Tja, das Novaminsulfon, das ich aufgrund meiner Nackenschmerzen verschrieben bekommen hatte, hat wohl alles durcheinander gehauen - erst schoss mein INR hoch auf 4,1, dann fiel er auf 2,2, sodass ich die Marcumar-Dosis leicht angehoben habe, aber mein Antiphospholipid-Syndrom hat sich aufgrund des Chaos offenbar entschlosssen, ein kleines Gerinnselchen zu bilden, denn am Morgen des 3. Juli wachte ich mit Doppelbildern auf *frust*. Ich habe an dem Tag noch mal meinen INR gemessen, der mit 2,4 knapp unterhalb des magischen Zielwerts von 2,5 lag, und sogar zwei ASS eingenommen, aber die Doppelbilder blieben, sodass ich einen Krankenwagen gerufen habe, der mich ins Philippusstift gebracht hat *stöhn*. Zum Glück ist der kleine Mini-Schlaganfall, auch als TIA bekannt, folgenlos ausgeheilt, sodass ich gestern nach Hause entlassen werden konnte, aber zwischen dem 3. und 7. Juli war ich in stationärer Behandlung. Vom Nachmittag des 3. bis zum Nachmittag des 4. Juli lag ich sogar auf der Stroke Unit an Überwachungsmonitore angeschlossen, aber im Gegensatz zu meiner TIA im Juni 2011 waren es diesmal nur 24 anstatt 72 Stunden. Durch das Mikro-Gerinnsel hat ein Augenmuskel vorübergehend zu wenig Blut und Sauerstoff abbekommen, daher auch die Doppelbilder, die sich aber nach weniger als 24 Stunden wieder vollständig zurückgebildet hatten. Durch das Marcumar und ASS handelte es sich nach Aussagen des Oberarztes wohl um ein weiches Blutgerinnselchen, das zwar meinen Augenmuskel vorübergehend durcheinander gestrubbelt hat, aber aufgrund seiner Weichheit kein Gewebe geschädigt hat. Glück gehabt!
Seit gestern Nachmittag bin ich endlich wieder zuhause, wofür ich zutiefst dankbar bin. Ich lag auf einem Drei-Bett-Zimmer. Meine Bettnachbarin zu meiner Linken war zwar sehr nett, schnarchte aber ziemlich laut *schmunzel* und die Bettnachbarin zu meiner Rechten ertrank fast in ihrem Selbstmitleid *stöhn*. Ich habe sowohl auf der Stroke Unit als auch auf der "normalen" neurologischen Station Menschen gesehen, die um einiges schlimmer dran waren als die Heulboje, aber sie ersoff fast in ihrem Selbstmitleid und hätte es noch am liebsten gehabt, wenn der Pfleger sie ins Bett gehoben bzw. auf Händen zum Klo getragen hätte. Eine Lähmung lag bei ihr allerdings nicht vor, sie gehörte einfach zu den Menschen, die sich gerne den A...nachtragen lassen. Sie wollte sich ja schon von mir und meiner anderen Zimmerpflanze ins Bett heben lassen, doch da haben wir direkt einen Riegel vorgeschoben, denn wir beide lagen nicht auf der Neurologischen, weil wir dort Urlaub machen wollten (da gibt's schönere Orte als das Philipp, haha), sondern weil wir selbst einen mehr oder weniger heftigen Schlaganfall hatten.
Ich kann jede Menge menschlicher Schwächen vertragen, aber Selbstmitleid und verwöhntes Geheule mit dem ständigen Wunsch, von allen hofiert und bemitleidet zu werden, geht mir entschieden über die Hutschnur. Ich habe ihr auch ein paar Mal höflich, aber bestimmt was gesagt, denn Selbstmitleid bringt niemanden weiter, und am wenigsten den Betroffenen, der in seiner Trägheit und seinem Selbstmitleid absäuft. Selbst die Schwestern waren ja schon genervt angesichts dieses Rumgejankes. Am liebsten hätte Madämchen noch ihr eigenes Personal gehabt, das ihr am besten noch den Hintern abputzt und sie von A nach B trägt *stöhnweiter*.
Von der Mannschaft, die mich im Juni 2011 betreut hatte, waren nur noch Stefan, Thomas und eine Nachtschwester da. Mein Stationsarzt, der damals alles hervorragend diagnostiziert hatte (endlich mal!) und mich auch auf der Station sehr gut weiterbetreut hat, ist ja leider schon seit einigen Jahren nicht mehr dort :o(. Die meisten Ärzte waren zwar auch nett und jetzt mal entsprechend gebrieft, was meine Krankheit betrifft, aber an meinen Stationsarzt von damals reichten die alle bei weitem nicht ran.
Heute hatte ich einen Termin bei Specki in Werden und in Absprache mit ihm heben wir meinen therapeutischen Bereich jetzt in den Bereich 2,8 - 3,2, um jedes Restriskio für weitere flüchtige Schlaganfälle auszuschließen. Das hatte auch schon mein Oberarzt im Philipp auf der Stroke Unit vorgeschlagen und Specki hat ihm da heute zugestimmt.
Auch sonst sind im Philipp wieder einige lustige Dinge passiert, aber darüber schreibe ich dann in den nächsten Blog-Einträgen :o). Nur soviel vorab: Der verrückte Klaus - der Herr, der in der offenen Psychiatrie wohnt und der vor drei Jahren Erika gegen ihren Willen heiraten wollte *schmunzel* - hat auch jetzt wieder draußen einige Verrücktheiten abgelaicht, u. a. mit freundlicher Unterstützung eines Brötchens :o), das Krankenhausgespenst des Philippusstift jongliert fröhlich mit geklauten Fernbedienungen und hat auch noch ein Helferlein in Form einer großen Motte, Glasvasen werden von manchen Schwestern lieber weggeworfen als Papiervasen aus dem Automaten, manche Schwestern kennen keinen Gruß, sondern rennen nur hektisch ins Zimmer, um offene Fenster zu schließen, weil ein Gewitter mit Windböen aufzieht, dann gibt's immer noch Waschbecken, die offenbar zuletzt in den 30er Jahren gereinigt wurden...das ist doch erst mal wieder genug Stoff für neue Stories :o)).
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