Gestern Abend wurde in der Aktuellen Stunde berichtet, dass unsere Nachbarstadt Mülheim an der Ruhr plant, seine Straßenbahnen abzuschaffen. Hallo????
Die meisten Bahnen, die auf Mülheimer Stadtgebiet fahren, fahren aber auch rüber in die Nachbarstädte Essen, Duisburg und Oberhausen - bei uns in Essen ist es nur noch die 104 bis Abzweig Aktienstraße in Schönebeck, früher waren es die 104 und die 114, wobei die 104 dann sogar vom Mülheimer Hauptfriedhof bis nach Essen-Rellinghausen gefahren ist. Auf Mülheimer Stadtgebiet wurde die Linie 104 bis zum Regionalflughafen verlängert, dafür fährt sie in Essen nur noch bis kurz hinter die Stadtgrenze. Als ich noch Schülerin war - also in den 80er Jahren und Anfang der 90er - war ich eigentlich immer ganz dankbar, dass ich außer 103 und 105 auch noch alternativ die 104 nehmen konnte, die ohnehin nur alle 20 Minuten fuhr - im Gegensatz zu den beiden anderen Straßenbahnlinien, die jeweils im Zehn-Minuten-Takt fuhren und auch bis heute in dem Takt fahren.
Ach ja, die U18 ist auch noch eine der U-Bahnen, die zwischen Mülheim Hbf und Essen-Berliner Platz hin- und herpendelt. Für die Essener, die mal eben ohne Parkplatzsuche rüber ins Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum wollten, war die U18 eine echte Alternative. Oder bleibt die U18 von diesen kuriosen Sparplänen ausgenommen?
Die Pläne von Mülheims Verkehrsbetrieben, die Straßenbahnen auf ihrem Stadtgebiet abzuschaffen, kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. Angeblich ist der Unterhalt bzw. die Sanierung des Schienennetzes zu kostspielig für unsere Nachbarstadt - komisch, in Mülheim wohnen aber unter den ca. 440.000 Einwohnern auch eine Reihe wohlhabender Menschen. Ist der Umstieg auf Busse denn günstiger? Busse stehen ggf. häufiger im Stau, da sie sich die Straße mit Pkw, Lkw und Zweirädern teilen, und verbrauchen teuren Sprit.
Die Politik wirbt doch immer im großen Stil damit, dass man sein Auto öfter stehen lassen und stattdessen den ÖPNV nutzen soll. Wenn da aber immer weiter gekürzt wird, ist das nun wirklich keine Alternative mehr zum eigenen fahrbaren Untersatz.
Auch die Nachbarstädte Essen, Oberhausen und Duisburg, die ja teilweise auch durch Mülheimer Straßenbahnen bedient werden, sind über diese Planung alles andere als glücklich.
Hm...kommt Essen demnächst auch auf so kuriose Ideen wie unsere Nachbarstadt? Das wäre dann der blanke Hohn, denn erst vor etwa 20 Jahren wurde Richtung Essener Norden die oberirdische Trasse nach Altenessen/Karnap auf unterirdisch verlegt; eine Zeit lang ist die 106 sogar noch oberirdisch die Altenessener Straße entlang gefahren, obwohl der unteriridsche Streckenabschnitt bereits frei gegeben war. Früher pendelte die Straßenbahn 106 zwischen dem Germaniaplatz in Borbeck und Alter Landstraße in Karnap im äußersten Norden Essens bzw. einmal die Stunde sogar bis Gelsenkirchen-Schloss Horst. Heute fahren Richtung Norden drei Linien, allerdings unterschiedlich weit: Die 106 fährt heute vom Germaniaplatz bis zum Bahnhof Altenessen, was noch recht nah an der City dran liegt, die U11 fährt ab Messe-Ost in Rüttenscheid bis Karlsplatz im Altenessener Norden und die U17 fährt von der Margarethenhöhe im Essener Südwesten rüber nach Gelsenkirchen zum Schloss Horst. Bis vor wenigen Jahren ist noch die U11 bis Gelsenkirchen gefahren.
Einige Linien, die es früher noch gab, sind ja ohnehin bereits in Essen eingestampft worden: Die Buslinie 150, die von Schonnebeck-Portendieckstraße über Kray, Frillendorf, Stoppenberg, Borbeck und Gerschede nach Frintrop fuhr, gibt es gar nicht mehr, die Straßenbahnlinie 115, die zwischen Rellinghausen im Süden und Borbeck-Germaniaplatz im Nordwesten pendelte, wurde auch eingestampft. Die Straßenbahnlinie 109 sollte eine Zeit lang ja gar nicht mehr das "Randgebiet" Frohnhausen-Breilsort, das direkt an Mülheim-Heißen angrenzt, bedienen, sodass die Anwohner dort erst mal mehrere 100 Meter hätten laufen müssen, um zum Bus an der Rüdesheimer Straße zu kommen - für Senioren oder behinderte Personen wohl nicht gerade eine tolle Sache. Zum Glück fährt die 109 weiterhin vom äußersten Westen der Stadt bis zum Steeler Bahnhof im Osten. Die Planung scheint manchmal komplett am ÖPNV-Nutzer vorbei zu gehen.
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