Heute war es mal wieder soweit: ein Termin als Fallmanagerin bei einer Beschäftigungsgesellschaft! Ehrlich gesagt kam ich mir eher vor wie bei einem Kreuzverhör (in Personalerkreisen nennt man es auch Stress-Interview) und es wurde so ziemlich alles in Abrede gestellt, was ich kann - außer meine Leistungen im Bereich Sekretariat/Assistenz, und selbst da hörte ich an einigen Ecken schon Zweifel heraus, auch wenn das durch das Argument entkräftet wurde, dass ich ja in den ganzen fast neun Jahren, seit ich mit dem Studium fertig bin, nur zwei Wochen arbeitslos war, also muss ich ja irgendwas gut und richtig gemacht haben. Vielen Dank auch, das weiß ich selbst, zumal meine bisherigen Arbeitgeber praktisch alle mit mir zufrieden waren.
Nett ist auch, wenn man erst im Gespräch erfährt, dass die Stelle ohnehin nur bis 31.12.2009 befristet ist - über einen entsprechenden Hinweis in der Ausschreibung hätte ich mich mehr gefreut, denn dann hätte ich mich gar nicht erst beworben, aber: es kann ja immer mal wieder Personalbedarf bestehen...die Rahmenkonditionen waren okay, aber das war's auch schon. Meine Motivation und generalistischen Qualifikationen zählten wohl weniger; egal, was ich sagte. Irgendwie beurteile ich das Ganze als "Trainingsmaßnahme" für künftige Gespräche, aber ansonsten eher als reine Zeitverschwendung. Die haben aus meinem Lebenslauf gesehen, dass ich noch nicht jahrelang als Dipl.-Päd. Sozialarbeit gemacht habe, also hätten sie mich gar nicht einladen müssen - obwohl: ich war schon mal sozialarbeiterisch tätig und habe hier ja auch mit unseren Kunden zu tun. Auch wenn das keine Hartz IV-Empfänger sind, haben auch die ihre individuellen Problemlagen - Mobbing, Burn-out, Angst vor der Arbeitslosigkeit, psychische Probleme, schwer erkrankte Familienmitglieder etc. Wenn das alles nichts ist, dann weiß ich es auch nicht mehr...!
Auch mit meinem Bewerbungswissen, das sehr gut bei Suite101.de läuft und wegen dem mich der Verlag der deutschen Wirtschaft zur Expertin ausgewählt hat, konnte ich da nicht punkten. Ich hätte im Anschreiben aufnehmen sollen, warum ich über mein Jahr bei einer IT-Firma, bei der ich allerdings über eine Zeitarbeitsfirma eingesetzt war, kein Arbeitszeugnis habe. Irgendwie schien der Herr nicht ganz auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein, denn solche Erklärungen bieten sich eher für ein persönliches Gespräch an. Wenn man direkt im Anschreiben potentielle Arbeitgeber mit der Nase auf Negatives in irgendeiner Form stößt (schlechtes oder fehlendes Zeugnis, fehlende Kenntnisse oder nur Grundkenntnisse, längere Krankheit oder Arbeitslosigkeit etc.), dann muss man die Bewerbung gar nicht erst versenden, dann kann man sie auch direkt zur Hölle fahren lassen.
Es geht um Werbung in eigener Sache - deshalb heißt es auch BEWERBUNG - und nicht darum, den Arbeitgeber schon im Vorfeld davon zu überzeugen, dass es unter den Mitbewerbern einige, viel geeignetere Kandidaten gibt, denn das entscheidet immer noch er selbst. Das wäre genauso, als wenn für die Zahnpasta Signal geworben wird und die in ihren Werbespots direkt den impliziten oder expliziten Hinweis unterbringen, dass Blendi oder Blendax Antibelag viel besser für die Zähne und die Zahnreinigung sind *kopfschüttel*.
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