Donnerstag, 10. Juli 2014

Bevor der große Regen kam...



...habe ich am Sonntagvormittag, als ich noch im Philippusstift lag, dieses Foto geschossen. Neben den ganzen Bäumen im Innenhof des Philipp, direkt am Ärzte- und Schwesternwohnheim, ist im Hintergrund noch der Turm des Borbecker Doms zu sehen. Wenn die Glocken des Doms zur Messe läuten, ist ein Gespräch im Krankenzimmer jedenfalls nicht mehr möglich, weil das Läuten zwar einen sehr angenehmen Klang hat, dafür aber auch sehr laut ist.

Überhaupt nicht nachvollziehbar ist für mich, dass eine muslimische Krankenschwester in einem Dortmunder Krankenhaus gekündigt wurde, weil sie bei ihrer Arbeit ein Kopftuch getragen hat - komisch, die Patienten scheint es nicht gestört zu haben, denn die Schwester erfreute sich wohl großer Beliebtheit, aber einige selbst ernannte Sittenwächter sehen das wohl anders. Soviel zu Toleranz und christlicher Nächstenliebe, die die katholische Kirche predigt. Als Patient ist es einem doch wohl vollkommen egal, ob man von einer Christin, Muslimin, Buddhistin, Atheistin oder Jüdin gepflegt wird, Hauptsache, die Dame - oder der Herr - macht ihren/seinen Job gut und ist auch noch nett dabei. Ein bisschen mehr Weltoffenheit und praktizierte Nächstenliebe in manch einer katholischen Einrichtung wäre jedenfalls schön.

Beim Philipp handelt es sich ja auch um ein katholisches Krankenhaus, aber einige haben dort offenbar auch noch nix von christlicher Nächstenliebe gehört bzw. haben Schwierigkeiten, diese in die Praxis umzusetzen. Mir ist es eigentlich egsl, ob das Krankenhaus, in dem ich bin, konfessionsgebunden ist oder nicht, aber ich kann mir als katholische Einrichtung keine christlichen Werte auf die Fahnen schreiben und die dann zum bloßen Lippenbekenntnis werden lassen.

Ich dachte zunächst, dass ich immer nur Beklemmungen im Philippusstift kriege, weil mein Opa dort 1975 an Strahlenkrebs gestorben ist, wobei ich damals zu klein war, um mich bewusst daran zu erinnern, denn als er starb, war ich gerade mal 16 Monate alt. Wenn mich Freunde in dem Krankenhaus besuchen, sagen die mir allerdings auch, dass sie die Atmosphäre als bedrückend empfinden - und bei meinen Freunden ist kein Angehöriger im Philipp verstorben. Wenn ich im EG durch den langen Gang mit den hohen Bögen gehe oder in einem Seitengang auf eine Untersuchung warten muss, muss ich immer unwillkürlich an den Tod denken. Die Verwaltung des Krankenhauses bemüht sich zwar, dem Krankenhaus einen freundlicheren Anstrich zu geben, aber trotzdem wirkt die ganze Atmosphäre dort ziemlich bedrückend bis düster, und das hängt nicht nur damit zusammen, dass es sich beim Philipp um ein altes Krankenhaus handelt. Wenn ich in Werden in die Rheuma-Ambulanz muss oder auch, wenn ich andere Krankenhäuser betrete, egal, ob als Patientin oder Besucherin, habe ich nicht das Gefühl, dass da überall der Tod lauert. Merkwürdigerweise bin ich nicht die Einzige, die so empfindet.

Makabererweise grenzt direkt an das Philippusstift auch noch der katholische Friedhof St. Dionysius an - das hat wirklich eine ziemlich makabere Komik :o). Vom Krankenhaus direkt in den Sarg bzw. die Urne - so könnte man es treffend formulieren. Auf dem Friedhof am Philipp ist jedenfalls auch Sammys verstorbene Lieblingsschwester Edeltraud begraben. Wenn Sammy Edeltrauds Grab pflegt, blendet sie die Nähe zum Philipp jedenfalls aus, denn auch sie mag das Philippusstift nicht, auch wenn ich als ihre Mama da bis jetzt immer wieder lebendig und auf zwei Beinen rausgekommen bin.

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