Bevor ich gestern Abend nach Hause zu meinen Stofftieren gondelte, hielt ich noch an der Apotheke meines Vertrauens - im konkreten Fall die Reuenberg-Apotheke auf der Donnerstraße - um dort meine zwei Rezepte einzulösen. Meine Coaguchek XS-Teststreifen sind ja für mich als Patientin, die das Gerinnungsselbstmanagement durchführt, kostenlos, dafür hat mich das Rezept für Marcumar statt der sonst üblichen 5 EUR Zuzahlung nun 9,77 EUR gekostet, worüber mich der Apotheker auch schon vor dem Kassiervorgang aufgeklärt hatte.
Ich hab mal gerade nach dem Grund für diese Erhöhung recherchiert, die seit 1. April 2012 gültig ist - der Hersteller Meda hat demnach die Preise für Marcumar nicht erhöht, aber da der Erstattungsanteil der Krankenkassen gesunken ist, wird das jetzt dem Patienten aufgeschlagen. Hm...ich glaube, sowas nennt man versteckte Preiserhöhung, oder? Es ist ein schlechter Witz: Die Pharma-Hersteller holen sich den fehlenden Betrag aus der Erstattung wieder, aber wo holt der Patient sich seine Mehrkosten wieder? Nicht, dass 9,77 EUR für mich ein unerschwinglicher Betrag sind - für manche Menschen mit geringem Einkommen, ALG I oder Hartz IV wäre es das aber sehr wohl - aber mir gehen diese fadenscheinigen Begründungen total auf den Keks. Angeblich haben die Krankenkassen doch so viele Überschüsse...vor dem Hintergrund verstehe ich nicht ganz, warum jetzt die Erstattungsbeiträge gesenkt werden und stattdessen der Patient wieder zur Kasse gebeten wird.
Zum Glück brauche ich mein Marcumar ja nur ungefähr alle sechs Monate, da ich meist nur ne halbe Tablette und einmal die Woche sogar nur ne viertel Tablette einnehme, aber jemand, der ne höhere Wochendosis hat als ich, wird da schon wesentlich mehr Geld los. Mit ner Wochendosis von 2,5 - 3 Tabletten nehme ich mich ja recht bescheiden aus - mein Schulungsarzt nannte mich und meine Mitstreiter in der damaligen Gerinnungsselbstmanagement-Schulung im Januar 2011 schon scherzhaft die Marcumar Light-Gruppe, weil keine/r von uns ne höhere Wochendosis als 5 Tabletten hatte - aber manche müssen, um stabil im therapeutischen Bereich zu bleiben, 7 bis 10 Tabletten Marcumar wöchentlich schlucken, sodass eine Neuanschaffung natürlich auch häufiger notwendig ist. In einem Gläschen sind 98 Tabletten erhalten - logisch, dass ich mit einer so geringen Wochendosis wesentlich länger hinkomme als jemand, der ne Wochendosis von 7 oder mehr Tabletten hat. Und leider wissen die Herstellerfirmen auch, dass es sich bei Marcumar um ein Medikament handelt, dass derjenige nehmen muss, um keine thromoembolischen Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie usw. zu riskieren - also einfach absetzen kann man das Medikament nicht; es sei denn, man möchte auf wenig nette Art Selbstmord begehen. Es reicht offensichtlich noch nicht, dass manche Menschen schon durch ihre chronische Krankheit - egal, ob Blutgerinnungsstörung, Herzklappenfehler bzw. künstliche Herzklappe, Herzinfarkt, Schlaganfall - schon genug gestraft sind; nein, solche Menschen dürfen dann ihre Krankheit, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben, auch noch teurer bezahlen. Herzlichen Dank auch.
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