzw. dass diese immer ein wenig stiefmütterlich in den Medien behandelt werden. Unter Events war der Hörsturz gestern nämlich nicht mehr in der Lokalpresse angekündigt, lediglich Radio Essen hatte dazu auf seiner Homepage noch eine Meldung. Ich denke nicht, dass sich die Situation Behinderter in dieser Gesellschaft verbessert, wenn integrative Einrichtungen kaum erwähnt werden, dabei strahlen gerade viele (geistig) Behinderte eine solche Lebensfreude aus, von der sich mancher Nichtbehinderter ruhig mal ne Scheibe abschneiden könnte. Bestes Beispiel war gestern Abend ein geistig behinderter junger Mann namens Patrick (17), der einen Narren an mir gefressen hatte - ihn störte seine Behinderung nicht und bei entsprechender Musik hat er richtig gut abgefetet, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was andere jetzt denken könnten bzw. ohne irgendwelches Posing und Sich-in-Szene-setzen. Show ist nämlich nicht alles - auch wenn uns die Medien teilweise etwas anderes glauben machen wollen und uns deshalb jeden Proll als Nonplusultra verkaufen wollen. RTL und RTL II sind ja da ganz groß drin...

Ich glaube, manche sind sich auch nicht bewusst, dass sie schneller selbst behindert sein können - egal, ob geistig oder körperlich - als ihnen lieb ist. Ein Verkehrs- oder Haushaltsunfall kann da z. B. schon reichen, je nachdem, was in welcher Intensität verletzt wird. Auch Schlaganfälle können je nach betroffener Hirnregion dauerhafte Behinderungen hinterlassen, aber manche machen sich ja lieber Gedanken über ihre nächste Schönheits-OP oder wo sie ihr nächstes Gucci-Täschchen her kriegen. Da fragt man sich echt, wer da behindert ist - die Behinderten selbst oder die Schwachmaten, die die Nase bei behinderten Menschen rümpfen und nur Äußerlichkeiten im nur schwach gefüllten Kopf haben.  

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