Über Nacht sind im Ruhrgebiet 30 cm Neuschnee gefallen, was insbesondere Opel-Fahrer dazu veranlasst, sich im Straßenverkehr bewemmst zu benehmen. Unsere Protagonisten machen es sich dafür mit Schlitten am Westerberg in Essen-Schönebeck gemütlich.
Meine Stofftiere haben oben am Hang einen Kakao- und Glühweinstand aufgebaut und nehmen pro Becher 50 Cent. Glühwein mit Schuss kostet allerdings 1,00 EUR. Zur Sicherheit haben Sammy und Ecki auch Erste-Hilfe-Köfferchen am Stand positioniert, denn manche nutzen nicht den normalen Rodelhang, sondern den Todesberg, der meist ziemlich vereist ist, sodass ggf. Blessuren verarztet werden müssen.
ES traut sich zunächst gar nicht, den normalen Hang hinunter zu rodeln und beginnt, einen Schneemann zu bauen. Eva und ich werfen vor unserer ersten Rodelpartie LSD ein und rufen fröhlich "Halla!". Stinki hat neben einem Schlitten auch seine Badepuppe Bethany und seine Puppe Vivien mitgebracht - natürlich tragen beide Puppen einen Schneeanzug, damit sie sich nicht erkälten. Stinki hat Bethanys Quietscheentchen an seinem Gürtel befestigt, damit die Ente nicht verloren geht und man ihn schneller im Tiefschnee wiederfindet, falls es beim Rodeln ein Unglück geben sollte. Einige kleine Mädchen haben ihre Glücksbärchis mitgebracht, mit denen sie rodeln möchten.
ES singt leise vor sich hin, während er einen Schneemann baut, der größer ist als er selbst. Eva und ich rodeln total zugedröhnt auf einem Schlitten den Hang runter und rufen fröhlich "Halla!" bzw. "Vorsicht, Brennholz!", damit wir nicht versehentlich Stinki oder andere Kinder auf die Hörner nehmen. Als wir den Hang erneut hinauf stapfen, empfängt uns Sammy mit zwei Bechern Kakao. Stinki starrt mich unsicher an und tätschelt den Schnee - laut Eva benimmt er sich wie Monk und muss jetzt mal was berühren. ES ruft: "Mr. Dole, look at me!" Ich kichere, zwinkere Stinki zu und nehme einen Schluck Kakao. Stinki errötet, sagt aber nix.
Stinki setzt sich auf seinen Schlitten. Vor ihm sitzen seine beiden Puppen, die er festhält, damit sie nicht vom Schlitten fallen. Vivien ruft: "Mami!", sodass Stinki fragt: "Wat is'n mit dir eigentlich los?!" Bethany strahlt mit ihren blauen Glasaugen und freut sich, dass sie mit ihrem Papi rodeln darf. ES wirft mit nem Schneeball nach Stinki, verfehlt ihn aber und trifft stattdessen einen freundlichen Bernhardiner mit Schnapsfässchen um den Hals, der ihn frustriert anbellt. Eva kichert und ruft: "Halla!" Ich zünde mir ne Zigarette an und rede mit Sammy.
Die erste Rodelpartie von Stinki verläuft problemlos. Seine beiden Puppen freuen sich. Vivien ruft begeistert: "Mami!" Stinki stöhnt genervt und lässt sich von Sammy einen Glühwein geben. Da diese Rodelpartie ja so gut geklappt hat, entschließt sich Stinki, mit seinen Puppen nicht den normalen Hang runter zu rodeln, sondern den vereisten Todesberg. Meine Warnungen schlägt er natürlich in den Wind, weil er mich beeindrucken möchte. Sammy nöhlt: "Maaaaaaaann!!!" Ich rufe nur: "Halla!" und warte auf die Dinge, die da kommen.
Es kommt, wie's kommen muss: Stinki gibt am Todesberg richtig Schwung und saust über die Eisfläche den Hang hinunter. Das Bremsen wird ziemlich schwierig, da ja alles vereist ist. Er kräht - wenn auch nicht vor Freude. Vivien ruft entsetzt: "Mami!" Einige Spaziergänger auf dem Weg, der runter zum Teich bzw. zum Schloss führt, hechten in die Büsche, als Stinki den Berg runtergesegelt kommt und "Vorsicht, Brennholz!" ruft. Zum Glück hat sich der Bernhardiner mit Schnapsfässchen um den Hals schon in Bewegung gesetzt und will Stinki helfen, der gar nicht weiß, wie er den Schlitten nun zum Stehen kriegen soll. Weitere Spaziergänger hechten in die Büsche und rufen Stinki irgendwas wenig Nettes hinterher. Eva und ich blicken Stinki und seinem Schlitten erschüttert nach und rufen: "Halla!" Sammy nöhlt: "Maaaaaaaaaaaaaaaaann!!" Eva und ich hangeln uns vorsichtig den Hang runter. ES ruft: "Mr. Dole, look at me, not at him!", aber das ignorieren wir einfach. ES baut frustriert weiter an seinem Schneemann.
