Donnerstag, 24. Juli 2014

Skurriles vom Borbecker Wochenmarkt :o) - Teil 2

Das Gewitter kommt mit Macht näher, die Donner werden lauter. Die S9 bringt Alex' Stoffies sicher zum Haltepunkt Dellwig-Ost, aber da das Zentrum des Gewitters sich genau über Dellwig befindet, ziehen die Stofftiere es vor, nicht nach Hause zu laufen, sondern Schutz in dem Kiosk an der Donnerstraße in unmittelbarer Nähe des Haltepunkts zu suchen, bis das Gewitter vorüber ist. Die Besitzerin der Verkaufshalle freut sich zwar über den plüschigen Besuch in ihren Räumlichkeiten, aber Sammys Genöhle macht sie ganz nervös.

In Borbeck leert sich der Markt zusehends, da das Gewitter allmählich von Dellwig rüber nach Borbeck zieht. Die Wolkenfront hinterm Borbecker Dom hat eine bleigraue Farbe angenommen. Die Menschen an den Marktständen harren tapfer aus, da der Markt erst um 12 Uhr schließt, aber die Besucher flüchten in nahe gelegene Geschäfte oder versuchen, am Borbecker Bahnhof einen Bus oder eine Straßenbahn zu erwischen, der bzw. die sie nach Hause bringt.

Der Einzige, der sich nicht von dem aufziehenden Gewitter abschrecken lässt, ist der verrückte Klaus, der Patienten und Besucher des nahe gelegenen Philippusstifts mit seinen merkwürdigen Selbstgesprächen wahlweise irritiert, ängstigt oder belustigt. ES starrt den verrückten Klaus mit offenem Mündchen an, sodass Alex unwillig ruft: "ES, komm da wech!" ES gehorcht, dabei immer noch misstrauisch den verrückten Klaus betrachtend, der sich an einem Stand ein Brötchen gekauft hat und jetzt gucken will, ob er jemanden heiraten kann - die Damen an den Marktständen gehen sicherheitshalber schon mal in Deckung, damit sie nicht unfreiwillig zu Heiratskandidatinnen mutieren. Passenderweise grummelt ein lauter Donner zu Klaus' merkwürdigen Selbstgesprächen. "Ja, die Tanja...wenn ich dat damals geschickter angefangen hätte, wär die heute meine Frau, aber ihre Eltern haben gesacht, dat sie viel zu jung und zu unreif zum heiraten is...da war se 24...!" Stinki ranzt: "Wat is'n mit Ihnen eigentlich los?!", aber zum Glück wird seine Stimme vom nächsten Donner übertönt. Alex tritt Stinki energisch auf die Füße, damit er endlich die Backen hält und nicht noch die Aufmerksamkeit des verrückten Klaus erregt. Es blitzt über dem Borbecker Dom. Zum Glück schiebt der verrückte Klaus Richtung Philipp ab, wohl um sich und sein Brötchen in Sicherheit zu bringen. Alle auf dem Markt verbliebenen Menschen sind erleichtert.

Die Karpfen im Plantschbecken bauen sich schon mal nen Blitzableiter zusammen - man weiß ja nie, was Blitze so vorhaben. Thomas dreht unsichere Pirouetten, denn die Donner werden immer lauter, die Abstände zwischen Blitz und Donner verkürzen sich. Eine Böe fegt über den Neuen Markt - danach hat Thomas eine herrenlose, leere Plastiktüte im Gesicht, denkt aber kurzfristig, dass er jetzt gewitterblind sei. Renate entfernt die Tüte genervt aus seinem Gesicht. Stinki betrachtet die bleigraue Wolkenfront skeptisch, aus der mittlerweile im Sekundentakt Blitze entfahren, gefolgt von tiefen, lauten Donnerschlägen. Er fragt sich nicht nur, wat denn mit dem Wetter eigentlich los ist, sondern auch, ob der Aufenthalt auf dem Markt lebensgefährlich sein könnte. Ein Blitz schlägt in den Boden neben der Bahnhof-Apotheke ein und weist Stinki freundlich darauf hin, dass er nicht überall einschlägt, weil auch er seinen Stolz habe. Stinki ranzt mal wieder: "Wat is'n mit dir eigentlich los?!", aber der kurze, peitschenartige Donnerknall übertönt ihn bei weitem. Die Erde bebt leicht.

Der Stationsarzt überlegt kurzzeitig, ob er die Nadeln in der Hosentasche seiner Jeans nicht zum Blitzableiter umfunktionieren soll, denn normalerweise piekst er ja Thorsten damit, aber zu seiner eigenen Sicherheit entschließt er sich, die Nadeln da zu lassen, wo sie sind - bis wenig später ein komisches, metallisches Summen aus seiner Hosentasche zu hören ist. Alex ermahnt ihn energisch, seine Hosentasche zu leeren, denn bei dem Phänomen handelt es sich um ein akustisches Elmsfeuer, in den Bergen auch als "Pickelsausen" bekannt, d. h. die Gefahr eines Blitzschlages hat beträchtlich zugenommen. Da der Arzt sie nur verstört anblickt und gar nicht weiß, wovon Alex redet, greift sie ihm keck bis beherzt in seine Hosentaschen und wirft die Nadeln so weit weg wie möglich, wobei sie dem Arzt noch schnell erklärt, warum. Der Arzt ist dunkelrot angelaufen. Die Nadeln landen unter einem ohnehin schon vom Pfingstunwetter ramponierten Baum am Borbecker Bahnhof - und das ist auch gut so, denn keine zwei Sekunden später knallt ein Blitz in den Baum, der sofort Feuer fängt, aber zum Glück verfügt der Baum über einen Feuerlöscher mit Schaum, sodass er sich selbst löschen kann. ES plärrt, Stinki hat sich hinter die Apfelsinen im Korb gehechtet und verzichtet sogar auf seine obligatorische Standard-Frage, obwohl die Erde schon wieder leicht bebt. Steffi macht das betretene Gesicht, Thomas jammert nach Alex, die dem Gewitter die Teufelsforke zeigt. Thorsten spielt "Thorsten in der Grube" und hat sich auf der Erde zusammengekauert - um die kritische Schrittspannung zu vermeiden, hat er seine Füße dicht beieinander. Der Charmin Bear schimpft mit dem Gewitter, das davon aber keine Notiz nimmt, sondern weiterhin Blitze entfahren lässt, gefolgt von lauten Donnern. Erst, als das Gewitter allmählich die Borbecker Straße hoch zieht Richtung Schönebeck, prasselt der Regen los. Die Turmuhr des Borbecker Doms zeigt zwölf Uhr mittags - entsprechend schlagen ihre Glocken zwölf Mal, immer noch begleitet von lauten Donnern.

The End! :o)


Gewitterschauer über Essen-Borbeck - (c) Michael Gans, 22. Juni 2008

Links im Vordergrund sieht man ja den neuen Markt Borbeck, der an den Tagen, an denen kein Wochenmarkt stattfindet, als gebührenpflichtiger Parkplatz genutzt werden kann. Im Hintergrund befindet sich das Gebäude der Bahnhofs-Apotheke und über all dem thront der Turm des Borbecker Doms.

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