Donnerstag, 24. März 2011

Wortreiche Wohnungsbesichtigung

Hm, gestern Abend war mal wieder eine Interessentin da, um sich meine Hütte anzugucken. Nach dem etwa 20-minütigen Besuch war ich besoffen - nicht etwa, weil ich Wein oder Bier in größeren Mengen getrunken hätte, sondern weil mein Vermieter und ich im wahrsten Sinne des Wortes besoffen gequasselt wurden, hihi. Das habe ich auch direkt mal, nachdem die Dame wech war, an meine Ehegatten, Verlobten, Groupies und Freunde per SMS kommuniziert. Meine Frau in Gestalt von Marina schrieb mir mit einem Smiley zurück, dass sie im Volksgarten in D'dorf-Bilk Frösche angestupst habe :o). Da muss ich doch mal genauer nachhaken - meinte sie mit anstupsen das, was man bei Facebook darunter versteht? Oder was anderes? *grübel*

Wie gesagt: Mein Vermieter und ich haben von der Interessentin ihre halbe Lebensgeschichte erfahren und somit auch Dinge, die wir nicht unbedingt wissen wollten, zumal die so gar nix mit der Wohnung an sich zu tun hatten. Das verkam eher zur reinen Nebensache, denn besonders gründlich hat sie sich meine Räumlichkeiten nun auch nicht angeschaut. Das Bad war ihr zu groß! *staun* Okay, ich hab jetzt nicht so ein enges Kabuff, in dem man sich kaum drehen und wenden kann, aber es ist eher schlauchartig geschnitten. Zwischen Wanne und der Wand gegenüber bleibt etwa ein Raum von einem Meter. Da ist das Bad in meiner zukünftigen Wohnung noch geräumiger, weil der Raum quadratischer ist und mehr Tiefe hat. Auch die Nische vor der Badewanne, wo es neben einem Spiegel und einem Körbchen, wo ich Fön, Body Lotion u. ä. untergebracht habe, auch eine Steckdose für den Fön gibt und zwei Leuchten neben dem Spiegel, die ein perfektes Styling erleichtern, ist für eine Person ausreichend, aber bietet jetzt nicht übermäßig viel Platz - für eine Person reicht es aber locker, um sich zu drehen und zu wenden und ohne sich irgendwo die Ellenbogen einzuhauen. Da habe ich jedenfalls nicht schlecht gestaunt, als die Dame mein Bad als groß bezeichnete - das war ne Premiere. Gegen manche Bäder, die z. B. bei "mieten - kaufen - wohnen" auf VOX gezeigt werden, ist mein Badezimmer sogar geradezu klein und in keinster Weise majestätisch. Nebenbei merkte die Dame noch an, dass man sich als Alleinstehende ja nicht stylen müsse...okay, so kann man es auch sehen - muss man aber nicht.

Der Rest der Wohnung - also Küche, Diele, Abstellraum, Wohn- und Schlafzimmer - verkam eher zur reinen Nebensache, denn die Dame schilderte uns wortreich ihre komplette Lebensgeschichte. Auch das kann man machen - muss man aber nicht. Natürlich ist es normal, dass man sich bei einer Wohnungsbesichtigung unterhält, aber nicht über Dinge, die mit der Wohnung an sich weniger zu tun haben. Rückfragen hatte sie eher wenig - obwohl mein Vermieter und ich sie aktiv dazu ermutigt haben, Fragen zu stellen, wenn sie welche hätte. Nee, stattdessen kam sie von Hölzken auf Stöcksken, wie der Ruhri sagt :o).

Nach zwanzig wortreichen Minuten ging sie mit meinem Vermieter noch runter in den Keller und den Garten, um sich auch das anzuschauen - viel Spaß bei der selbstmörderischen Kellertreppe aus Holz, unter der noch die Kohlenschütte aus früheren Zeiten verläuft und die auch schon mal von wildlebenden Nagern beknabbert worden ist, hehe.

        (c) Marina Hong 2010

Das ist ein bescheidener Einblick in meine Hütte an meinem 36. Geburtstag - dekoriert von mir, meiner Garderobe, Uli (die in der Wohnzimmertür steht), ihrem Wuffelwuff Herkules und der rüstigen Renate, die vor der Tür meiner Besenkammer steht. Ich selbst stehe vor der Küchentür.

