Samstag, 6. Oktober 2012

Warum ich die Emscher mag

Wer ans Ruhrgebiet denkt oder auch an die Stadt Essen, denkt natürlich an den Fluss, der der Region ihren Namen gab - also die Ruhr. Natürlich liegt die Ruhr in reizvoller Landschaft, umgeben von grünen Wiesen und Wäldern, und der Pott bezieht 84 % seines Trinkwassers aus dem Baldeneysee, der eigentlich nur ein Teilstück der Ruhr ist (14 % des Trinkwassers kommen aus dem Rhein-Herne-Kanal, die letzten 2 % sogar aus der Emscher).

Wer sich für die Emscher interessiert, dem sei u. a. die Homepage www.emscherdeich.de empfohlen, der den Fluss an verschiedenen Stellen zeigt, wie er so durch den Pott fließt. Er soll ja renaturiert werden - auf einem Teilstück im Westfalenpark Dortmund ist er's auch tatsächlich schon - aber wie lange das dauert, steht in den Sternen.

Ich mag die Emscher, weil sie durch eine abwechslungsreiche, teilweise auch industriell geprägte Landschaft fließt und auch ein Repräsentant für das ist, was Menschen meinen, der Natur antun zu können. So wie die Emscher heute ist - eingedeicht, begradigt, in ein Betonbett gezwängt und als Kloake des Ruhrgebiets missbraucht - so war sie nicht immer. Früher war sie ein Flüsschen mit vielen Biegungen, das auch seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bot - bis der Mensch im Zuge der Industrialisierung auf die Idee kam, sie zu begradigen und als oberirdischen Abwasserkanal zu missbrauchen.

Die Emscher entspringt in Wickede bei Dortmund und fließt dann über Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne, Herten, Gelsenkirchen, Bottrop, Essen und Oberhausen weiter zu ihrer Mündung in Dinslaken-Eppinghofen in den Rhein. Dort ist sie zwar so sauber, dass sogar Wasservögel auf ihr schwimmen, aber dafür riecht sie ordentlich nach Waschpulver. Sieben Kilometer vor ihrer Mündung wird sie noch ein letztes Mal auf der Stadtgrenze Oberhausen-Holten/Dinslaken geklärt. Ein weiteres großes Klärwerk steht in Bottrop-Alt-Welheim und wurde sogar neu gebaut bzw. die alte Kläranlage durch eine neue ausgetauscht - die Eröffnung erfolgte im Jahr 1994.

Ihre Zuflüsse sind teilweise schon renaturiert, wie z. B. der Mühlenbach zwischen Margarethenhöhe und Frohnhausen oder der Läppkes Mühlenbach in Unterfrintrop. Das Ergebnis konnte ich immer sehr schön im Mühlbachtal verfolgen, in dessen Nähe ich ja bis Mai 2011 gewohnt habe. Auch der Läppkes Mühlenbach in Frintrop sieht nach Renaturierung viel schöner aus und erinnert eher an eine Sumpflandschaft. Die beiden Nebenflüsse riechen allerdings nicht nach Waschpulver. Auch der Borbecker Mühlenbach soll renaturiert werden, bis dato fließt er aber immer noch in seinem Betonbett durch den Essener Nordwesten, genau wie die Berne durch den Norden.

Das Betreten des Emscherdeichs und der Deiche der Zuflüsse ist eigentlich verboten, wohl aus Sorge um spielende Kinder, die in den Gewässern bei Hochwasser ertrinken könnten. In der Emscher bei Bottrop ist zuletzt im Jahr 1983 ein Journalist ertrunken, der seinen Hund aus den Fluten retten wollte, da der Fluss damals Hochwasser führte, im Borbecker Mühlenbach im Jahr 1998 ein 8-jähriger Junge, der in Bochold in den Hochwasser führenden Bach gestürzt war, als er mit seinem älteren Bruder am Ufer gespielt hatte. Obwohl der Bruder geistesgegenwärtig mit seinem Handy sofort die Polizei verständigt hatte, die wiederum die Emschergenossenschaft informiert hatte, konnten sie den Jungen nicht mehr retten. Seine Leiche wurde erst im letzten Klärwerk vor der Mündung entdeckt :o(.

Keine Kommentare: