Montag, 6. April 2009

Nicht alles ist Satanismus

Vor einigen Tagen freute ich mich noch über zwei Anfragen zu meinen Artikeln. Über die Anfrage des Gymnasiasten zum Thema "Anglizismen in der deutschen Sprache" freue ich mich auch nach wie vor. Bei der Anfrage zu meinem Satanismus-Artikel musste ich jedoch leider nachträglich feststellen, dass diese von einem Herrn stammte, der sogar schon der Justiz bekannt ist für Mordaufrufe gegen Politiker, Redakteure der WAZ und Westfälischen Rundschau, Verschwörungstheorien insbesondere in Bezug auf Satanismus u. ä.

Ich bin nur darauf gekommen, weil es mit der Anfrage, meiner Genehmigung und einem kurzen Dankeschön nicht getan war, sondern weil mir der Mord an einer 15-jährigen Schülerin aus Wetter/Ruhr als Tat verkauft werden sollte, die von ihren angeblich satanistischen Freundinnen begangen wurde - verurteilt wurde jedoch für die Tat ein ehemaliger Mitschüler ihrer Schwester, mit dem das Opfer in Streit geraten war. Natürlich hat die Justiz dem Täter das Verbrechen untergeschoben oder sich die Beweise so zurecht manipuliert, damit die angeblichen Satanistinnen nicht verurteilt wurden, stattdessen sitzt nach seiner Meinung nun ein Unschuldiger in Haft. Die DNA des Verurteilten wurde jedenfalls am Tatort gefunden, die der Freundinnen, die diese Tat begangen haben sollen, aber nicht. Hinweise für einen satanistischen Hintergrund gab es ohnehin aus objektiver Sicht nicht, er deutet dies aber so, weil Satanisten geübt im Töten seien und somit besser als jeder Andere Spuren verwischen könnten. Interessanterweise müssen sich die meisten Satanisten gar keine Mühe geben, um ihre Spuren zu verwischen, da solche Taten wirklich im Verborgenen, weit ab von der übrigen Gesellschaft, geschehen. Das Ehepaar Ruda, das einen Arbeitskollegen tatsächlich aus satanistischen Motiven getötet hat, hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Tatspuren zu beseitigen, sondern ist danach geflüchtet.

Er kannte das Opfer zwar überhaupt nicht persönlich, fühlte sich aber mit ihr seelenverwandt und hatte schon Angst, dass die Polizei ihn dieses Verbrechens bezichtigen könnte. Außerdem könnte er gut verstehen, wenn ich jetzt Angst hätte (wovor???). Mir kam das Ganze jedenfalls reichlich komisch vor, so als wenn es ihm gar nicht um eine seriöse Berichterstattung zum Thema "Satanismus" ging, sondern als wenn dieses Phänomen für ihn eine überwertige (wahnhafte) Idee wäre, deshalb habe ich mal ein wenig nachrecherchiert.

Obwohl ich mich dort seltenst im Netz tummele, habe ich Informationen über den besagten Herrn bei yasni.de und 123people.de gesammelt, wobei mir dann direkt die o. g. Aspekte serviert wurden. Eine rechtskräftige Verurteilung aus dem Jahr 2007, u. a. wegen Aufrufs zu Straftaten, gibt es schon.

Eigentlich habe ich bislang darauf vertraut, dass ich nicht noch extra über die o. g. Personenportale nachprüfen muss, ob derjenige seriös ist, der aus meinen Artikeln zitieren möchte. Im Nachhinein ärgert mich mein Gottvertrauen wiederum, denn wenn ich vorher gewusst hätte, dass jemand Informationen zum Thema "Satanismus" haben möchte, der offensichtlich an einer schwerwiegenden Paranoia leidet, hätte ich mein Einverständnis hierzu sicherlich nicht gegeben. Mit wahnhaften Umdeutungen von Tatsachen, Satanismus an jeder Ecke und Morddrohungen gegen Dritte möchte ich nicht in Verbindung gebracht werden.

An meinem Artikel gibt es eigentlich nicht viel umzudeuten, er weist eher auf die hohe Dunkelzifferproblematik, häufig fehlendes Hintergrundwissen der Justizbehörden und die Konsequenzen satanistischer Rituale für die Opfer hin. Ich weiß nur nicht, unter welcher Perspektive er den Artikel gelesen hat und was unter Umständen in meine sachbezogenen Ausführungen hinein interpretiert wird. Um zu vermeiden, dass ich mein Einverständnis noch einmal bei jemandem gebe, der die Inhalte meiner Artikel dazu nutzen möchte, um damit sein verqueres Weltbild zu untermauern, werde ich bei entsprechenden Nachfragen vor meiner Einverständniserklärung die Person prüfen, die gerne aus einem meiner Artikel zitieren möchte. Dies gilt weniger für unspektakuläre Themen wie Ausflugstipps und Filmkritiken, sondern eher für Artikel, die "heiße Eisen" wie Satanismus, sexuelle Deviationen aller Art oder Amokläufe behandeln.

Ansonsten gilt: Nicht jedes noch so grausame Tötungsdelikt steht in Verbindung mit Satanismus. Menschen töten zur Vertuschung einer andere Straftat (z. B. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch), zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus reiner Lust am Töten (etwa bei antisozialer Persönlichkeitsstörung), aus enttäuschter/zurückgewiesener Liebe, aus Eifersucht, aus Habgier. Nicht jedes Tötungsdelikt ist mit Satanismus zu erklären, zumal viele Opfer der Polizei gar nicht bekannt werden. Mehr dazu gibt es unter besagtem Artikel:

http://forensik-kriminalistik.suite101.de/article.cfm/ritualisierter_missbrauch_und_mord_satanismus

Keine Kommentare: