Ich hatte ja erst vor wenigen Wochen den Eintrag "Verhätschelung, lass nach..." hier im Blog veröffentlicht, der sich darauf bezog, dass manche Kinder in überfüllten Schulbussen stehen müssen und man den armen Hätschelkindern das offenbar nicht mehr zumuten kann, auch wenn viele Schülergenerationen mit genau demselben Phänomen in Bus und Bahn groß geworden sind.
Gestern Abend lief dann in der Aktuellen Stunde im WDR ein Beitrag dazu, dass gerade Jugendlichen ein Schulbeginn um 8 Uhr morgens nicht mehr zugemutet werden kann und deshalb der Unterricht erst um 8.15 Uhr startet in manchen Schulen. Hm, bei mir fing der Schultag eigentlich kategorisch immer erst um 8.15 Uhr an, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass selbst ernannte Gutmenschen in den Medien rumgeheult hätten, dass man den Kids keinen so frühen Unterrichtsbeginn mehr zumuten kann. Wir haben ja auch sonst keine Probleme in der Welt, wie z. B. Pegida, Hartz IV, asoziale Wirtschaftspolitik auf Kosten der Allgemeinheit, teilweise radikalen Islamismus etc. und den Medien fällt nix Besseres ein, als sich über so einen Killefit Gedanken zu machen. Peinlicher geht's echt schon nicht mehr - Dinge, die früher keiner in Frage gestellt hat, sind den Medien jetzt schon Beiträge wert, nur weil ein Schlafforscher da mal in der Gegend rumgekräht hat.
Was kann man den Kindern heute überhaupt noch zumuten? Bei schlechten Noten werden als Erstes die Lehrer angegangen, sodass die Noten 4 - 6 nach dem Willen mancher Leute am besten auch direkt abgeschafft werden sollten, überfüllte Schulbusse sind ein Grund für manche Eltern, mit ihren überdimensionierten fahrbaren Untersätzen ein Verkehrschaos vor Schulen zu veranstalten, weil man den Kindern offenbar auch nicht mehr zumuten kann, maximal 300 Meter zur Schule bzw. zur Haltestelle zu laufen, frühes Aufstehen kann man den Kids heute auch nicht mehr zumuten...da tun mir eher die Kinder leid bzw. die Erwachsenen, die offenbar in einer hirnfreien Luftblase groß geworden sind, denn anders kann so ein Schwachsinn nicht zu erklären sein. Das gesunde Mittelmaß scheint es heute jedenfalls leider nicht mehr zu geben - entweder driftet alles in übermäßige Härte ab oder direkt in die Verhätschelungshaltung.
Es gibt zwar Unternehmen, in denen die Gleitzeitregelung gang und gäbe ist, aber es gibt auch Berufe, in denen der Schichtdienst festen Zeiten unterliegt, z. B. Schichtarbeiter in Produktionsbetrieben, Ärzte, Krankenschwestern etc. Da würde sich doch jeder Stationsleiter freuen, wenn Lieschen Müller ihren Frühdienst im Krankenhaus nicht bereits um 6 Uhr antritt, sondern erst um 8.30 Uhr, weil man dem gehätschelten Madämchen nicht mehr zumuten kann, frühmorgens aufzustehen und um 6 Uhr morgens ihren Dienst anzutreten, um sich nach der Übergabe mit der Nachtschicht um die Patienten zu kümmern. Da sollten solche Hätschelmenschen, denen man nix zumuten kann, sich aber wohl besser keinen Beruf mit festgelegten Arbeitszeiten aussuchen - selbst auf Behörden ist der Arbeitsbeginn morgens um 8 Uhr, also ist frühes Aufstehen in dem Fall auch vonnöten :o).
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