Samstag, 20. Juni 2015

Zufälle gibt's :o)

Vorhin, als ich bei meinen Eltern war und meine Mama gerade das Mittagessen zubereitete, bekam sie einen Anruf, ich glaube, es war das Meinungsforschungsinstitut Forsa aus Dortmund. Da sie selbst keine Zeit hatte, an der Umfrage teilzunehmen (sie kochte ja gerade, wie schon erwähnt), hat sie den Hörer an mich weitergegeben, denn bei der Umfrage ging es um die Stadt Essen - zu dem Thema kann ich ja als gebürtige und immer noch wohnhafte Essenerin einiges beitragen :o). Deshalb hat meine Mom den Hörer wohl an mich weitergegeben.


                                     Frinti in Bedingrade - (c) medienwerkstatt-online.de

Die Umfrage dauerte etwa sechs Minuten. Ich sollte z. B. die drei Punkte nennen, um die sich die Politik in der Stadt am meisten kümmern sollte. Da habe ich natürlich zu allererst den ÖPNV genannt (die neuesten Neuerungen sagen mir ja schon rein beim Lesen nicht zu!) und auch den Umgang mit Arbeitslosen, speziell Hartz IV-Empfängern durch Mitarbeiter auf den zuständigen Behörden - ist ja ein passendes und leider auch aktuelles Thema :o). 

Sonst ging es darum, ob ich gerne in Essen lebe - ja, das tue ich in jedem Fall, wobei ich es allerdings schade finde, wie sehr die Stadt immer mehr auf Kosten ihrer Einwohner runtergewirtschaftet wird (merkwürdige Innovationen im ÖPNV, zunehmende Schließung von öffentlichen Bibliotheken und Schwimmbädern, die zunehmende Zahl an Schmuddelecken in der Stadt). Auf die Bürger und Einwohner der Stadt, die die Stadt eigentlich ausmachen, wird vielfach leider gar nicht mehr eingegangen, denn von einigen Neuerungen haben viele Menschen in Essen nix, sondern nur Wirtschaftsbonzen und Lokalpolitiker.


                                      Der Kraienbruch in Dellwig - (c) Alexandra Döll, Essen


Teilweise ging es auch um allgemeine politische Fragen, z. B. wen ich bei der letzten Landtagswahl gewählt habe, wen ich wählen würde, wenn morgen Bundestagswahl wäre, ob ich mit der Arbeit unseres Oberbürgermeisters Reinhard Paß zufrieden bin (das musste ich leider glatt verneinen) u. ä. Leider fällt mir auch zunehmend das Nord-Süd-Gefälle auf, denn im Vergleich zu den südlichen Stadtteilen Essens wie Rüttenscheid, Bredeney, Stadtwald, Werden etc. werden die Stadtteile nördlich des A40-Äquators (Borbeck, Altenessen, Schonnebeck, Altendorf usw.) eher stiefmütterlich behandelt, denn eine der Fragen lautete auch, ob ich das Gefühl habe, dass alle Essener Stadtteile gleich behandelt oder ob andere vielleicht bevorzugt behandelt werden. Zum Schluss folgten dann die obligatorischen Fragen nach Geburtsjahr, höchstem Bildungsabschluss, Beruf.

Gerade, weil ich meine Heimatstadt mag, fällt mir natürlich immer mehr auf, wie sehr sich vieles zum Negativen gewandelt hat. Die Kappung der Direktverbindung zwischen Haarzopf und Wickenburgstraße ist leider durchgekommen, obwohl viele Einwohner der betroffenen Stadtteile Haarzopf, Fulerum und Frohnhausen überhaupt nicht damit einverstanden waren, und warum die Kulturlinie 107, die bis vor kurzem noch zwischen Katernberg im Nordosten und Bredeney im Süden pendelte, jetzt mittels der neu geschaffenen Linie 108 verkürzt bzw. aufgesplittet wurde, erschließt sich mir nicht, genauso wenig wie diese komische Ringlinie 101/106 ab/bis Borbeck. Da wurde mal wieder schön am regelmäßigen ÖPNV-Nutzer vorbei geplant bzw. bezüglich der früheren Direktverbindung zwischen Haarzopf und Wickenburgstraße wurde der Bürgerwillen komplett ignoriert. Offenbar meint die EVAG, es sich leisten zu können, noch mehr Kunden zu verlieren. Ich bin zwar in der Hauptsache Autofahrerin, aber das heißt ja nicht, dass ich den ÖPNV nie nutze bzw. die Bedürfnisse von Menschen ohne fahrbaren Untersatz komplett ausblende, wie manche Verantwortliche in Politik und Wirtschaft das so gerne tun.

        Renaturierter Mühlenbach unterhalb der Wickenburgstraße - (c) Alexandra Döll, Essen


Die Sauberkeit lässt immer mehr zu wünschen übrig, auch im ÖPNV. Ich habe im April 1996 angefangen, in Essen zu studieren und bereits zu der Zeit wurden die Straßenbahnen in Essen schon von den Studis aus höheren Semestern "gelbe Prollbandwürmer" genannt - irgendeinen Grund muss es für diesen Ausdruck ja geben :o). Teilweise hängt dies sicherlich mit merkwürdigen Fahrgästen zusammen, die das Wort "Benehmen" wahrscheinlich nicht mal fehlerfrei schreiben können, geschweige denn, es in die Praxis umsetzen können, teilweise aber sicherlich auch mit fehlender Sauberkeit an manchen Haltestellen. Rauchen ist mittlerweile an ziemlich vielen Orten verboten - Leute anschnorren, auf den Bürgersteig kotzen und seinen Müll auf den Boden werfen ist aber weiterhin erlaubt :o)).

Essen hat viel Grün, deshalb hat die Stadt ja gerade den Titel als grüne Hauptstadt 2017 gewonnen, auch wenn es sich dabei eher um Prestige als um alles andere handelt - der gemeine Bürger wird von dem Titel nämlich nix haben, würde ich sagen. Das viele Grün nutzt jedoch gar nix, wenn manche die Grünflächen in unserer Stadt aus Faulheit und mangelndem Sozialverhalten heraus als Müllhalden nutzen, denn dann wird auch aus der schönsten Grünfläche irgendwann unansehnliches Gestrüpp mit Mülldekoration. Manche Asis nutzen ja auch Park-and-Ride-Parkplätze an Bahnhöfen (z. B. am Bahnhof Dellwig) als private Mülldeponie für ihre schrottreifen Autos und ihre kaputten Röhrenfernseher.

                               Barchembachtal in Dellwig - (c) Alexandra Döll, Essen
                               (zum Glück beinahe müllfrei)


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