Sonntag, 22. März 2015

Witze der Arbeitsagentur

Gestern Abend, als ich nach Hause kam, staunte ich nicht schlecht, als ich einen großen DIN A4-Umschlag in meinem Briefkasten vorfand, auf dem die Arbeitsagentur Bochum als Absender angegeben war. Ich konnte mir das zunächst nicht erklären, bis ich den Brief öffnete und dort eine Bewerbungsmappe vorfand, die ich am 1. Dezember 2014 - also vor fast vier Monaten - an die Arbeitsagentur Bochum geschickt hatte. Wie nicht anders zu erwarten, war es eine Absage, wobei selbige schon unfreiwillig komisch anmutete :o).

Normalerweise sollte man ja idealtypischerweise davon ausgehen können, dass die Arbeitsagentur es besser weiß als manches Unternehmen der Privatwirtschaft, wie mit Bewerbungen umgegangen wird, aber diese Rücksendung meiner Unterlagen bewies mir das Gegenteil. Das hatte auch schon mal eine meiner Leserinnen unter experto.de im Spätsommer 2013 moniert, denn sie hatte sich wohl auch bei einer Arbeitsagentur als Arbeitsvermittlerin beworben, bekam aber nach einigen Wochen eine Absage, wobei das Anschreiben mit "Entwurf" gekennzeichnet war. Hm...das ist schon mehr als peinlich, würde ich sagen, denn Schreiben, die verschickt werden, sollten eigentlich nicht mehr mit "Entwurf" gekennzeichnet sein, aber Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Verfasser der Absage weiß, wie man das Wort "Entwurf" wieder löscht - sei es, aus der Kopfzeile oder als Wort hinter dem Text.

Die Lachnummer hatte ich zwar in meinem Fall nicht, dafür wurde mir aber die Mappe mitsamt meinem Anschreiben vom 1. Dezember 2014 zurückgeschickt, auch noch mit schickem Eingangsstempel der Arbeitsagentur Bochum versehen. Ich weiß nicht, ob die dort tätigen Mitarbeiter schon mal was von Bewerbermanagement gehört haben (offenbar nicht), aber es ist nicht üblich, dass man das Anschreiben des Bewerbers mit zurückschickt, und schon gar nicht mit handschriftlichen Notizen oder Eingangsstempeln versehen. Und da tut die Arbeitsagentur so, als wenn ihre Mitarbeiter dort wer-weiß-wie hoch qualifiziert sein müssten - den Eindruck konnte ich aber leider nicht gewinnen. Für den Schmu bräuchte man noch nicht mal eine abgeschlossene Ausbildung, dafür würde jemand reichen, der immerhin in der Lage ist, einen Rechner unfallfrei zu bedienen.

Ebenso lachhaft ist es, für eine Absage mehr als drei Monate zu brauchen - angeblich wurden meine Unterlagen "eingehend geprüft". Bei einer Bearbeitungszeit von fast vier Monaten würde ich aber sagen, das hat schon nix mehr mit eingehender Prüfung zu tun, sondern dass da jemand offenbar meine Unterlagen erstmal buchstabieren musste, hihi. Das würde nämlich eine dermaßen lange Bearbeitungszeit einer Mappe mit Anschreiben, Lebenslauf und insgesamt sechs Zeugnissen rechtfertigen, hahaha. Vermutlich waren meine Unterlagen einfach zu gut für die Beamtenmentalität, die in manchen Behörden an den Tag gelegt wird, denn ich bin nicht die einzige gut qualifizierte Bewerberin, die solche Erfahrungen mit ihren Bewerbungen bei Arbeitsagenturen oder Jobcentern machen durften.

Vor allem: Arbeitsagenturen zählen zu den öffentlichen Arbeitgebern, d. h. sie müssen die Stellen offiziell für alle ausschreiben und auch zur Vermittlung in ihrer Jobbörse freigeben - auch wenn die vakante Stelle schon längst besetzt ist, aber das wird auch gerne verschwiegen. Manche meiner Leser waren damals, als ich dazu einen Artikel schrieb, sogar sehr erstaunt, dass es diese Praxis gibt - ja, leider gibt es sie, auch wenn viele Bewerber sich dann umsonst die Mühe machen, dort eine Bewerbung auf den Weg zu bringen. Alibi-Funktionen sind schließlich alles in der Bananenrepublik Deutschland.

Wie gut und motiviert manche Mitarbeiter auf der Arbeitsagentur sind, habe ich mal im November 2009 erleben dürfen, als mein Arbeitsverhältnis bei Oscar Winzen für zwei Monate unterbrochen war, nämlich von Januar bis Februar 2010, und ich mich deshalb vorsorglich bei der Arbeitsagentur Arbeit suchend melden musste. Ich saß dort einer jungen, dümmlichen Dame im Rentierpulli gegenüber, die mich fragte, was ich denn bisher beruflich gemacht hätte und als ich von meinem aktuellen Arbeitsverhältnis - also Outplacement-Unternehmen - sprach, verzog sie ihr Mündchen dümmlich und säuselte: "Auf Deutsch bitte!" Sorry, Outplacement ist eigentlich ein gängiges Wort, auch wenn es ursprünglich dem Englischen entstammt und wenn eine Mitarbeiterin der Arbeitsagentur schon nicht weiß, was das ist, obwohl die Aufgaben einer Arbeitsagentur und eines Outplacement-Unternehmens vergleichbar sind, was die Arbeitsvermittlung betrifft, dann ist das ein echtes Armutszeugnis. Ich kann den Unmut vieler Arbeitsuchender jedenfalls verstehen, wenn sie sich dann von solchen Dummbratzen auch noch trotz entsprechender Qualifikation und Berufserfahrung dumm anreden lassen können oder womöglich noch gefragt werden, was sie denn bisher beruflich gemacht hätten - also sollte jeder Arbeitsuchende möglichst Ausdrücke wie Outplacement, Assistant to the CFO, Key Account Manager oder Sales Area Manager tunlichst vermeiden :o)). Ein bisschen Berufskunde und Allgemeinbildung würde manchen Mitarbeitern jedenfalls gut zu Gesicht stehen. 

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