Manche leiden offenbar wirklich an einem Kommentierungszwang - leider meist auch noch völlig sinnfrei. Leserbriefe oder auch mal die Darstellung einer anderen Meinung zu einem behandelten Thema sind völlig in Ordnung, aber bei manchen Kommentaren fragt man sich, ob mit dem Verfasser desselben noch alles okay ist.
Wenn ich z. B. in einem Artikel über Bewerbungen schreibe, dass sich Piercings oder Tattoos in der Geschäftswelt nicht durchgesetzt haben, der Umgang von Arbeitgebern damit aber auch noch branchen- und unternehmensabhängig ist, ist ein Kommentar dazu im Sinne von "Mein Chef hat mir ein Piercing erlaubt, alle anderen muss ich während der Arbeitszeit ablegen/verstecken, weil ich in einem Hotel arbeite." lediglich eine Wiederholung des Inhalts von eben jenem Artikel und hatte nicht gerade viel Aussagekraft. Diesem Beitrag kann man aber immerhin noch zugute halten, dass er fehlerfrei geschrieben war - was ja bei vielen Kommentaren leider auch nicht der Fall ist.
Schön finde ich auch immer Kommentare, die religiösen Wahn beinhalten. Wenn sich jemand darüber beschwert, dass er bzw. sein Angehöriger in einem Krankenhaus von der behandelnden Ärztin angeschrien wurde oder dass es nur den Angehörigen selbst zu verdanken ist, dass dem Patienten im Krankenhaus nix Schlimmes passiert ist, weil Ärzte und Pflegepersonal total desinteressiert bis desorientiert waren, nerven Kommentare wie "Jesus wird es Ihnen hoch anrechnen, dass Sie sich so um Ihre Mutter gekümmert haben!" oder "Bestimmt hätte die Ärztin Jesus auch angeschrien." Sorry, das Verhalten der Angehörigen in solchen Situationen ist wirklich gut und richtig, aber dann dauernd mit Jesus oder Gott um die Ecke zu kommen und nix Essentielles zur Schilderung des Betroffenen oder seiner Angehörigen beizutragen, ist schon ziemlich religiös fanatisch und weit weg von der Realität.
Ganz toll sind immer Asi-Kommentare im Sinne von "Nicht mein Problem" oder "Selbst Schuld". Auf der Homepage der Telekom fand sich ein Artikel zum richtigen Verhalten bei Gewitter bzw. wie man Blitzschläge vermeiden kann. An einer Stelle hat sich der Verfasser des Artikels jedoch selbst widersprochen - einerseits soll man sich bei einem aufziehenden Gewitter in Sicherheit bringen, sei es, in einem Gebäude mit Blitzschutz oder in einem Auto (Faradyíscher Käfig), andererseits soll man aber auch seinen Schutz verlassen, wenn man sieht, dass eine Person vom Blitz getroffen wurde und bewusstlos am Boden liegt. In einem solchen Fall würde ich eher empfehlen, 112 anzurufen anstatt mich auch noch selbst in Gefahr zu bringen, denn wenn ich mein Auto oder das Gebäude zu verlasse, um einem Menschen, der vom Blitz getroffen wurde, zu helfen, könnte ich auch vom Blitz getroffen werden - und davon hätte auch derjenige nix, dem ich da eigentlich helfen möchte.
Ganz daneben sind allerdings Kommentare wie "Da hat der, der vom Blitz getroffen wurde, einen Fehler gemacht, und ich soll dem dann auch noch helfen...?!". Sorry, natürlich gibt es leichtsinnige Menschen, die das Wasser nicht verlassen und weiterschwimmen, wenn ein Gewitter heraufzieht oder Idioten, die auf Dächer klettern, um ein Gewitter zu beobachten - und sich dann wundern, wenn der Blitz sich sie als Ziel aussucht, aber es gibt auch Menschen, die vom Blitz getroffen werden, ohne aktiv dazu beizutragen. Manchmal ist das Zentrum des Gewitters noch ausreichend weit entfernt - und trotzdem "prescht" dann ein Blitz vor, manchmal ist das Gewitter schon längst abgezogen, aber ein Nachzügler trifft dann doch noch einen Menschen - auch wenn das Gewitter vielleicht schon seit ner Stunde weitergezogen ist. Das würde ich dann nicht als Fehlverhalten des Blitzschlagopfers interpretieren, sondern als Verkettung unglücklicher Umstände. In solchen Fällen finde ich solche Kommentare wie "Ich helfe doch keinem Blödmann, der auch noch selbst Schuld ist..." einfach nur noch asi. Da bleibt ja nur zu hoffen, dass dieser Asi nicht mal selbst vom Blitz getroffen wird - und dann selbst vergeblich auf Hilfe wartet, weil er das ja geradezu herausgefordert hat durch bloße Anwesenheit. Wenn Rettungskräfte auch so denken würden wie dieser Kommentator, dann könnten wir auch den Notruf direkt abschaffen.
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