Dienstag, 8. März 2011

Denglisch oder Ghetto-Deutsch als Unterrichtsfächer?

Der Verfall der deutschen Sprache hat mittlerweile wohl auch bei den Linguisten Einzug gehalten, weil einige offenbar der Auffassung sind, dass man Denglisch ("Ich hol mal eben Cash from the Bank!") oder Ghetto-Deutsch ("Ey Alder, isch mach disch platt!") auch als Unterrichtsfächer an Schulen einführen soll. Okay, ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Briten, die Iren oder die Amis auf die Idee kommen, in ihren Schulen Schwänglisch als Unterrichtsfach einzuführen, nur weil Herr Oettinger mal so eine schöne Rede in Schwänglisch gehalten hat :o), aber manche Deutsche, die sich dann auch noch Akademiker (Akadämliker?) nennen, haben ja solche Ideen...

Einerseits beklagen viele Ausbildungsbetriebe, dass viele ihrer zukünftigen Azubis, unabhängig von der Nationalität, kaum in der Lage sind, einen vernünftigen deutschen Satz geradeaus zu schreiben, dass es an Sozialverhalten fehlt und sogar am Verständnis der vier Grundrechenarten, aber dann kommen einige um die Ecke und meinen, sie müssen das auch noch unterstützen, weil das ja "kulturell so wertvoll" ist. Hm, dann könnten die Bayern, die Sachsen, die Ruhris, die Rheinländer und die Hessen auch fordern, dass ihr jeweiliger Dialekt künftig an deutschen Schulen unterrichtet wird, gerne auch als LK in der gymnasialen Oberstufe.

Liebe Personalchefs, wenn diesen Ideen wirklich mal stattgegeben wird, können Sie sich künftig auf Bewerbungsanschreiben wie das gleich folgende Beispiel freuen :o). Stellen wir uns mal vor, ein Tankstellenbesitzer namens Thorsten Müller, der eine ESSO-Tankstelle in Altenessen betreibt, sucht einen Tankwart (m/w - wir sind ja political correct, hihi) mit abgeschlossener Ausbildung, der Freude am Umgang mit Menschen unterschiedlicher Nationalität hat und neben Englisch noch möglichst weitere Fremdsprachen spricht, wie z. B. Polnisch, Russisch, Tschechisch, Türkisch oder Arabisch. Ein solches Anschreiben, das gerne verschiedene Regional-Dialekte, Ghetto-Deutsch und Denglisch mixt, könnte sich dann so lesen:

Güden Doch, Dhörsten, ey Alder,

ich bin die Schackeline mit die Essanelle-Welle und tu von Schalke kommen. Als voll krass ausgebildete Tankwartin mit Spass an Multikulti will ich mich bei Sie als freie Stelle bewerben. 

Neben Deutsch und über andere Leute kann ich voll krass Französisch und Türkisch. Mein erster Freund, der Marzel aus Katernberg, hat mich Französisch beigebracht, Kruzifix noch a mal, und mein aktueller Stecher, dat Mustafa, der Sohn von Gastarbeita is, hat mich gezeigt, wie Türkisch geht. Alder, du merkst, der Umgang mit unterschiedliche People macht mich viel Freude.

Ich tue mich täglich duschen und Socken-Changing machen. Durch meine Arbeit anne Aral-Tanke in GE-Heßler bin ich Electronic Cash gewohnt, Alder - guckst du. Isch bin eine voll korrekte Alde, Alder.

Ja, geh, wennze mich kennen lernen willz, ruf mich voll krass an, abba bitte nich vor zehn Uhr morgens und nich nach sechs Uhr abends, wenn ich mit dat Mustafa abhänge und seinen 3er tune. Über Cash können wir noch small talken, wenn ich zu dich zum labern komme.

Tschüsikowski,
Schackeline

Na, das wäre doch mal ein anheimelndes Bewerbungsschreiben, das alles Mögliche in sich vereint, wie es manche Linguisten ja so gerne hätten :o). Ich finde es zwar gut, wenn Fremdsprachen an Schulen angeboten werden, immerhin hatte ich ja auch zwei Fremdsprachen als LKs (Englisch und Spanisch), wobei ich es auch gut finde, wenn Schulen auch andere Sprachen wie Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch, Italienisch etc. anbieten, wenn sich jemand für diese Sprachen und die Kultur interessiert, aber von Denglisch oder Ghetto-Deutsch halte ich eher wenig, zumal normalerweise beim Unterricht von Sprachen - egal, ob in Deutsch oder einer Fremdsprache - eigentlich eher auf die Korrektheit im Ausdruck Wert gelegt wird und nicht auf irgendnen komischen Mischmasch aus allen möglichen Sprachen, Slangs und Dialekten. Dann kann Deutsch an den Schulen ohnehin direkt abgeschafft werden, stattdessen wird der Deutschunterricht dann wahlweise durch Bayrisch, Ruhrpottplatt, Sächsisch, Ghetto-Deutsch etc. ersetzt und macht uns sicherlich international total wettbewerbsfähig - oder heißt es jetzt contestfähig?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Yo!