Dienstag, 28. Juni 2011

Ein verrückter Krankenhausaufenthalt

Dass ich seit einigen Tagen nix Neues gebloggt habe, liegt daran, dass mich am Abend des 20. Juni auf dem Heimweg wenig lustige Doppelbilder und Schwindelattacken ereilten, sodass ich später den Notarzt rufen musste - zum Glück war es kein formvollendeter Schlaganfall, sondern "nur" eine transitorische ischämische Attacke (TIA), aber das hat gereicht. Ich war zwar Marcumar-technisch gut eingestellt, aber in  Absprache mit den Ärzten setze ich jetzt den INR leicht nach oben, damit solche Mikroembolien nicht mehr meinen Sehnerv oder andere Gehirnareale durcheinander wuscheln können. Ich hasse meine Autoimmunerkrankung, die sich immer neue Fiesimatenten einfallen lässt, um mich ein wenig zu ärgern :o/. Unterkriegen lasse ich mich trotzdem nicht!

Da sich der Stationsarzt in der Notaufnahme des Philippusstift nach der Eingangsuntersuchung nicht sicher war, ob es ein Schlaganfall ist, hat er mich zur Sicherheit direkt stationär da behalten - 72 Stunden lang war ich auf der Stroke Unit und wurde an Monitoren überwacht, bevor ich Freitagvormittag auf ein normales Zimmer verlegt wurde, zumal sich meine Doppelbilder zum Glück recht schnell wieder ins Nirvana verabschiedet hatten. Ne ambulante Reha gibt's aber trotzdem. Ich warte noch auf Bescheid aus Kettwig, wo die Reha durchgeführt werden soll. Meine Freunde und Kollegen waren jedenfalls rührend besorgt um mich bzw. sind es immer noch *knuddel*.

Also, ich muss sagen, das Philipp, das ich ja schon von zwei stationären Aufenthalten in den Jahren 2002 und 2004 her kannte, war nie so mein Lieblingskrankenhaus, z. T. wegen unfreundlichem Personal, z. T. wegen fehlender Kompetenz, aber das hat sich zum Glück doch sehr gewandelt. Glücklicherweise waren die Ärzte, Therapeuten und das Pflegepersonal echt lieb und man konnte vernünftig und normal mit ihnen reden - zu lachen gab es auch öfter was :o).

Am Freitag, als ich auf ein normales Zimmer umgesiedelt wurde, bekam ich 1,5 Stunden später eine sehr nette Zimmerpflanze aus Altenessen - eine reizende Dame von Mitte 60, die ich aus Diskretionsgründen mal Frau G. nenne.  Sie hat öfter mal unerklärliche Ohnmachtsanfälle, die sich auch in keinster Weise ankündigen - zack, plötzlich wird ihr schwarz vor Augen. Die Ursachen hierfür sollen jetzt also erforscht werden. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander - morgens haben wir zusammen mit den Meisen gesungen, die sich im Baum vor unserem Fenster tummelten, abends haben wir Fledermäuse zugetextet, die im Glockenturm des Borbecker Doms nächtigen und den Zeppelin gebeten, Grillfleisch für uns abzuwerfen, denn das Essen im Phillip hat sich im Gegensatz zu allen anderen Dingen nicht wirklich verbessert. Wir haben schon gescherzt, dass unser Stationsarzt - ein sehr netter, aber doch ziemlich introvertierter Mann - uns irgendwann noch von der Neuro in die Psychiatrie verlegen lässt, wenn er all das mitbekommt :oD. Seine letzten Worte wären dann wahrscheinlich gewesen, bevor er die Tür hinter sich verschlossen hätte: "Frau Döll, Frau G., nehmen Sie Ihre Tabletten und legen Sie sich hin!" :o)

Hm, ansonsten weiß ich nicht, was los war, aber irgendwie galt wohl plötzlich  "Verrückt nach Alex" - mein Stationsarzt hatte plötzlich so komische, linkische Anwandlungen (die ich erst gar nicht gerafft habe, bis mich meine Zimmerpflanze mit der Nase mal darauf stieß, was das jetzt zu bedeuten hat) beim Blut abnehmen, ein Pfleger war ganz beflissen, mir mein Essen persönlich zu servieren, eine Pflegeassistentin war überglücklich, zwanzig Meter mit mir über den Flur latschen zu dürfen und die Sozialarbeiterin hielt gestern meine Patschhand. Dazu sage ich nur eins: EHRLICH, ICH HAB NIX GEMACHT! :oD

