Samstag, 13. April 2013

Schüchternheit kennt keine Grenzen :o))

Heute feiert meine ehemalige Grundschule - die Eichendorff-Schule an der Heißener Straße in Essen-Schönebeck - ihr 101-jähriges Bestehen, wie der Borbeck Kurier am Mittwoch in einer kurzen Meldung verkündete. Ich berichete Eva am Donnerstagnachmittag davon, die sich angesichts meines Humors wunderte, dass meine alte Schule noch steht :o) - ich konnte dieses Kompliment natürlich gerne an sie zurückgeben, aber ihre Schule steht auch noch, hihi.

Natürlich kamen wir auch wieder darauf zu sprechen, dass wir ja als Kinder und Teenager sehr schüchtern war - Eva glaubt mir bis heute nicht, dass ich als Kind ziemlich schüchtern und auch sehr nah am Wasser gebaut war, zumindest zwischen meinem 4. und 10. Lebensjahr. Die Stories, die ich ihr berichtete, als ich noch ein ganz kleines Kind war (zwei, drei Jahre alt), haben auch nicht gerade dazu beigetragen, dass sie mir das glaubt :o).

Meine ersten drei Lebensjahre habe ich in der Dünkelbergstraße in Essen-Bochold verbracht, denn dort standen damals Krupp-Häuser (heute Immeo Wohnen), wo mein Vater ja seine Lehre zum Bohrwerksdreher gemacht und auch bis 1976 dort bei der Widia an der Hobeisenbrücke gearbeitet hat. In der Siedlung gab es auch viele andere Kinder, die oft bei meiner Mutter angeschellt haben und gefragt haben, ob sie mich mit raus zum Spielen nehmen dürfen, denn die größeren Kinder haben immer gut auf mich aufgepasst und fanden mich einfach aufgrund meiner Pausbäckchen wohl total süß :o).

Es muss im Herbst 1976 gewesen sein, als ich ca. zweieinhalb Jahre alt war. Auf dem Rasen hinterm Haus spielten zwei Jungs im Alter von zehn, elf Jahren Fußball - ein großer, sehr schlanker, dunkelhaariger Junge und ein kleinerer, schlanker Junge mit dunkelblonden Locken. An dem kleineren Jungen hatte ich aus unerfindlichen Gründen einen Narren gefressen - immer, wenn der Ball mal ins Aus geschossen wurde, habe ich nie dem großen Dunkelhaarigen den Ball gegeben, sondern immer dem kleineren, dunkelblonden Jungen. Da ich auch gerne mitspielen wollte und die großen Jungs natürlich schneller waren als ich kleines Ströppken, habe ich mich immer bei dem kleineren Jungen hinten an die Turnhose gehängt :o). Der Junge war sehr nett und rief immer nur: "Womit hab ich das verdient?!", aber irgendwie hatte Klein-Alex an dem Jungen einen Narren gefressen. Meine Mutter hat natürlich versucht, mich irgendwie von den kickenden Jungs wegzubringen, während mein Vater das ganze Schauspiel mit seiner Super 8-Kamera dokumentiert hat.

Als ich Eva erzählte, dass ich immer bei dem Jungen, den ich offenbar so nett fand, an der Hose hing, lachte sie sich scheckig und meinte scherzhaft: "Das ging ja schon früh los bei dir!" :o) Nein, heute würde ich sowas auch nicht mehr machen, aber damals war ich ja noch ganz, ganz klein - und irgendwie auch nicht schüchtern :o).

Mit drei Jahren war ich mit meiner Mom in der Pommesbude am Reuenberg/Ecke Luthestraße, wo ich ja heute noch hingehe, um mir leckere griechische Spezialitäten zu gönnen, denn die Besitzer haben zwischen 1965 (so lange gibt's die Pommesbude schon) und heute natürlich öfter gewechselt. Wir wollten meine Oma besuchen, die damals noch auf dem Herskamp unterhalb des Dachsfeldes wohnte und meine Mom wollte sich und ihr zum Mittagessen nen Flattermann (auch als halbes Hähnchen bekannt) holen und mir ne kleine Portion Pommes mit Mayo. Natürlich mussten wir etwas warten, sodass ich mich zu zwei etwa neunjährigen Jungs gesellte, die gerade an einem der Stehtische jeweils ne Portion Pommes mit Ketchup aßen. Die beiden kümmerten sich natürlich kaum um mich, sodass ich angefangen habe, dem einen immer die Pommes vom Teller wegzufuttern. Das hat den Jungen natürlich total genervt und auch meine Mom hat mich angemeckert, als sie mitbekommen hatte, dass ich den Jungs ihre Pommes vom Teller klaue - heute würden ja einige zombiemäßige Eltern ihre Blagen nicht mehr zurecht stutzen, sondern untot säuseln "Ich hab ein Indigo-Kind..." oder "Mein Kind wird antiautoritär erzogen...", sodass die Reaktion von meiner Mom da wesentlich besser war.

Auch diese Story hat Eva zum Schreien gebracht :o). Sie kommentierte unter Lachtränen, dass das mit ein Grund war, warum sie nie Kinder haben wollte - sie hatte immer Angst, dass sie ein freches Kind bekommt, dass dann den Leuten in der Pommesbude ihre Pommes vom Teller frisst, hahaha!

Eine Story hab ich ihr noch nicht erzählt, aber da war Klein-Alex ausnahmsweise mal nicht frech. Da war ich auch etwa drei Jahre alt und ich war mit meinen Eltern in der Stadt. Wir guckten bei Scheepers auf der Ecke Lindenallee/Limbecker Straße - heute ist dort ne Filiale von Deichmann nach meinem letzten Kenntnisstand - Schaufenster und dort war auch ein kleiner Junge in meinem Alter, der mich immer küssen wollte :o). Ich hab den Jungen immer abgewehrt - zusammen Schaufenster gucken war ja okay, aber ich bin soviel von meinen Eltern, meiner Oma und meinen Onkels und Tanten geknuddelt worden, da wollte ich jetzt nicht auch noch von einem fremden Kind geknuddelt werden. Auch das hat mein Papa mit seiner Super 8-Kamera dokumentiert, genau wie mein trauriges Gesicht, als die Mutter des kleinen Jungen ihren Sohn an die Hand nahm und mit ihm weiter die Limbecker Straße hoch lief.

Stinki spielte am Donnerstagvormittag, als ich mit Renate auf der Treppe am Seiteneingang eine rauchen war, auch wieder das schüchtern-verklemmte Etwas - in die Augen schauen oder "Hallo" war da nicht, zumal Renate und ich auch gerade gekichert haben über hellhörige Häuser, in denen man Leute strullern hört, Versöhnungsgestöhne, Betten und ähnliche Fiesimatenten :o). Der arme Kerl stand nur schüchtern-verklemmt einige Meter von uns entfernt und traute sich kaum, in meine/unsere Richtung zu blicken, obwohl Renate irgendwie versuchte, ihn ins Gespräch einzubeziehen, aber außer Gesichtstourette kam da irgendwie nix *kopfschüttel*. Ich machte mir schon Sorgen, dass er gleich die Treppe auf der anderen Seite runterkegelt, aber das ist zum Glück nicht passiert. Das wäre auch eine sehr skurrile Unfallanzeige geworden: "Ich stand rauchend auf dem Treppenpodest, warf einen Blick auf eine kichernde Assistentin der Verkaufsabwicklung, trat einen Schritt zurück und purzelte dann die Treppe runter..." *kicher* Okay, Spaß beiseite - das war wieder an Schüchternheit und beklopptem Benehmen kaum zu überbieten. Stinki, ich beiße immer noch nicht!

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