Schließlich macht Stinki mit seinem Schlitten ein Hopserchen über die kleine Mauer am Teich. Seine Puppen fliegen auf eine Bank, die am Ufer steht und blicken ihrem fliegenden Papi alias Mami mit großen Augen hinterher. Vivien ruft entsetzt: "Mami!" Stinki hat keine Zeit zu antworten, denn nach einem kurzen Flug landet der Schlitten auf dem vereisten Teich. Der Zwerghamster des Todes steht am Ufer und scharrt schon aufgeregt mit den Pfoten - kann er den Typen vielleicht mit ins Jenseits nehmen?! Stinki kräht, als er auf dem Eis aufschlägt und ins Eis einbricht (dabei gibt's dort gar nix zu holen). Goldfische knabbern interessiert an seinen Handschuhen, sodass er motzt: "Wat is'n mit Euch eigentlich los?!" Enten quaken verärgert und zeigen ihm einen Vogel. Der Zwerghamster des Todes wird kopfüber von Ente Marianne und ihren 13 Küken in den Schnee getreten, denn die Schar ist wieder auf der Suche nach Erpel Dieter. Der watschelt gerade mit ner Fluppe im Schnabel an Stinki vorbei und grummelt: "Du bist bestusst!" Stinki findet das nicht witzig und schnattert vor Kälte, sodass er sogar auf seinen Standard-Satz ("Wat is'n mit dir eigentlich los?!") verzichtet.
Eva und mir gelingt es mit Hilfe des freundlichen Bernhardiners mit Schnapsfässchen um den Hals, Stinki aus dem eiskalten Wasser zu bergen. Der arme Kerl liegt entkräftet und frierend am Ufer, sodass der Bernhardiner ihn erst mal mit Schnaps abfüllt, während Eva und ich per Handy einen Krankenwagen anfordern, der am zum Glück nicht weit entfernten Philippusstift stationiert ist. Stinki steht lallend, torkelnd und hicksend auf und wird von einem Schlitten, der mit zwei etwa zehnjährigen Jungs besetzt ist, auf die Hörner genommen, sodass er abermals betäubt in einem verschneiten Rhododendronbusch liegen bleibt. Der Bernhardiner füllt ihn noch mal mit Schnaps ab, achtet aber darauf, dass Stinki nicht mehr aufsteht, damit nicht noch mehr passiert. In der Zwischenzeit ist auch der Krankenwagen eingetroffen, der den hicksenden Stinki direkt ins Krankenhaus bringt. Eva und ich kümmern uns derweil um Stinkis Puppen, die traurig auf der Bank am Teich sitzen.
ES ist es mittlerweile unfreiwillig gelungen, Klaus den Killer-Schneemann zu reaktivieren, der auch direkt einige Kinder meucheln will. ES heult: "Mr. Dole, look at the snowman!", doch Klaus der Killer-Schneemann lässt sich nicht aufhalten, und ich bin sowieso viel zu weit entfernt. Zum Glück kommt aber ein Schneepflug vorbei, der den Killer-Schneemann einfach überfährt, sodass erst mal wieder Ruhe im Karton ist. ES wird vorläufig festgenommen wegen groben Unfugs und plärrt, u. a. nach mir. Stinki hickst in einem Einzelzimmer im Philippusstift weiter. Eva und ich haben ihm seine Puppen ins Krankenhaus gebracht, sodass er uns dankbar anlächelt, bevor er weiter hickst. Der Bernhardiner hat vom Stationsarzt ein Leckerchen bekommen. Die Kinder sind nach Hause gegangen, genau wie meine Stofftiere, die Klaus den Killer-Schneemann auch nicht besonders mochten. Eva und ich rufen vor dem Krankenhaus fröhlich "Halla!", bevor wir uns in einem Café am Germaniaplatz stärken.
Happy End!!!
Schnee auf meinem Balkon - (c) Alexandra Döll, Essen
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