Da das Buch "Düstere Schauergeschichten" aus dem Jahr 2010 ja zwei Gruselgeschichten beinhaltet, gibt es natürlich auch zwei Leseproben.
Nachtschreck und Morgengrauen
[...] Mittlerweile hatten sie die Brücke überquert, die den Friedhof und das Mühlbachtal miteinander verband. Sie bogen langsam nach rechts ab und folgten dem Weg, den sie erst gestern Abend entlang gelaufen waren. Schon nach etwa einhundert Metern sahen sie im Bach das, was sie bisher nur durch die telefonische Aussage des Friedhofsgärtners kannten und das ihnen augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren ließ: Särge, die teilweise im Bach lagen und solche, die in chaotischer Anordnung am Ufer standen, und zwar teilweise sogar hochkant. Mitten zwischen den ganzen, teilweise aufgesprungenen Holzkisten stand eben jener Gärtner, der nicht allzu weit entfernt auf der Margarethenhöhe wohnte und der die Katastrophe als Erster entdeckt hatte. Er winkte ihnen sichtlich erleichtert zu, als sie langsam den Hang hinab stiegen, um hinunter zum Bach zu gelangen. Sie mussten noch auf die andere Seite, wobei umgestürzte Bäume, die quer über dem Bachlauf lagen, eine erhebliche Erleichterung bei der Überquerung darstellten und allzu nasse Füße vermieden. Claudia sah, dass Martha ein Aufstoßen unterdrückte. Ihr war auch recht mulmig zumute. Die schwüle Luft, die zuvor noch nach Regen und frischer Erde gerochen hatte, erfüllte sich nach und nach mit dem üblen, penetranten Geruch von Fäulnis und Verwesung. [...]
Beerdigungsmusik
[...] Der Leichenwagen hatte vor der Friedhofsgärtnerei angehalten, an die die Toiletten und die Trauerhalle angrenzten. Am liebsten wäre Rosanna gar nicht dort entlang gegangen, aber es führte kein anderer Weg daran vorbei. Die Wege teilten sich erst hinter der Trauerhalle und dem Schuppen, an dem sich Friedhofsbesucher Gießkannen, Besen und Harken für die Grabpflege ausleihen konnten. Sie bemühte sich, nicht hinzuschauen, als sie an dem Typen vorbei liefen, dennoch sah sie aus den Augenwinkeln, wie er sie maliziös angrinste, bevor er sich abwandte und mit langsamen, beinahe provozierenden Schritten in die Friedhofsgärtnerei ging. [...]
[...] Noch während der Pfarrer die Trauerrede am offenen Grab hielt, blitzte es wieder - diesmal hatte Rosanna es ganz deutlich gesehen. Sie zuckte zusammen. Frank legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter und flüsterte ihr zärtlich zu, dass alles in Ordnung sei. Einige Trauergäste waren ebenfalls aufgeschreckt, nur der Pfarrer sprach in monotoner Weise weiter, als wenn ihn das heraufziehende Gewitter nichts anginge. Mittlerweile war es regelrecht zappenduster, was nicht nur auf die Mondfinsternis mitten am Tag zurückzuführen war, sondern auch auf das heraufziehende Gewitter. Es blitzte wieder. [...]
Heraufziehendes Unwetter - (c) Alexandra Döll, Essen
Die bibliographischen Daten des Buchs lauten:
Alexandra Döll:
Düstere Schauergeschichten. Zwei unheimliche Geschichten aus'm Ruhrgebiet.
52 Seiten, Paperback.
ISBN: 978-383917162-2
Books on Demand GmbH, Norderstedt. April 2010.
Preis: 5,00 EUR
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