Eva mailte mir gestern von Michael, einem Schulkollegen ihres Gatten Uwe. Uwe und Michael haben zusammen an der Umschulung zum Industriekaufmann teilgenommen.
Michael bekam einen Anruf von einem ziemlich verstrahlten Personaldienstleister. Der wollte ihn bei einem Entleihbetrieb beschäftigen - für 1.050 EUR netto, was je nach Steuerklasse einem Bruttogehalt von 1.500 EUR bis maximal 1.700 EUR entsprechen dürfte. Michael hat den Disponenten dann ganz freundlich gefragt, ob er sein eigenes Futter anbaut und sein Auto von dem selbstgestrickten Sprit aus Rapsöl läuft - anders ginge das wohl auch nicht bei solch einem niedrigen Nettogehalt. Darauf wusste der Disponent wohl nicht zu wechseln - welche Überraschung, dass es auch noch Arbeitssuchende gibt, die sich nicht jeden Schwachsinn bieten lassen - und hat einfach aufgelegt, was wohl eher für mangelhaftes Sozialverhalten und hirnlose Hilflosigkeit des Disponenten spricht :o). Die Reaktion von Michael fand ich jedenfalls super.
Zeitarbeit kann eine Alternative zur Arbeitslosigkeit sein - muss sie aber nicht in allen Fällen zwingend sein, und schon mal gar nicht, wenn dann irgendwelche verstrahlten Disponenten anrufen und dem Arbeitssuchenden Stundenlöhne von weit unter 10 EUR anbieten, gleichzeitig aber ein kariertes Maiglöckchen verlangen, das über alle möglichen und unmöglichen Qualifikationen und Kompetenzen verfügen soll. Solche Stellen sollte jeder Arbeitssuchende ablehnen - egal, ob er tatsächlich arbeitslos ist oder sich aus ungekündigter Stellung heraus bewirbt - denn nur so raffen die schwarzen Schafe, dass sie mit ihrem merkwürdigen Geschäftsgebaren nicht weiter kommen.
Ich hatte im Februar 2012, als ich auch Arbeit suchend war, auch mal so ne merkwürdige Truse von einer mir bis dato unbekannten Zeitarbeitsfirma in Mülheim an der Strippe. Ursprünglich hatte ich mich dort als Personalberaterin/-disponentin beworben, aber für die Stelle kam ich nach Meinung der etwa 25-jährigen, tussigen Dame nicht in Frage - klar, ich hätte es auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können und wollen, Arbeitssuchende für Hungerlöhne zu Entleihbetrieben in der Region zu schicken. Gleichwohl stellte sich auch die Frage, ob es die Stelle tatsächlich gab oder ob es nur wieder ein berühmt-berüchtigtes Lockangebot war, um den eigenen Bewerberpool zu füllen.
Sie wollte mir dann eine Stelle im Call Center einer Bank in Duisburg andienern - ich hab zwar keine Bankenausbildung, hab aber im Rahmen meiner Tätigkeit bei Oscar Winzen Menschen betreut, die in Banken tätig waren, und wusste daher schon, welche Bank das sein würde. Da war die Dame zum ersten Mal geplättet, als ich ihr auf den Kopf zusagte, welche Bank das ist - dass ich keine Ausbildung im Bankenbereich habe, schien ihr aber wohl noch egal zu sein (klar, nach Meinung solcher Hirnblondinen gibt sich ja jeder Arbeitslose dafür her, andere Menschen ohne Vorkenntnisse am Telefon zu bescheißen...) und noch geplätteter war diese Tussi, dass ich nicht für weniger als 2.400 EUR brutto arbeiten würde. "Was?! Soviel?!" *knatsch* Für mich war das Gespräch danach beendet und soweit ich weiß, gibt es eben jene Zeitarbeitsfirma heute auch nicht mehr, haha. Bei dem tussigen und säuseligen Personal wundert mich das auch nicht weiter. Solche Personaldienstleister tragen ohnehin nicht gerade zur Verbesserung des Images von Zeitarbeitsfirmen bei.
Vor allem frage ich mich immer, wie man/frau eigentlich drauf sein muss, um sich dafür herzugeben, im Namen eines Personaldienstleisters Arbeitssuchende zu kontaktieren und ihnen Dumping-Löhne anzubieten, nach dem Motto "Der/Die soll froh sein, wenn er/sie überhaupt noch Arbeit bekommt." So weit sollte allerdings kein Arbeitsloser sinken, dass er sich für nen grottenschlechten Stundenlohn auf die Bretter schicken lässt und dann noch in einer Branche, von der er gar keine Ahnung hat. Solche Menschen, die sich dann aber als Disponenten dafür hergeben, Arbeitssuchende für nen Hungerlohn auf die Bretter zu schicken, scheinen dann so unterbelichtet zu sein, dass sie ihre Macht - die sie gar nicht haben, höchstens in ihrer Phantasie - bei vermeintlich in Not geratenen Menschen ausleben wollen, nach dem Motto "Ich bin zwar die birnigste Tussi weit und breit, aber ich hab Arbeit - und du nicht! Ätsch!". Auf solche Bauernfänger und Charakterschweine kann man getrost verzichten.
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