Als ich vorhin beim Friseur in Borbeck war, unterhielten meine Friseurin und ich uns auch über den Flugzeugabsturz vor vier Tagen bzw. über den Medienhype, der da gemacht wird, den wir beide vollkommen unangemessen finden. Ich wiederhole jetzt nicht 1 : 1, was ich dazu schon in einigen anderen Blog-Einträgen geschrieben hatte, aber dass jetzt auch noch der volle Name des mutmaßlich schuldigen Co-Piloten veröffentlicht wurde, schlägt dem Fass den Boden aus und ist an Dummdreistigkeit kaum noch zu überbieten.
Darüber hatten sich auch einige Leser in Briefen an die WAZ aufgeregt, wobei die Zeitung ihr Tun damit begründete, dass der Co-Pilot ja aufgrund seiner mutmaßlichen Tat eine Person der Zeitgeschichte wäre. Ja, nee, ist klar - bei dem Stiefvater der getöteten Madeleine wurde dessen Person ständig geschützt, denn es war immer nur von "Günter O." die Rede in Artikeln zum Prozess, aber dessen Familientyrannei war ja scheinbar nur ein trauriger Einzelfall, sodass man den Namen des Täters da schützen musste, aber bei einem Flugzeugabsturz mit deutschen Opfern hat die Familie des angeblichen Schuldigen kein Recht mehr auf Schutz der Privatsphäre? Sorry, für mich ist diese Begründung völlig krank, aber irgendwie muss man ja als Redaktion die eigene Sensationsgeilheit und den Eingriff in die Privatsphäre anderer Menschen rechtfertigen.
Den Redakteuren, die sowohl das Foto als auch den vollen Namen des Co-Piloten der Germanwings-Maschine veröffentlicht haben, scheint nicht bewusst zu sein, dass die Nennung des Namens von Kollegen in Facebook-Posts oder in anderen sozialen Netzwerken ohne deren Einverständnis in anderen Unternehmen schon oft genug der Grund für eine fristlose Kündigung war - und selbst, wenn der Verfasser eines Posts aus Personenschutzgründen keine(n) Namen genannt hat, wurde das von manchen Unternehmen schon zum Anlass genommen, angeblich unbequeme Mitarbeiter auf billige Art los zu werden - vor allem, wenn dann manch ein missliebiger Mitmensch den unbequemen Mitarbeiter gezielt bespitzelt hat, um seinen eigenen A.... zu retten und/oder um sich "lieb Kind" beim Chef zu machen, weil die eigene Arbeitsleistung nicht mehr her gibt als das Bespitzeln und Denunzieren Dritter *reiher*. Das erinnert mich an Stasi-Methoden, sorry.
Einige Medienvertreter scheinen nicht nur im rechts-, sondern auch im respekt- und verstandsfreien Raum zu leben. Mit so einem Blödsinn leisten die selbsternannten Sittenwächter jedenfalls Dingen wie Lynchjustiz gegenüber den Hinterbliebenen des Co-Piloten noch Vorschub. Wie ich schon schrieb: Die Eltern waren ja nicht zwingend mit der Tat ihres Sohnes einverstanden, aber hier in Deutschland ist die sog. "Sippenhaft" leider weit verbreitet, auch wenn manche Besserdeutsche meinen, wir seien die Saubermänner der Welt (haha, dass ich nicht lache) und wissen und können alles besser. Ja, einiges können wir wirklich besser als manch anderes Volk in der Welt: hysterisch sein bei Nebensächlichkeiten, sog. geistigen "Führern" hinterher hecheln und kritische Stimmen durch unlautere Methoden zum Schweigen bringen, andere nach Äußerlichkeiten und finanziellem Status beurteilen, andere bespitzeln und denunzieren, den eigenen Arbeitsplatz anbeten, auch wenn manche an ihrem todunglücklich sind...darin sind wir tatsächlich Weltmeister, so traurig es auch ist.
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