Samstag, 5. November 2011

Lustige Vorgänge und Neues aus der Bewerber-Welt

Hm, irgendwer - ich weiß nicht, wer - hat auf den derzeit etwas staubigen Lack meines Clio ein Herzchen mit dem Finger gemalt, und zwar genau auf der Kofferraumklappe :o). Clio und ich waren uns uneins, wem das Herz jetzt gegolten hat - ihm oder mir, hihi. Ich habe Clio auch nach dem Urheber gefragt, weil er ja wohl am ehesten bemerkt, wenn jemand mit dem Finger Herzen auf seinen Lack malt, aber er sagte, er kannte den Kerl nicht :o). Na ja, Herzchen-Malereien mit dem Finger sind ja ganz nett, aber ohne Kenntnis des Urhebers kann ich natürlich nicht sagen, ob mich das freut oder nicht so sehr. Nett ist es aber in jedem Fall; über Herzchen, die per Graffiti auf meinen Lack gesprüht werden oder per Edding aufgemalt werden, würde ich mich weniger freuen.

Mein für gestern geplantes Telefon-Interview musste verschoben werden, da alle Personaldisponenten kurzfristig erkrankt, verunfallt oder im Urlaub waren, sodass das Ganze jetzt am 16. stattfindet. Na, das ist höhere Gewalt, da kann niemand was für, wenn jemand überraschend erkrankt oder nen - zum Glück nicht schlimmen - Unfall hat. Ich finde es auch gut, dass die Assistentin sich gemeldet hat, um den Termin in Absprache mit mir zu verschieben, denn im ungünstigsten Fall hätte die Firma ja auch nach dem Motto verfahren können "Sie merkt schon, wenn wir sie nicht zum vereinbarten Termin anrufen." Das finde ich in jedem Fall sehr positiv und zeigt auch echtes Interesse an mir als Bewerberin.

Gestern bekam ich ne Absage von einem Bewerber-Portal für Pädagogen und Sozialwissenschaftler aller Art  - ich hatte mich dort auf keine konkrete Stelle beworben, sondern lediglich mein Profil dort eingestellt für ggf. passende Vakanzen. Das Ganze war zwar nett und fehlerfrei geschrieben, aber mutete an wie ne Absage auf ne konkrete Stelle. Es war auch von Unterlagen die Rede, mit denen ich mir viel Mühe gegeben habe, die ich dort aber nicht eingestellt habe; ich habe im Anschreibentext darauf verwiesen, dass ich bei Interesse gerne weitere Dokumente zusende. Hm...schön geschriebene Standard-Absage, wirklich. Dadurch wird der nette Stil jedenfalls konterkariert, ebenso wie durch den Hinweis, dass Bewerbungsunterlagen das erste Vorauswahl-Instrument sind. Ach...?! Wie gut, dass mir das so deutlich noch mal mitgeteilt wurde, ohne diesen Hinweis hätte ich das nicht gewusst. Worauf sollen Personaler sich denn sonst bei ner Vorauswahl von Bewerbern stützen? Was anderes als die Bewerbungsunterlagen fällt mir da auch nicht ein, sofern es sich nicht gerade um ne telefonische Bewerbung handelt, da gibt dann das Telefonat den Ausschlag. Na ja, Haken dran, es gibt Dinge, die sind eher belustigend, weil unpassend bis standardisiert :o).

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wo ich es im Netz gelesen habe, aber es gab mal einen Bewerber, der hat den Spieß umgedreht und mal ne Absage an ein Unternehmen geschickt (m. E. Lufthansa), die genau die gleichen nichtssagenden, abgedroschenen Phrasen enthielten, die manche Firmen so gerne an ihre Bewerber verschicken. Ich krieg den Text nicht mehr in allen Einzelheiten zusammen, aber sinngemäß stand das drin:

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre Stellenanzeige in der [Name der Zeitung] vom [Datum] und Ihr Interesse an meiner Arbeitskraft.

Nach reiflicher Überlegung bin ich jedoch zu dem Schluss gekommen, dass ich Ihre Stellenausschreibung nicht berücksichtigen kann, weil mir ausgeschriebene Vakanzen anderer Unternehmen noch passender zu meinem Anforderungsprofil erschienen.

Bitte sehen Sie in dieser Absage kein Werturteil über Ihre Firma oder deren wirtschaftliche Zukunft.

Ich wünsche Ihnen an anderer Stelle mehr Erfolg und alles Gute für die Zukunft Ihres Unternehmens!

Mit freundlichen Grüßen
[Name des Bewerbers]

Hihi, den Text fand ich jedenfalls klasse und m. W. hat derjenige das auch tatsächlich so versendet - wohl, um manchen Personalern mal vor Augen zu führen, wie schwachsinnig ihr Standard-Babel in vielerlei Hinsicht ist - unabhängig von der Freundlichkeit und der Stilistik des Textes. Manche mögen es provokant finden, aber ich finde es richtig gut. Die Unternehmen erwarten von Ihren Bewerbern Höflichkeit, Pünktlichkeit, akurate und vor allem auf das Unternehmen zugeschnittene, individuelle Unterlagen,  da haben Bewerber auch das Recht, von Unternehmen das zu fordern, was von ihnen verlangt wird. Ohne fähige Mitarbeiter kann eine Firma nicht existieren, auch wenn die Mindestlohn-Gegner das anders sehen und behaupten, eine faire Entlohnung (sofern man davon angesichts mancher angestrebter Mindestlöhne überhaupt sprechen kann...) vernichte Arbeitsplätze in der jeweiligen Branche, wie z. B. der Sesselfurzer vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Dann sollen sie doch alles alleine machen - Buchhaltung, Telefonie, Empfang, Erstellung von Korrespondenz und Präsentationen, Personalwesen, Controlling, Organisation von Meetings und Reisen, Facility Management...dann müssen sie überhaupt niemanden bezahlen außer sich selbst. Bei manchen Menschen, die die Welt jedoch nur in der Theorie und nicht in der Praxis kennen, stelle ich mir das aber sehr schwierig vor bzw. da ist dann wohl der Konkurs vorprogrammiert.  

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