Montag, 1. April 2013

Klischee-Gelaber in Zeitschriften

Es ist ja schön, wenn sich Zeitschriften, die eigentlich eher für die Unterhaltung gedacht sind, mit Themen wie Medizin oder Tierhaltung beschäftigen, aber manches, was dort zu lesen ist, tut einfach nur noch weh bzw. entspricht schön Abgeschriebenem aus medizinischen Büchern.

In einer Frauenzeitschrift hatte meine Mom neulich beim Friseur gelesen, dass man für Hamster auch ne kleine Ecktoilette in den Käfig stellen sollte. Hm, bei manchen Hamstern funktioniert das, aber die meisten lassen das Ding eher unbeachtet und suchen sich ihre eigene Ecke für ihr Geschäftchen aus. Auch bei Zoo & Co. stehen in allen Kleintiergehegen Nagertoiletten - benutzt werden die Dinger von den Tieren aber kaum. Metallica hat auch ihr eigenes Pinkeleckchen im Käfig und würde m. E. auch ziemlich dreieckig gucken, wenn ich ihr da plötzlich ein Toilettchen hinstellen würde. Klischees sind wohl für manche Redakteure einfach zu schön...


                        Meine Hamsterdame beim Freilauf im Wohnzimmer - (c) Alexandra Döll, Essen

Ebenso hab ich nen Brechreiz auf eine Hamsterseite von einer Halterin bekommen, die dem Leser in hysterischer Weise klar zu machen versuchte, dass Laufräder für Hamster nicht gut sind, weil sie angeblich süchtig machen. Abgesehen davon, dass schon bei Menschen vielfach viel zu viel Hysterie und dummes Gelaber auf dem Vormarsch ist, ist es total bewemmst, das jetzt noch auf Haustiere zu übertragen. Alle meine Hamster - bis dato vier Zwerghamster und ein Goldhamster - hatten ein Laufrad in ihrem Käfig, wobei die einzelnen Tiere es in unterschiedlicher Intensität benutzt haben und selbst bei James, der ein richtiger Jogging-Freak war, habe ich nicht erlebt, dass er danach süchtig war und das Laufrad nicht mehr aus eigener Kraft bzw. eigenem Antrieb verlassen konnte, ebenso wenig wie bei den anderen Hamstern. Da freut man sich doch über soviel hysterische Fehlinformation...

Ebenso habe ich nen Brechreiz bekommen auf nen medizinischen Artikel in der vorletzten Ausgabe der tv14, wo es um Laufen bzw. Gehen ging. Klar tut Bewegung in vielerlei Hinsicht gut - für Kondition, Herz, Hirn, Seele und Blutgefäße - aber das Ganze hatte auch etwas sehr Klischeelastiges. Bis zu meinem Gefäßverschluss im Sommer 2010 bin ich jedes Wochenende 5 bis 10 km gewalkt bzw. habe Nordic Walking gemacht, demnach hätte ich keinen Gefäßverschluss bekommen dürfen, genauso wenig wie Profi-Sportler, die plötzlich tot auf dem Trainingsgelände zusammenbrechen, was ja leider auch nicht so selten vorkommt. Wenn ne (unentdeckte) Blutgerinnungsstörung vorliegt, kann sowas leider trotz ausreichenden Trainings und guter Kondition passieren. Manche Erkrankungen werden in solchem Gelaber nämlich gar nicht erwähnt. Selbst mein Antiphospholipid-Syndrom, was auch gar nicht so selten ist und auch ne hohe Dunkelziffer beinhaltet, weil's bei vielen noch gar nicht entdeckt wurde, wird sogar in medizinischen Fachbüchern nie behandelt.

Apropo Walking: Ich bin heute auch mal wieder gewalkt - die Temperaturen sind zwar immer noch nicht gerade frühlingshaft bei +5°C, aber die Sonne scheint von einem fast wolkenlosen Himmel. Es war zwar nicht besonders weit (ca. 800 m), aber ne kurze Strecke ist besser als gar keine Bewegung. Von einer Sauerstoffdusche und einem guten Gefühl nach dem Laufen kann allerdings auch ich berichten.

Einmal hatte ich das eher zweifelhafte Vergnügen, den Artikel einer Medizinstupidentin zum Thema "Antiphospholipid-Syndrom" lesen zu dürfen. Zu ihrer Aussage "Das zentrale Kennzeichen des APS ist die tiefe Venenthrombose..." fiel mir auch nix mehr ein - bei manchen wie z. B. mir macht es sich zum ersten Mal durch eine solche bemerkbar, aber das heißt nicht, dass die tiefe Venenthrombose ein zentrales Kennzeichen der Erkrankung ist, sondern eins von vielen möglichen Symptomen, als da auch Gefäßverschlüsse anderer Art wären, wie z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall bzw. TIA, arterieller Gefäßverschluss, bei Frauen wiederholte Fehlgeburten zwischen der 4. und 11. Schwangerschaftswoche. Da kann man sich ja richtig freuen, wenn man solch einer Ärztin mit diesem gefährlichen Halbwissen in die Hände fällt *nerv*. Immerhin habe ich auch schon genug Halbgötter in Weiß erlebt, die die Krankheit auch noch falsch schreiben - korrekt heißt es Antiphospholipid-Syndrom (also wie "Phosphor" ohne r am Ende), aber viele schreiben dennoch Antiphosphorlipid-Syndrom. Deshalb ist es wohl ganz gut, dass ich meine Krankheit selbst ganz gut kenne anstatt mich auf wichtigtuerische Halbgötter in Weiß zu verlassen.

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