...ist es aber nicht, das wussten schon die Fanta Vier und Herbert Grönemeyer in ihrem entsprechenden Hit. Soeben habe ich noch zwei weitere Bewerbungen versendet auf Anzeigen, die ich in der Zeitung gefunden hatte, und die natürlich mein großes Interesse geweckt haben, denn ein Freund von "Gießkannen-Bewerbungen" auf irgendwas bin ich absolut nicht. Davon rate ich auch meinen Kunden und Lesern grundsätzlich ab, weil meist wenig zielführend und auch nicht überzeugend für potentielle Arbeitgeber.
Beim Studium des Stellenteils fiel mir dann aber auch auf, dass eine Stelle, um die ich mich vor 1,5 Monaten beworben hatte und woraufhin ich sogar zu einem Vorstellungsgespräch mit positivem Verlauf gegangen bin, erneut ausgeschrieben ist. Das wäre auch nicht weiter tragisch, aber die Schweinerei daran ist, dass das betreffende Unternehmen es offenbar noch nicht mal für nötig hält, mir ne freundliche Absage zu schicken. Komisch, es wird wohl mit zweierlei Maß gemessen - während von dem Bewerber alles Mögliche erwartet wird (akurate Unterlagen, ansprechendes Äußeres nebst gepflegter Kleidung im Vorstellungsgespräch, Integrität, Zuverlässigkeit usw.), scheint es manchen Unternehmen ja nicht mal möglich zu sein, sich an das zu halten, was sie von ihren Bewerbern verlangen. Ich sag ja: Es könnte total einfach sein, eine neue Stelle zu finden, wenn sich manche Arbeitgeber auch an gewisse Spielregeln halten würden.
Ein Bewerber oder eine Bewerberin kann noch so gut qualifiziert und berufserfahren sein, aber wenn der- oder diejenige trotz sehr guter Leistungen immer nur Firmen anschreibt, die sich nicht mal an die einfachsten Regeln von Anstand und Höflichkeit im Bewerbungsprozess halten und/oder die es mal mit Lohndumping versuchen, wird es auch für sehr gut qualifizierte Arbeitnehmer schwierig bis frustrierend. Davon spricht die Politik aber nicht, wenn es um Arbeitslose oder Hartz IV-Empfänger geht - da geht's dann meist immer nur um die wenigen faulen Schweine, die sich ihr Leben lieber beschaulich mit ALG I und Hartz IV einrichten anstatt zu arbeiten. Von den ernsthaften Bemühungen guter bis ausgezeichneter Bewerber, die die Mehrheit darstellen und dann aber vielfach von manchen Arbeitgebern komisch behandelt werden (keine Reaktion in irgendeiner Form, nichtssagende bis abbügelnde Absagen nach Monaten u. ä.), spricht aber komischerweise niemand.
Aus dem Grunde habe ich auch mal einen gut laufenden Artikel unter experto.de mit dem Titel "Gibt es die perfekte Bewerbung?" geschrieben. Die gibt es einfach nicht, denn a) weiß der Bewerber nie, wen er/sie da anschreibt und b) was manch einer als gelungen, kreativ, ordentlich, positiv usw. sieht, findet der andere je nach Gusto overdressed, auch wenn der Bewerber grundsätzlich alle in der Anzeige geforderten Kriterien erfüllt. Der Wurm - also die Bewerbung - muss dem Fisch - in diesem Fall dem Arbeitgeber - schmecken und nicht dem Angler, also Bewerber.
Psychotests von Bewerbern sind eigentlich auch nicht in allen Fällen erforderlich, aber machen sollte man sie in jedem Fall dennoch, um nicht von Vornherein durchs Raster zu fallen. Problematisch wird's jedoch, wenn da was anderes rauskommt als der Arbeitgeber es erwartet hat und dem Ganzen dann viel zu viel Bedeutung beimisst oder deshalb dem Bewerber trotz positivem Gesprächsverlauf gewisse Kompetenzen und Eigenschaften abspricht. Um mal als Beispiel das Persolog-Verhaltensprofil ranzuziehen, auch als DISG-Modell bekannt: Meins zeigt die Ausprägungen ISD, also initiativ, stetig und bis zu einem gewissen Grad auch dominant, wobei das D mit 60 aber nicht so ausgeprägt ist wie I mit 90 und S mit 80. Mein G-Anteil liegt unter der 50 %-Marke, was aber nicht im Umkehrschluss bedeutet, dass ich ne kleine chaotische Schlampe bin, die alles vergisst und verbusselt - manche machen sich deswegen aber übermäßig viele Sorgen. Komisch, genau mit den Verhaltensmerkmalen ISD, die grob gesagt für Zuverlässigkeit, Kontinuität, Freundlichkeit, Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Entertainment-Qualitäten und die Fähigkeit, andere zu motivieren und anzuspornen stehen, war ich einmal über fünf Jahre in einem Unternehmen tätig und für ein weiteres mehr als drei, wobei mein Profil bei meiner letzten Anstellung sogar als ideal angesehen wurde, also kann es ja, wie auch die Beurteilung in meinen Arbeitszeugnissen und durch Referenzgeber zeigt, nicht so schlimm gewesen sein mit meinem Chaotentum:o).
Dass in meinem Lebenslauf auch zwei Stationen auftauchen, wo ich nur zwölf bzw. 14 Monate tätig war, ist auch nicht meine Schuld - bei befristeten Einsätzen ohne Festübernahme geht das nun mal nicht anders. Normalerweise sollte auch das Gespräch und ggf. noch ein Eignungstest (Rechtschreibtest, Englischtest usw.- je nach Aufgabenschwerpunkt) den Ausschlag für Einstellung oder Nichteinstellung geben und solche Tests nur ne untergeordnete Rolle spielen, aber nun gut - Moden sind dazu da, um sie auch überzubewerten. Es könnte wirklich alles so einfach sein - ist es aber nicht.
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