Echt, die Blutabnahme am Samstagabend und am Sonntagmorgen durch meinen Stationsarzt war der Knaller! Er kam da so ganz linkisch reingewandert, um mir meinen Quick-Wert zu entnehmen, ich entblößte meinen rechten Arm, weil links noch ne Kanüle drin steckte, sodass da ne Blutentnahme nicht möglich gewesen wäre. Seine Utensilien hat er schön auf meinem Nachtschränkchen, das links von mir stand, platziert gehabt - hm, ich hätte ihm das Röhrchen auch gerne gereicht und auch kein Problem damit gehabt, wenn er sich über mein Bett gebeugt hätte, um sich die Sachen zu grabbeln, aber nein...stattdessen turnte er da ziemlich unbeholfen um mein Bett herum. Ich hab ja bis dato gar nicht gerafft gehabt, was los war, aber ich musste mir trotzdem ein Lachen verbeißen. Auch meine Zimmerpflanze konnte kaum ernst bleiben, denn das war geradezu putzig, was er da veranstaltet hat. Warum einfach, wenn's auch umständlich geht? Blut abnehmen kann er allerdings sehr gut, den Pieks merkt man kaum, deshalb mochte ich seine Warnung immer so gern: "Achtung, es gibt jetzt nen Pieks!" (Ach?) :o)

Am Sonntagmorgen hat er sich zwar nicht ganz so unbeholfen angestellt, aber es war putzig-linkisch genug. Ich saß da mit nassen Haaren im Bademantel, T-Shirt und Trainingshose auf meinem Bett und wollte mir gerade die Haare föhnen gehen, nachdem ich vom Duschen wiedergekommen war, als er wieder die Szenerie betrat, um mir Blut abzuzapfen. Hm, ich hatte mir bei der Bemerkung eigentlich nix gedacht, mir ging erst später auf, was ich da von mir gegeben hatte, denn ich fragte ihn freundlich: "Na, stechen Sie mich jetzt wieder?" Oooops...da bekam er aber rote Bäckchen. Ja, okay, das Stechen hätte man jetzt falsch verstehen können, hihi. Ich hab ihm diesmal sogar meinen linken Arm angeboten, weil der Pfleger, der ganz versessen darauf war, mir meine Mahlzeiten zu servieren, mir kurz zuvor die Kanüle entfernt hatte, aber er stammelte: "Nee, nee, das geht schon rechts, aber da kommen ja die ganzen Venen hoch (kein Wunder, an den Vortagen sind mir da ja bereits sämtliche Venen zerstochen worden wg. der ganzen Blutabnahmen...) und Sie waren ja auch gerade duschen...!" *rotwerd* Was das Duschen jetzt mit dem Rest zu tun hatte, war unklar, aber diese Unbeholfenheit war einfach zu niedlich. Meine Güte, ich kann nur sprechenden Menschen helfen, wenn sie in mir nicht nur die Patientin sehen, sondern auch die Frau hinter der Patientin (O-Ton Frau G.), aber auf Gestammel, linkisches Rumgehopse und ähnliche Dinge kann ich wahnsinnig schlecht angemessen bis beruhigend und freundlich reagieren. Die Einladung zu ner Tasse Kaffee oder nem Eis hätte ich nämlich bestimmt nicht abgelehnt :o).


Ich weiß zwar nicht, warum das so ist und er mich scheinbar so cool findet, aber irgendwas muss es ja sein - dabei bin ich das glatte Gegenteil von ihm. Ich bin extrovertiert und er eher introvertiert, aber meine Zimmerpflanze begründete diesen scheinbaren Widerspruch so: "Manchmal sucht man in dem Anderen das, was man selbst nicht ist!" Das mag wohl möglich sein *grübel*. Renate, Marina und meine Zimmerpflanze fanden das Ganze jedenfalls total romantisch - ja, dann sollten dem linkischen Gehabe doch mal Taten folgen! :o) Meine Zimmerpflanze nennt ihn jetzt Charmin Bear - nicht zu verwechseln mit dem Charmin Bear, den ich von früher kenne, hehe.

Auch unsere eine Nachtschwester war zwar super-nett und ich mochte sie gern, aber irgendwie auch unfreiwillig komisch. Nachts schmiss sie die Tür auf, dass selbige bald aus den Angeln flog, und fragte uns: "Können Sie nicht schlafen?" Hm, ja, eigentlich hatten wir bis dato geschlafen, aber wie soll man ungestört durchschlafen, wenn mindestens einmal pro Nacht die Tür auffliegt?! :oD Da kann kann wohl keiner pennen. Auf jeden Fall war das der surrealste, lustigste Krankenhausaufenthalt, den ich je hatte - obwohl ich mit all meinen Zimmerpflanzen diesbezüglich immer Glück hatte, auch in der Rheumatologie in Werden oder auf der Gefäßchirurgie im Elisabeth-Krankenhaus.

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