Wie ich ja auch anhand meines Beitrags "Mein Auto als Botschaftenträger" unter goodnewstoday.de sehen konnte, bin ich offenbar nicht die Einzige, deren Auto eine Seele bzw. ein Eigenleben hat. Einige meiner Mitstreiter/innen haben mir auch von Autos berichtet, zu denen sie eine besondere Beziehung aufgebaut haben, teilweise sogar durch individuelle Namensgebung. Hug, Gernot, Menno, Dieter, Fiete usw. sind nur einige Beispiele dafür - okay, mein Clio heißt einfach nur Clio, aber dennoch ist er ein besonderes Auto, zumindest für mich. Vor dem Hintergrund kann ich auch gut verstehen, wenn jemand heult, weil er sein Auto abgeben muss - nicht um des Statussymbols wegen, sondern weil sich ein fahrbarer Freund aus etwaigen Gründen verabschiedet (kommt nicht mehr über den TÜV, Unfall mit Totalschaden u. ä.). Eine meiner Mitautorinnen schrieb, dass sie auch immer jemand ist, der Autos mit Seele findet - manchmal hat sie das Gefühl, ihre Autos suchen sie aus und nicht umgekehrt.
Vor dem Hintergrund musste ich neulich ziemlich über einen Beitrag bei "Hallo Deutschland" schmunzeln. Eigentlich ging es darum, dass der ADAC angesichts des teilweise sehr kalten Winterwetters dauernd ausrücken muss, weil etliche Autobatterien ihren Geist aufgegeben haben oder ein anderes technisches Problem vorliegt, das auf das Wetter zurückzuführen ist. Im Zuge dieses Beitrags wurde auch von einem kleinen Toyota Yaris und seiner Besitzerin berichtet, deren fahrbarer Untersatz plötzlich auch nicht mehr anspringen wollte, obwohl er das in den Tagen zuvor wohl noch getan hatte. Da sie sich zusammen mit ihrem Freund ein größeres Auto als Familienkutsche gekauft hatte und der Yaris seitdem sozusagen nur noch als Zweitwagen fungiert, vermutet sie, dass ihr Auto eifersüchtig ist auf die neue Familienkutsche, hihi. Das war einer der wenigen humorbegabten Beiträge, die unter "Hallo Deutschland" zu sehen gewesen sind. So jung war die Besitzerin des eifersüchtigen Yaris nicht mehr, also ist der gute Draht zum eigenen Auto offenbar keine Frage des Alters, aber wohl eher eine Frauensache :o). Manche Männer heulen nicht um ihr Auto als solches, wenn selbiges kaputt geht, sondern weil sie manchmal wohl das Gefühl haben, jetzt ohne Statussymbol da zu stehen bzw. dass einer der wenigen Faktoren, über die sie sich definieren konnten, jetzt auch noch weggefallen ist. Natürlich gibt es auch eine Reihe von Männern, die ihr Auto wirklich als normales Transportmittel sehen, aber es gibt leider auch eine Reihe von Herren, die sich nur über ihren Schlitten (und bestenfalls noch über ihr Hirn in der Hose) definieren können.
Clio steht derzeit friedlich auf einem Parkstreifen, morst sich mit seinem Kumpel, dem schwarzen 3er, der ein Stückchen tiefer parkt, fröhliche Botschaften hin und her und kräuselt den Kühlergrill angesichts des Umzugs-Lkws schräg gegenüber, hihi. Während er den Auszug aus einem der Nachbarhäuser schräg gegenüber beobachtet hat, hat er dem 3er mehrfach SOS gemorst, sodass der 3er "Hihihi" oder "Recht hast du" zurück morste.
Renate meinte schon, dass ich Clio für den Fall, dass sich der Herzchenmaler nicht outet und nur weiterhin stumm und anonym Herzchen auf seiner Karosserie hinterlässt, beibringen sollte, Benzin zu spucken. Hm, wäre eine Möglichkeit, wobei der Sprit ja derzeit sehr teuer ist, aber ich kann Clio alternativ auch beibringen, dass er, sobald der Herzchenmaler neben ihm steht, um ihn mit einem Symbol stummer Anbetung zu dekorieren, ein Stückchen nach vorne rollt und ihn so mit einem seiner Reifen bis zu meinem Eintreffen festhält, wenn er auf dessen Fuß steht - natürlich, ohne den Herzchenmaler mit seinem Gewicht von etwas mehr als 1,25 Tonnen zu verletzen. Oder Clio haut ihn weiterhin auf ne Visitenkarte an bzw. weist denjenigen darauf hin, dass er seine Visitenkarte bitte in meinem Briefkasten hinterlassen soll. Wir dürfen gespannt sein. Und sollte derjenige sich gar nicht outen bzw. Clio weiterhin lediglich als Plattform für anonyme Nettigkeiten nutzen, kriegt derjenige Essen-Gerschede-Verbot, ganz einfach. Wenn derjenige es schon schafft, an mein Auto ranzutreten und es mit Herzchen zu dekorieren, kann es ja auch nicht so schwer sein, mir bei Nacht und Nebel eine Nachricht mit Kontaktdaten im Briefkasten zu hinterlassen. Der ZL mit der Botschaft an ihn bleibt jetzt noch ein paar Tage in der Seitenscheibe - dann ist Schicht im Schacht und der Herzchenmaler für mich erledigt. Von anonymem Anhimmeln und verklemmtem Getue hat keiner was - und wenn jemand noch nicht mal offen mit Namen zu seinen Gefühlen stehen kann, ist das verdammt schwach.
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