Im Oktober 2010 wurde in der katholischen Kirchengemeinde St. Hermann Josef im Dachsfeld der letzte Gottesdienst gefeiert, danach wurde das Mitte der 60er errichtete Gotteshaus zumindest nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt. Im Jahr 2012 wurde St. Hermann Josef abgerissen, denn auf dem ehemaligen Gelände und am Hang darunter bis zum Tauweg entstehen Neubauten unter der Flagge der Allbau AG.
Meine Eltern haben am 6. Mai 1972 kirchlich in St. Hermann Josef geheiratet, zumal das Elternhaus meiner Mutter fast schräg gegenüber auf dem Herskamp steht. Ich selbst war auch dreimal in der Kirche - zuerst bei der Kommunion meines Cousins im Jahr 1979, dann im Sommer 1983 in der Vorabendmesse zusammen mit meiner Oma und zweien ihrer Freundinnen sowie bei der Totenmesse meiner Oma im Januar 1991. Seit es St. Hermann Josef nicht mehr gibt, wurden die Menschen, die in den Straßen Dachsfeld, Herskamp, Bergheimer Steig, Tauweg, Luthestraße und Teilen des Reuenbergs leben auf die Gemeinden St. Michael in Dellwig am Langhölterweg und St. Paulus an der Tangabucht in Gerschede aufgeteilt.
Im Gegensatz zu St. Michael in Dellwig, die 1911 geweiht wurde, war St. Hermann Josef natürlich ein moderner Bau, hatte aber leider auch nicht die Atmosphäre wie St. Michael oder der Borbecker Dom, der ja immerhin auch schon seit über 150 Jahren steht.
Als ich mit meiner Oma und ihren beiden Freundinnen an jenem Sommerabend im Jahr 1983 die Vorabendmesse besuchte, weil meine Eltern beim Cousin- und Cousinen-Treffen im Pfarrheim von St. Hermann Josef waren, hat meine Oma die Messe jedenfalls sehr bereichert :o). Leider hielt der Pastor sterbenslangweilige Predigten - da hatte ich schon Interessanteres gehört, z. B. in meiner damaligen Heimatgemeinde St. Antonius Abbas in E-Schönebeck - und meine Oma, damals 67 Jahre alt, ist neben mir eingenickt. Ich habe das zunächst gar nicht mitbekommen, bis mich ihre damalige Nachbarin, die alte Frau Brauer - Gott hab sie selig - anstupste und leise sagte: "Alexandra, weck mal deine Oma! Die schläft tief und fest!" Sie und auch Omas Freundin Frau Kirstein waren sehr amüsiert, während der Pastor doch etwas irritiert war :o). Ich habe meine Oma vorsichtig angestupst und geflüstert: "Oma, du schläfst! Wir sind hier in der Kirche!" Meine Oma zuckte hoch, sah mich fragend an, gab ein leises "Hä?!" von sich und versuchte dann, wach zu bleiben, gleichzeitig setzte sie ein interessiertes Gesicht auf, hihi. Kurz vor der Euharistie war meine Oma allerdings wieder eingenickt, was mir aber erst auffiel, als alle sich hinknieten und meine Oma schnarchend sitzen blieb - also musste ich sie noch mal vorsichtig wecken :o). Meine Oma blieb dann auch wach, aber als wir wenig später nach vorne zum Altar gingen, um die Kommunion zu empfangen, hat der Pastor meine Omi doch ziemlich irritiert angeschaut *kicher*.
Als ich Ende August 2011 meine Einweihungsfete in meiner neuen Wohnung in Gerschede gab, stand St. Hermann Josef ja noch. Thomas, Uli, ihr kleiner Hund Herkules und ich sind nach 20 Uhr zu einem kurzen Abendspaziergang aufgebrochen, dabei sind wir den Herskamp runter gelaufen bis zum Bahndamm an der Blitzstraße und sind den gleichen Weg auch wieder zurückgegangen. Als wir am Tauweg standen, warfen wir einen Blick den Hang hinauf, wo St. Hermann Josef auf ihrem Platz über den Häusern thronte. Ich muss sagen, aus der Perspektive hatte die Kirche sogar etwas Unheimliches - wenn ich sie vom Dachsfeld aus betrachtet habe, ist mir das nie aufgefallen.
Einige Gegenstände aus der Kirche befinden sich jetzt in St. Paulus, wobei das Kreuz, das mal das Dach von St. Hermann Josef geziert hatte, später nach Fertigstellung der Siedlung wieder inmitten der Neubauten stehen soll als Erinnerung an die frühere katholische Kirche im Dachsfeld. Die KiTa, die mal zur Gemeinde gehörte, existiert nach wie vor, hat aber nun den Namen "Frechdachse" - passend zum Standort am Dachsfeld - bekommen :o).
St. Hermann Josef im Dachsfeld - Quelle: wikipedia.org
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