Zwischen Juli 2007 und Juli 2008 war ich über eine Zeitarbeitsfirma bei einem großen Energieversorger in Essen beschäftigt und dort als Springersekretärin in verschiedenen Abteilungen tätig. Im Rahmen einer Urlaubsvertretung fragte mich eines Morgens einer meiner britischen Kollegen, ob ich einen Führerschein hätte. Die Frage konnte ich ja mit gutem Gewissen bejahen, zumal mein Renault Modus zur gleichen Zeit friedlich draußen vor dem Firmengebäude parkte.
Der Kollege hatte endlich seinen neuen Dienstwagen bekommen - einen niegelnagelneuen Audi A6, silber-metallic, Lederausstattung - und hatte aber für die Zeit, bis er sein neues Auto bekam, einen Wagen aus dem Firmenpool zur Verfügung gestellt bekommen, den er jetzt natürlich wieder abgeben wollte in unserer nur 1,2 km entfernten Hauptstelle. Da er natürlich nicht zwei Autos auf einmal fahren konnte, bat er mich, seinen geliehenen Wagen aus dem Pool zu überführen, er würde mich dann mit dem A6 mit zurücknehmen. Ich stellte mein Telefon also vorübergehend auf meinen Kumpel Thorsten um, denn natürlich wollte ich dem Kollegen behilflich sein. Leider hatte ich nur noch nicht gefragt, um was für ein Fahrzeug es sich denn handelt, was ich da überführen soll - bis er mir einen Schlüssel mit BMW-Emblem in die Hand drückte. Meine Begeisterung hielt sich in engen Grenzen, denn BMW stand für mich für Bin Maßlos Wichtig (Wich***) oder auch Blödel-Mannschafts-Wagen. Ich ging mit dem Kollegen raus und er zeigte er mir ein schickes 3er Coupé in dunkelblau-metallic, der meinem Modus gegenüber parkte. Der Kollege holte eben seinen Audi aus der Tiefgarage, während ich schon mal leicht frustriert zu dem 3er schlenderte. Vorher habe ich mich noch leise bei meinem kleinen Modus entschuldigt, der schon bedeutungsvoll seine Stoßstange hob, Marke "Du gehst mir doch nicht etwa fremd und fährst nen BMW?!".
Ich stellte mir in dem 3er alles ein und grummelte das Auto mit den Worten "Jetzt sind wir notgedrungen für 1,2 km Freunde." an. Mein Kollege war mittlerweile mit dem A6 aus der Tiefgarage gerollt, ich startete den Motor des 3er und parkte rückwärts aus. Mein Modus schüttelte sich missbilligend. Ich stand immer noch frustriert hinter meinem Kollegen an der roten Ampel und grummelte, weil es mein Stolz bis zu dem Zeitpunkt kaum zuließ, einen BMW zu fahren. Endlich bekamen wir grün und nach nicht mal 500 m begann der Wagen, mir richtig Spaß zu machen - Schaltung butterweich, bequeme Sitze, gute Rundumsicht und ein Beschleunigungsvermögen, von dem andere Autos nur träumen können. Mein Kollege bog eine Straße eher rechts ab als ich - später kommentierte er mein Vorbeirauschen lachend mit den Worten, dass ich "like a bullet" - also wie eine Gewehrkugel - an ihm vorbeigerauscht wäre. Endlich kam auch ich auf dem Vorplatz an, wo mich schon zwei strahlende Mitarbeiter des Fuhrpark-Managements erwarteten. Ich fing mal langsam an zu bremsen, dennoch ist ein Vorstand sicherheitshalber hinter seine Nobelkarosse (schwarze Mercedes-Limousine) gehechtet, hihi.
Hm, was soll ich sagen? Ich hatte diesen fröhlichen 3er nur etwas mehr als einen Kilometer unter meinem Hintern und war begeistert - schließlich wurde mir auch klar, dass ich meine Abneigung gegen viele BMW-Fahrer (arrogant, halten sich für wichtig, vielfach rücksichtslos etc.) automatisch auch auf die Autos übertragen hatte, obwohl es dafür gar keinen Grund gab. Als ich 1,5 Stunden später mit Thorsten und Co. essen ging, habe ich meinen Jungs auch gestanden, dass ich mich verliebt habe. Die schnatterten natürlich wild durcheinander und fragten, in wen denn. Meine Antwort: "Die Frage ist nicht, in wen - sondern in was! Ich hab mich in ein Auto verliebt!" "Echt??? In welches denn?" Als ich den Jungs, die meine Abneigung gegen BMW ja kannten, gestanden habe, dass ich mich in einen 3er BMW verguckt habe, war das Gelächter am Tisch natürlich groß, zumal ich ja sämtliche BMW-Fahrer in meinen Reihen - obwohl ich sie eigentlich alle mochte - ziemlich mit ihren Protz-Karren aufgezogen habe :o).
Nächstes Jahr plane ich, mir einen gebrauchten 3er zu holen, denn nen Neuen könnte ich mir nun wirklich nicht leisten, denn erschwinglich sind BMW ja nun nicht gerade. Steffi meinte schon, dass sie dann wohl ihren Widerstand gegen BMW etwas aufweichen muss, hihi.
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