Montag, 12. Oktober 2009

Kommentar zum vnr-Artikel Teil 2

Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ein User von vnr.de nicht etwa meinen Artikel als bedenklich eingestuft hat, sondern den Kommentar hierzu, hehe. Da gebe ich dem User dankenswerterweise Recht, denn schon die Einleitung mutet eher sehr manipulativ an ("Sie haben hier gerade einen Artikel gelesen, der dies und jenes nur unzureichend und unvollkommen beschreibt..."). Das hört sich fast so an, als wenn er als Einziger Ahnung von allem hätte und meine Leser/innen dazu anhalten möchte, meine Worte - die immerhin ohne Beanstandung durch die finale Prüfung einer Fachredaktion gegangen sind - nicht zu lesen. Scheinbar hält der Verfasser des Kommentars alle anderen Menschen für betriebsblind, ignorant und beeinflussbar. Im Fernsehen und in anderen Medien wird oft genug über Leiharbeitnehmer berichtet, die Dumping-Löhne erhalten oder von ihrem Nettogehalt kaum leben können, sodass sie noch weitere Hilfen zum Lebensunterhalt beantragen müssen (namentlich Hartz IV).

Natürlich habe ich mal unter Personensuchmaschinen über den Verfasser des Kommentars recherchiert und danach wunderte mich gar nix mehr. Wie ich vermutet habe: ein Lobbyist aus der Zeitarbeitsbranche, der nur das gelesen hat, was er lesen wollte und alle entlastenden Aussagen zu seriösen, gut zahlenden Personaldienstleistern schlichtweg überlesen hat. Der Typ scheint ein eigenes Unternehmen zu haben, das Zeitarbeitsmessen organisiert. Vor dem Hintergrund verwundert der Kommentar zu meinem (eventuell etwas investigativ anmutenden) Artikel nicht, denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf und durch solch einen Artikel würden ihm und den Zeitarbeitsunternehmen womöglich potentielle Kunden der Arbeitnehmerseite wegbrechen.

Falls es noch nicht bis zu dem Verfasser des Kommentars vorgedrungen ist: Auch die Zeitarbeitsbranche bekommt weniger Aufträge zur Besetzung freier Stellen, genau wie in anderen Wirtschaftszweigen, bei denen von Unternehmen direkt zur Festanstellung gesucht wird. Auch die Stellenteile in Tageszeitungen sind wesentlich dünner als früher, auf Online-Portalen ist das Angebot auch nicht mehr so üppig wie noch vor einiger Zeit. Zeitarbeit bildet da keine Ausnahme.

Es ist auch gesetzlich und tariflich geregelt, dass einem Leiharbeitnehmer Fahrtkostenzuschüsse und Verpflegungsmehraufwendungen zustehen. Dennoch gibt es Personaldienstleister, die sich weigern, sogar diese Leistungen zu zahlen. Das habe ich schon aus unserem Kundenkreis gehört, habe es am eigenen Leib erfahren und aus meinem Bekanntenkreis gibt es ähnliche Berichte. Und selbst, wenn ein Unternehmen zumindest Verpflegungsmehraufwendungen zahlt: dies macht je nach Unternehmen und den Arbeitstagen pro Monat ein Mehr von 120 bis 200 € aus, was bei Bruttogehältern zwischen 1.000 und 1.700 € bei Personaldienstleistern aber auch keine Unsummen netto ausmacht.

Mein Vorschlag für alle Zeitarbeitslobbyisten, die es vollkommen normal finden, ihre Angestellten für Dumping-Löhne bzw. 30 - 40 % brutto weniger arbeiten zu schicken als Festangestellte: Dann sollen die doch mal einen Monat versuchen, ihre laufenden Kosten (Miete, Strom, Sprit und was sonst noch so anfällt) von 800 bis 1.200 € netto zu decken. Ich glaube kaum, dass ihnen das je nach persönlicher Situation gelänge.

Jedenfalls freut es mich, dass es auch User gibt, die dieses Lobbyisten-Gelaber nicht ohne Weiteres hinnehmen.

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