...aber manche offenbar gleicher als andere. Gestern wurde ja das Urteil gegen den Berliner U-Bahn-Schläger verkündet, der einem Wehrlosen im Vollrausch mehrfach mit voller Wucht gegen den Kopf getreten hat. Zwei Jahre und zehn Monate ist für die Tatsache, dass dieser Torben offenbar den Tod seines Opfers billigend in Kauf genommen hat, an sich schon recht wenig, aber der blanke Hohn ist, dass das verwöhnte Jüngelchen ohne Sozialverhalten erst mal sein Abi machen darf, bevor er in den Knast muss. Hm, wenn der Schläger jetzt nicht Juristen-Sohn gewesen wäre, der ein Gymnasium besucht, sondern ein Haupt- oder Sonderschüler, der womöglich noch aus einer Arbeiterfamilie in einer Plattenbausiedlung kommt, wäre das Urteil härter ausgefallen und dann hätte der Täter wohl auch sofort in den Knast gemusst, unabhängig davon, ob eine wichtige Prüfung bevor steht. Mit Geld und Titeln geht in diesem Land offenbar alles - irgendwie muss der Täter ja trotz gymnasialer Ausbildung und Juristen-Papi ja schon antisozial sein, wenn er jemandem, der schon bewusstlos am Boden liegt, noch mehrfach gegen den Kopf tritt (Wohlstandsverwahrlosung?). Geld und Bildung sind nun mal zwei verschiedene Dinge, das ist mal wieder der beste Beweis dafür. Jeder redet jetzt über den Täter und macht sich Sorgen um seine berufliche Zukunft, wenn er sein Abi nicht sofort machen kann - spricht auch mal irgendjemand von dem Opfer und den Folgen der Tat? Für den jungen Mann muss das doch wirklich eine Verhöhnung sein.
Auch die Geldstrafe für seinen Freund, der nicht eingegriffen hat, als er auf sein Opfer eingetreten hat, ist ein blanker Hohn - 250 €! Das zahlen die Eltern solcher reichen, verzogenen Bengels doch mal locker, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Anwältin des Opfers hat in jedem Fall Recht, wenn sie sagt, dass mit diesem Urteil bzw. mit beiden Urteilen die falschen Signale gesetzt werden. Diese Schmuse-Pädagogik gegenüber Schlägern aller Art - egal, aus welcher sozialen Schicht sie stammen - geht mir eh ziemlich auf den Keks. Normalerweise sollte ich mit 17, 18 Jahren in der Lage sein zu erkennen, was richtig und falsch ist - und somit auch wissen, dass es falsch ist, jemanden grundlos anzugreifen und dann halbtot zu treten. Solange jedoch solche Urteile dabei raus kommen und immer von "erzieherischem Gedanken" gesprochen wird bei jungen Straftätern, lachen die sich doch ins Fäustchen. Ich kann also mal eben, wenn mir danach ist und/oder weil ich ein bisschen zuviel gesoffen habe, Leute bespucken, anpöbeln, belästigen, sexuell nötigen und sogar tot schlagen - mir passiert ja eh nix, haha. Und wenn ich dann noch aus nem guten Elternhaus komme, habe ich nen Freibrief für alles.
Es nervt ohnehin, dass Alkohol in Deutschland offenbar ein Freibrief für alle möglichen Straftaten ist und dass dann noch als mildernder Umstand gewertet wird, wenn jemand im Rausch eine Straftat begeht. Da gefällt mir das amerikanische Rechtssystem besser - zwar nicht in allen Punkten, aber in diesem schon - denn da wirkt sich Alkohol strafverschärfend aus und ist auch kein Entschuldigungsgrund für Straftaten aller Art.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen