Marina flippte gestern Vormittag völligst aus, als sie die yahoo!-Startseite öffnete und die wirklich "schockierenden" News lesen musste: Jennifer Aniston trägt dauernd den gleichen Bikini! SCHOCK!!!! Na, wenn das schon ne Schlagzeile wert ist, dann wissen wir's auch nicht mehr. Ebenso wenig war Marina daran interessiert zu erfahren, ob Lena Meyer-Landrut sich an der Uni eingeschrieben hat - hm, interessiert mich auch nicht so wirklich. Promi-News sind ja mal ganz schön, aber wenn diese Schlagzeilen jetzt schon mehr aufgebauscht werden als Dinge, die wirklich wichtig sind, dann wissen manche wohl nicht mehr, woraus sie ne Schlagzeile und/oder nen Artikel kreieren sollen. Oberflächliches Gelaber nervt jedenfalls - egal, ob im TV oder in anderen Medien.
Genauso verhält es sich auch mit dem Bericht, den ich gestern eher zufällig bei FrauTV im WDR mitverfolgt habe. Junge Mädchen sind anhand von retouchierten Bildern von Porno-Sternchen und anderen Leuten schon so verunsichert, dass sie denken, mit ihrer Vagina sei was nicht in Ordnung und dann nach ner Designer-Vagina verlangen. Ich glaube ehrlich gesagt, dass manche Damen keine Designer-Vagina benötigen, sondern lieber mal etwas mehr Gehirn-Tuning. Gut gefiel mir in dem Zusammenhang jedenfalls der Kommentar einer Frauenärztin zu diesem Phänomen. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie sich nicht unters Messer legen müssen - egal, aus welchen Gründen - nur manche tun's freiwillig, um nachher wie ein schlechtes Ersatzteillager auszusehen. In einem Tatort Anfang 2011 mit Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) ging es auch um Schönheits-OPs im weiteren Sinne und da fand ich ihren Kommentar gegenüber der Empfangskraft der Klinik total cool. "Lieber was Echtes im Kopf als was Falsches unter der Bluse!" Darüber haben meine Mitpatientin und ich uns tot gelacht, denn das hat den Sachverhalt perfekt zusammen gefasst.
Hier in Düsseldorf sehe ich in der Umgebung der Kö oft genug irgendwelche "Designer-Weibchen", die total überstylt und zugekleistert sind, aber trotz eines scheinbar perfekten Äußeren gucken die so unzufrieden aus der Wäsche, als wenn das ganze Leben eines Strafe wäre. Tja, Designer-Gesicht, -Vagina und -Klamotten machen noch keinen Menschen aus und sind auch kein Garant für Zufriedenheit mit sich selbst und dem eigenen Leben.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Phänomen, das sich jetzt sowohl eine Reihe von Männern als auch eine Reihe von Frauen an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen rasieren, damit sie wieder wie 12-jährige vor der Pubertät wirken. Zu nem Mann gehört ne gewisse Körperbehaarung einfach dazu und auf diese androgynen Typen, die fast weibischer aussehen als manches Mädchen, stehe ich überhaupt nicht, genauso wenig wie auf Margarine-Gesichter der Marke Justin Bieber.
Angesichts dieses oberflächlichen Äußerlichkeits-Kults fragt man sich echt, ob wir keine wichtigeren Probleme auf diesem Planeten haben als Designer-Vaginas, rasierte Intimzonen, Bikinis von Promis usw. Klar geht das Ganze auch auf die vielfach oberflächliche Berichterstattung mancher Medien zurück, wobei die Fotos auch mehr und mehr retouchiert werden, sodass es erst recht unnatürlich aussieht, aber offenbar scheinen viele junge Menschen aber auch niemanden mehr zu haben, der sie so mag wie sie sind und nicht ständig an Äußerlichkeiten rumnörgelt ("Es gibt aber schlankere Mädchen als dich!", "Wenn du dir deine Nase operieren lassen würdest, hättest du auch bestimmt nen Freund.", "Also, an deiner Stelle würde ich mir den Penis vergrößern lassen." und ähnliche Beispiele). Auch in Bezug auf den Magerwahn kann ich nur sagen: "Lieber fett am Körper als mager im Hirn!" Klar, fettleibige Menschen (ich rede jetzt nicht von pummelig oder ein paar Pfund zuviel auf den Rippen) mögen vielleicht kein ästhetischer Anblick sein und sind zahlreichen Gesundheitsgefahren ausgesetzt, aber das trifft genauso auf die extrem mageren Menschen zu, die Essen nicht mehr als Nahrungsaufnahme ansehen, um körperlich und geistig fit zu sein, sondern nur noch als potentiellen Dickmacher, was natürlich total an der Realität vorbei geht. Dünnen Menschen wird aber noch ne gewisse Disziplin bescheinigt, da sie ja vielfach extrem kleine Mengen an Nahrung zu sich nehmen (manche Schlanke essen dennoch ganz normal und wirken trotzdem sehr dünn), aber dickeren Menschen wird immer pauschal eine gewisse Disziplinlosigkeit unterstellt. Das ist wohl auch der Grund, warum Magerwahn wohl eher akzeptiert ist als Übergewicht in jedweder Form.
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