Nachdem die Dame abgedampft war, kam noch mein Nachbar kurz hoch, um mit mir zu töttern - er und seine Frau ziehen ja schon Anfang April aus. Die beiden hatten auch skurrile Wohnungsinteressenten am letzten Samstag, wo ja auch bei mir zwei Herrschaften rumtrapsten, u. a. eine Dame, die mehr Interesse an meinen Stofftieren zeigte als an meinen Räumlichkeiten, hihi. Ich hatte gesehen, als ich vom Walken aus'm Mühlbachtal wiederkam, dass ein älteres Paar, von dem vor allem der Mann sehr gebrechlich war, unser Haus betraten und anschließend zu meinen Nachbarn gingen. Wie sich jedoch herausstellte, handelte es sich entgegen meiner ersten Vermutung nicht um ein Ehepaar, sondern um Vater und Tochter. Die Tochter wollte sich die Wohnung meiner Nachbarn anschauen und stellte trotz ihres nicht mehr ganz so jungen Lebensalters "kluge" Fragen zur Haushaltsführung wie z. B.: "Wie reinige ich denn eine Holzdecke?" :o)) Mein Nachbar sagte gestern Abend zu mir, dass er nach diesem Besuch Kopfschmerzen gehabt habe, weil noch mehr Fragen in der Art gefolgt sind.

Die Dame, die sich so für meine Stofftiere begeistert hat, hatte sich auch die Wohnung meiner Nachbarn angeschaut und wünschte ein beigefarbenes Bad - davon hatte sie mir allerdings jetzt nix gesagt, als sie durch meine Räumlichkeiten wuselte und meinen Plüschtieren wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenkte als der Wohnung an sich. Okay, die Fliesen bei mir sind auch beige, aber total 80er. Waschbecken, Toilette, Spülkasten und das Innere der Wanne sind allerdings in einem netten Dschungelgrün gehalten, was ja Ende der 70er, Anfang der 80er auch total angesagt war. Der Herr wiederum, dem meine Wohnung zu hoch lag und der sich deshalb nur die Küche angeschaut hat, war wohl nicht mehr bei meinen Nachbarn im ersten Stock.

Mein Vermieter will es, glaub ich, nicht verstehen, dass die meisten Leute meine Wohnung zwar total schön finden, aber sie trotzdem nicht nehmen. Ich denke, das hat mehrere Gründe, obwohl meine Hütte wirklich gut geschnitten ist: Nachtspeicheröfen, kein Balkon, der bisweilen düstere, renovierungsbedürftige Hausflur, die nicht allzu moderne Ausstattung, die selbstmörderische Kellertreppe, die mancher Ratte oder Feldmaus schon als Nahrung oder zumindest zum Zähne wetzen gedient hat, der verluderte Garten, in dem sich seit Monaten ein verrostender Ölkanister tummelt...ich glaube, das schreckt viele Leute ab, auch wenn meine Wohnung hell und freundlich ist und zudem über einen guten Schnitt verfügt. Sowohl meine Nachbarn als auch ich haben meinem Vermieter das mehrfach versucht zu erklären, aber irgendwie könnten wir das wohl auch ner Parkuhr erzählen :o/. Ich meine, im Ruhrgebiet sind so viele Leerstände, sodass den Vermietern frei werdende Wohnungen ohnehin nicht gerade aus der Hand gerissen werden, aber wenn, dann entscheiden sich die Leute meist für Wohnungen mit Balkon oder eigener Terrasse, Öl- oder Gasheizung, modernem Bad usw. Altbau ist zwar bei vielen sehr beliebt, aber selbst ne Altbauwohnung kann man moderner gestalten als die Hütte, in der ich seit Januar 2006 lebe. Das Modernste an meiner Wohnung sind die Lampen, meine Bilder an der Wand und meine Möbel.

Ab nächste Woche muss ich mich dann auch mal verstärkt um meinen Umzug kümmern - Umzugsunternehmen kontaktieren, das mir ja auch die Küche umbauen muss, mit dem Noch-Mieter meiner neuen Wohnung sprechen, Sperrmüll anrufen...ja, so ein Umzug ist immer ziemlich aufwändig.

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