Donnerstag, 5. August 2010

Ein surrealer Tag oder: Mach mir den Pausenclown!

Gestern stellte ich mich ja bei der Firma vor, für die ich Ende September auf drei Hausmessen auftreten soll. Der Laden liegt in der niedersächsischen Provinz, was ja auch nicht weiter schlimm ist - ein freundlicher ICE brachte mich nach Hannover, eine S-Bahn raus in die Provinz. Zum Glück waren die Temperaturen gestern einigermaßen angenehm und die Klimaanlage im ICE funktionierte auch - das wäre es ja noch gewesen, wenn es mir und meinen Mitreisenden so gegangen wäre wie den Leuten im Juli in dem ICE in Bielefeld, wo etliche Menschen total dehydriert waren und zusammengebrochen sind.

Wie sich gestern allerdings herausstellte - das war allerdings auch der Kölner Agentur nicht bekannt, die mich sozusagen akquiriert hat - soll ich da zum Einen auch schon auf der Messe als Animateurin fungieren und zum Anderen ein ganz anderes Konzept vorlegen - dufte, dass wir mal drüber gesprochen haben :o/. Ich soll jetzt eher die Produkte bewerben, d. h. meine Gags sollen eher produkt- als menschenbezogen sein. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Ehrlich gesagt möchte ich da weder als Werbeikone noch als Hostess fungieren, zumal ich echt das Gefühl habe, da total in meiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt zu sein. Das ist vermutlich auch der Grund, warum soviele Künstler - egal, ob Musiker, Schriftsteller oder Maler - Auftragsarbeiten ablehnen. Das wäre genauso, als wenn jemand jetzt zu Metallica oder Slayer sagen würde: "Macht keinen Metal mehr, sondern deutsche Volksmusik!", und dann würde noch genau gesagt, wie die Texte auszusehen haben und welche Tonfolgen bitte im Song enthalten sein müssen.

Es ist zwar nicht so, dass mir nix zum Thema "Büroprodukte" einfällt, aber ich hab keinen Bock, da einfach nur flach rumzukalauern und nur das tun zu dürfen, was den Bonzen da in den Kram passt. Ich bin schon mal öfter auf Firmenveranstaltungen aufgetreten, aber da hatte ich bei der Gestaltung meines Programms freie Hand und hab nicht 1.000 Vorschriften bekommen. Meine Büro-Comedy ist nämlich eigentlich eher auf die unterschiedlichen Charaktere abgestellt, die da aufeinander treffen können und nicht auf Papier, Textmarker und Post-its.

Auch zwei der drei Herrschaften, die mir gegenüber saßen, waren nicht ganz so mein Fall. Die Dame wollte das Pferd von hinten aufzäumen und hatte so ne typische Zombie-Trauer-Einheitsmiene, die sie auch um keinen Millimeter verzogen hat und der Andere spielte eher Master of Flachwitz - ich musste mich schon unterm Tisch selber treten, damit ich wenigstens halbwegs lächeln konnte.

Von reinem Vertrieb und Werbung halte ich nämlich überhaupt nix. Was manche Marketing-Strategen sich so denken, sieht man an diversen TV-Spots, über die ich ja auch ganz gerne hier blogge, denn Niveau und Originalität halten sich bei den meisten Spots sehr in Grenzen. Marinchen hat mir erst vor zwei Tagen ne neue bekloppte Werbung auf der Yahoo-Startseite präsentiert: Da rennen Trickfilm-Schafe gegen Damenbinden von Always/Alldays, verbunden mit dem Hinweis, dass frau sich ne schöne Nacht machen soll. Hm...was soll mir das jetzt sagen? Wenn die Schafe schon in Ohnmacht fallen, sobald sie gegen die Binde wetzen: Sind die Dinger dann wirklich so weich, dass sie bei Schafen ne Gehirnerschütterung auslösen? Dass ich keine Schäfchen mehr zählen muss, wenn ich meine Tage habe und schlafen möchte? Begeistert waren wir beide jedenfalls nicht. Schäfchen zählen muss ich sonst auch nicht und wenn frau ihre Tage hat, ist sie meist ohnehin so müde, dass das Einschlafen kein Problem darstellen dürfte. Sowas nennt man dann vollkommen sinnfrei, auch wenn die Schafe ganz niedlich sind. Mir sind viele Dinger, die mit Werbung zu tun haben, einfach zu flach - und so käme ich mir wahrscheinlich auch vor, wenn ich da Messebesucher animieren sollte, Workshops bzw. bestimmte Stände zu besuchen und dann noch ein 30-minütiges Programm abliefern müsste, bei dem mir auch nicht ganz wohl ist.

Ich werde das Ganze noch mal etwas sacken lassen, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es so das ist, was ich mir wünsche und vorgestellt habe. Auch sollte man die Leute, mit denen man arbeitet, bis zu nem gewissen Grad sympathisch finden, aber das hielt sich bei mir gestern in engen Grenzen. Allerdings bin ich ja auch netterweise vorgewarnt worden.

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