Samstag, 23. Mai 2009

Gute Chancen für Geisteswissenschaftler?

Auch wenn ich seit mehr als acht Jahren als Assistentin tätig bin, ist es doch mein erklärtes Ziel, irgendwann einmal etwas in meinem ursprünglichen Beruf als Diplom-Pädagogin zu machen - im Gegensatz zu dem vielfach vorherrschenden Vorurteil, dass Leute, denen nix Besseres einfällt oder deren Abi-Schnitt grottenschlecht ist, irgendwelche Geistes- und Gesellschaftswissenschaften studieren, habe ich das Fach aus Interesse gewählt - und trotz eines ganz guten Abiturdurchschnitts. In meiner derzeitigen Tätigkeit bei einer Outplacement-Beratung habe ich zwar schon wesentlich mehr mit meinem Beruf zu tun (Formulierungen entwickeln, Texte korrigieren, Bewerber beraten), aber leider ist das Ganze ja nur befristet :o(. Deshalb habe ich neulich mal einen Blick in Jobbörsen speziell für Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler geworfen.

Interessant ist, dass entweder Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Hochschulen angeboten werden, Praktikumsstellen (lässt da die "Generation Praktikum" grüßen?!) oder Stellen in Assistenz und Sekretariat. Merkwürdige Vorgänge - im Prinzip nehmen die Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler jetzt auch den kaufmännischen Kräften mit entsprechender Ausbildung die Stellen weg (Bürokaufleute, Industriekaufleute etc.). Mittlerweile ist es ja keine Seltenheit mehr, dass Leute, die Geisteswissenschaften jeglicher Art studiert haben, in Assistenz- und Sekretariatsberufen zu finden sind, z. T. auch noch relativ schlecht bezahlt. Egal, ob Amerikanistik, Erziehungswissenschaften, KoWi, Geschichte etc.: Das sind genauso Studiengänge wie Jura und BWL, werden aber komischerweise nicht annähernd so anerkannt und hofiert. Wohin uns die Herren BWLer aber mit ihrem ach so tollen Studium gebracht haben, lässt sich ganz gut an der derzeitigen Banken- und Wirtschaftskrise erkennen. Die haben den Karren gegen die Wand gefahren und auch noch viel Geld dafür kassiert...Ottonormalarbeitnehmer kriegt die Kündigung ohne irgendeine Abfindung, wenn er zuviel Mist baut oder der Geschäftsleitung plötzlich die Nase nicht mehr passt (auch ohne entsprechenden Anlass).

Es geht nicht darum, dass jeder ein Jahresgehalt von mehreren Mio. Teuronen bekommen sollte, aber die Schere klafft extrem auseinander. Manche qualifizierte Fachrichtungen wissen trotz Vollzeitjob kaum, wie sie sich und ihre Familien durchbringen sollen, andere sind hoffnungslos überbezahlt für Schwachsinn wie Mobbing, Korruption, Ignoranz, Arroganz, Vorteilsnahme etc.. Die soziale Gerechtigkeit ist in diesem Lande zunehmend in die Schieflage geraten, genau wie die Arbeitsmarktpolitik.

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