Freitag, 24. April 2009

Nette Antwort vom Literaturbüro Ruhr und Kulturhauptstadt 2010

Vor einigen Wochen hatte ich eine Anfrage für eine Lesung/Comedy-Veranstaltung an das Literaturbüro Ruhr e. V. gesendet, da ich auf der Homepage erfahren hatte, dass das Literaturbüro auch Autoren aus der Region mit Veranstaltungen unterstützt.

Gestern bekam ich die Mappe zurück mit einer wirklich netten Absage. Absagen sind ja leider nicht selbstverständlich - weder im Berufsleben noch bei Autorenanfragen. Wenn überhaupt mal Absagen erfolgen, wie auch meine Kunden in der Outplacement-Beratung oftmals schmerzlich feststellen müssen, sind es meist Standard-Texte ("Leider können wir Ihre Bewerbung nicht berücksichtigen." oder "Wir haben uns in der Zwischenzeit für einen Mitbewerber entschieden."). Bei Autoren sind eher Standardfloskeln üblich wie "Wir können Sie nicht verlegen.", "Ich sehe keine Möglichkeit für einen Auftritt in unserem Hause." und Ähnliches. Von diesem gelangweilten (und langweilenden) Einheitsbrei hat sich die Absage des Literaturbüros wirklich deutlich unterschieden und angenehm abgehoben.

Nervig finde ich allerdings die Tatsache, dass im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 nur internationale Autoren - also Schriftsteller, die praktisch schon viele Menschen kennen - gefördert werden. Auch wenn Bücher noch nicht in -zig Sprachen übersetzt wurden oder keine Millionenseller sind, heißt das ja nicht automatisch, dass diese grundsätzlich schlecht sind. Umgekehrt gibt es auch vermeintliche Bestseller, die von den Lesern auch nicht immer als lesenswert und unterhaltsam empfunden werden. "Die Blechtrommel" von Günter Grass zählt ebenso dazu wie Frank Schätzings "Der Schwarm", einige Romane von Rosamunde Pilcher und selbst Harry Potter wird nicht von allen Lesern als toll empfunden. Über Charlotte Roches "Feuchtgebiete" herrschen geteilte Meinungen. Ich persönlich kann zu dem Buch nichts sagen, da ich es noch nicht gelesen habe, finde es aber von ihr sehr mutig, als Frau offensiv an vermeintliche Tabu-Themen und Sexualität heranzugehen. Damit haben viele Männer offenbar ohnehin ein größeres Problem, ich musste es auch schon feststellen, wenn es um meine Geschichten mit erotischen Anteilen ging wie etwa "Der Liebhaber" in meinem Erstlingswerk "Mitten aus'm Pott" ;o). Schreibt Charles Burkowski über Sex und Gewalt, wird das in Kultur-Sendungen als wahre Kunst hochstilisiert, schreibt Charlotte Roche oder irgendeine andere Frau über Sex, wird das eher kritisch gesehen, hinterfragt und ausdiskutiert.

Ohnehin fällt negativ auf, dass manche Kulturschaffende - egal, ob Maler, Fotografen, Autoren oder Musiker - die nicht gerade schon etabliert sind oder einen gewissen Prominenten-Bonus haben, vom Programm der Kulturhauptstadt 2010 ziemlich ausgeschlossen werden. Die "freie Szene" scheint in den Augen mancher Lokalpolitiker praktisch nicht existent zu sein. Betrachtet man jedoch Institutionen wie das Unperfekthaus Essen, so fällt auf, dass auch in der freien Szene durchaus viele gute Werke entstehen, egal in welcher künstlerischen Form. Auch die Kleingärtnervereine in Essen und Umgebung sind bereits sauer, weil auch sie im Programm für das Kulturhauptstadtjahr keine entsprechende Berücksichtigung finden, dabei zählen auch die Schrebergärten zu einem festen Bestandteil der Kultur im Ruhrgebiet (die NRZ berichtete). Unsere Stadtspitze hat es offensichtlich noch nicht mitbekommen oder ist einfach zu ignorant.

Angesichts von soviel Ignoranz und Arroganz habe ich mich beispielsweise letztes Jahr umso mehr gefreut, dass ich im Sommer ein Angebot des Kleinen Theaters in Essen für ein zweitägiges Gastspiel im Oktober bekam, das auch am 10./11.10.2008 mit gutem Erfolg stattgefunden hat. Es freut mich, wenn es Buchhandlungen, Theater, Kulturzentren etc. gibt, die auch noch unbekannten Künstlern eine Plattform bieten und die nicht nur den schlichten Mainstream im Kopf haben.

Auch wenn diese Einrichtungen eher spärlich gesät sind, gebe ich trotzdem nicht auf, schreibe weitere Einrichtungen an und freue mich auch über Initiativ-Zuschriften für Veranstaltungsangebote. Bühnenerfahrung, (schwarzer) Humor und vier unterhaltsame Werke sind meinerseits vorhanden ;o). Ich freue mich über Zuschriften von Buchhandlungen, Gaststätten, Kneipen, Krankenhäusern, Theatern, Kulturzentren und allen anderen Einrichtungen, deren Besucher/Bewohner gut unterhalten werden möchten. Lachen ist ja bekanntlich gesund - auch wenn es bierernste Zeitgenossen gibt, bei denen alles bedeutungsschwanger und seriös sein muss, um künstlerisch wertvoll zu sein.

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