Dienstag, 10. März 2015

Eine spannende, aber traurige Sendung gestern

Gestern ging es ab 21 Uhr im NDR um Ärztefehler und die Möglichkeiten des Patienten, sich juristisch gegen Fehldiagnosen und ihre Konsequenzen zu wehren. Die dort gezeigten Fälle waren wirklich mehr als traurig - bei dem einen Herrn wurde nicht erkannt, dass er einen Ohrspeicheldrüsentumor hatte, stattdessen wurde er von mehreren Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen als Simulant und überempfindlich abgetan. Mit den Folgen ärztlicher Inkompetenz muss er aber leider bis heute leben - das eine Auge muss er zum Teil manuell schließen, der Mund ist noch schiefer wie bei manche Schlaganfallpatienten, aber Hauptsache, die Halbgötter in Weiß kamen sich mal wieder wichtig vor auf Kosten der Patienten.

Bei der anderen Dame haben weder die Notärztin, die vom Sohn gerufen wurde, noch die behandelnden Ärzte im ersten Krankenhaus erkannt, dass sie Hirnbluten nach einem geplatzten Aneurysma hatte - der Oberarzt meinte hochnäsig, dass die Störungen durch zuviel Alkohol kämen. Hahaha, die Dame hatte keinen Tropfen Alkohol getrunken, aber plötzlich heftige Kopfschmerzen auf der Arbeit bekommen und war zuhause bewusstlos kollabiert, weil das Blut immer mehr ins Gehirn sickerte. Erst auf Drängen ihrer Angehörigen wurde sie in ein anderes Krankenhaus verlegt, wo die Ärzte in der Notaufnahme sofort gemerkt haben, was los ist und nicht mit Allerweltsdiagnosen von der Straße kamen im Sinne von "Hat einen zuviel getrunken." Die Dame ist seither berufsunfähig und musste erst alles mühsam wieder lernen (Laufen, Sprechen usw.) - und das alles, weil einige Ärzte in ihrer Arroganz kaum über ihren Tellerrand hinaus blicken. Ihr Anwalt kämpft bis heute, dass sie eine angemessene Rente bekommt - sie wird bis dato nämlich mit einer "Hungerzahlung" abgespeist. Logo, die Klinik und die dort tätigen Ärzte müssen ja auch nicht mit den Folgen ihrer eigenen Unfähigkeit und Arroganz leben...*grummel*.

Von ärztlichen Fehldiagnosen, die zum Glück folgenlos geblieben sind, kann ich ja auch ein Lied singen. Bis zu dem Zeitpunkt, als mal endlich ein fitter Gefäßchirurg in Frohnhausen merkte, dass meine komplette Arteria fermoralis im linken Bein so gut wie verschlossen ist, bin ich ja auch mit Schmerzen und einer viel zu kurzen Gehstrecke von nicht mal 50 Metern, bis die Schmerzen einsetzten, von Arzt zu Arzt gerannt, aber keiner hat gemerkt, dass mein Antiphospholipid-Syndrom sich da freundlich zurückgemeldet und eine Arterie fast komplett durch ein Blutgerinnsel nach dem anderen verschlossen hat. Wenn dieser niedergelassene Chirurg nicht gewesen wäre und der mich nicht sofort ins Elisabeth-Krankenhaus auf die Gefäßchirurgie überwiesen hätte, könnte ich wohl heute nur noch Clio mit Automatikgetriebe fahren, weil man mir das linke Bein zumindest bis zum Knie hätte abnehmen müssen - vier bis sechs Wochen später wäre der Gewebstod unweigerlich eingetreten und mein linkes Bein damit nicht mehr zu retten gewesen.

Auch mein Schwindel nach meinem Hörsturz im Juli 2010 war für einige Ärzte vollkommen normal bzw. ich wurde auch gerne schon mal als hysterisches Weibsbild abgestempelt, weil keiner merken wollte, dass in meinem Gehirn kleine Mikrogerinnselchen unterwegs waren, die diesen Schwindel ausgelöst haben. Angeblich war ja nie etwas auf den MRT-Aufnahmen vom Schädel zu sehen - bis ich am 20. Juni 2011 mit den Symptomen eines Schlaganfalls ins Krankenhaus kam und sich mein damaliger Stationsarzt die Mühe gemacht hat, meine MRT-Aufnahmen mit Lupe und Mikroskop anstatt nur mit dem bloßen Auge anzuschauen. Komisch, er hat mehrere Einschläge im Hirnstamm gefunden, teilweise auch älteren Datums, aber vorher war da nie die Rede von - da war ich einfach nur hysterisch oder sollte lernen, mit dem Schwindel zu leben *säuerlichgrins*. Der Oberarzt im Philippusstift in Borbeck sagte letztes Jahr, als wohl ein Gerinnselchen durch meinen Sehnerv gesaust war, dass es eigentlich ein Wunder sei, dass ich hier so munter und ohne weitere Behinderungen in meinem Bett sitze und normal mit ihm sprechen kann. Das Wunder habe ich z. T. wohl mir selbst und meiner guten Konstitution zu verdanken, aber z. T. auch einigen Ärzten, die glücklicherweise mal über ihren Tellerrand hinaus geblickt und nicht alle Symptome einfach nur als Spinnerei, Hysterie u. ä. abgetan haben.

Eigentlich geht man ja zum Arzt, um sich bei gesundheitlichen Problemen helfen zu lassen - manche gehen aber leider hin, um danach kränker wieder zurück in ihren Alltag zu kehren, als sie vorher waren, und das ist das wirklich Traurige. NOch trauriger ist allerdings, dass die Betroffenen mit einer mageren Entschädigung abgespeist werden sollen und teilweise jahrelang um ihr Recht kämpfen müssen - auch wenn sie ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Arroganz und Inkompetenz mancher Ärzte zu verdanken haben.

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