Niemand behauptet, dass nur eine perfekte Bewerbung auch zum Erfolg führt - die Gründe für Absagen trotz guter bis ausgezeichneter Unterlagen können vielfältig sein, denn neben dem Bewerber, der die Unterlagen erstellt, gibt es auch immer noch eine Gegenseite, die die Unterlagen beurteilt, wobei die Entscheidungen für oder gegen einen Bewerber nicht immer im rationalen, sondern oft auch im persönlichen Bereich des Personalers liegen. Manche Personalchefs stehen auf Blondinen, sodass dunkelhaarige oder rothaarige Bewerberinnen keine Chance haben, manche wollen keine älteren Arbeitnehmer, andere keine ganz jungen, dem Dritten passt die Nase eines Bewerbers nicht...Personaler sind auch nur Menschen, auch wenn manche Personalentscheidungen einem wirklich fragwürdig erscheinen und man sich fragt, ob in manchen Unternehmen manipulierbare Lustobjekte ohne eigenen Willen oder Mitarbeiter mit Kompetenz und Persönlichkeit gesucht werden.
Wie dem auch sei: Natürlich kann ich als Bewerber rumnöhlen "Ach, das mit den Bewerbungen ist doch alles scheiße und im Internet steht soviel Quatsch darüber..." und den Kopf in den Sand stecken bzw. ausschließlich Dritte für meine eigenen Fehler verantwortlich machen. Die Aussage, dass manches Quatsch ist, möchte ich gar nicht in Abrede stellen bzw. ich rate auch immer wieder davon ab, 1 : 1 Standard-Vorlagen mit zig Floskeln zu verwenden, aber die Argumentation allein ist ein bisschen kurz gedacht. Wenn ich schon auf Anregungen und Muster-Vorlagen zugreife, sollte ich mir im Vorfeld Gedanken darüber machen, inwieweit das angebotene Wissen seriös, praxisbezogen und aktuell ist, doch das setzt eigenständiges Denken, meist gepaart mit gesundem Menschenverstand, voraus. Man kann jemandem praktische Tipps geben - für sich umsetzen muss es der Bewerber jedoch alleine, auch wenn manche gerne eine Pauschal-Komplett-Lösung, die auf alle möglichen und unmöglichen Fälle passt, haben möchten, damit sie ja nicht selbst aktiv werden und ihren Verstand bemühen müssen. Auch bei meinen Kunden ist das recht unterschiedlich - manche engagieren sich, nehmen Anregungen an und perfektionieren ihren Stil immer mehr, andere wollen alles vorgesetzt haben wie im Restaurant, wobei man ein Restaurant kaum mit nem Bewerbungsprozess vergleichen kann.
Ich bin auch dagegen, mich total anzupassen und mich für ein Vorstellungsgespräch in Klamotten zu zwängen, die gar nicht meinem Typ und meiner Überzeugung entsprechen, aber gewisse Gegebenheiten wie frisch gewaschene Haare, saubere Fingernägel und geputzte Zähne sind auf jeden Fall ein Muss - auch wenn man in einer Fabrik oder einem Handwerksbetrieb arbeiten möchte. Von Kostümchen- oder Anzug-Zwang halte ich auch nichts - von einem gepflegten, typgerechten Äußeren aber schon. Manche nöhlen ja auch deswegen schon rum. Natürlich soll nicht das Äußere, sondern der Mensch bei der Beurteilung im Vordergrund stehen, aber ein gepflegtes Äußeres ist in keinem Fall verkehrt - was ja nicht heißt, dass man sich bis zur Unkenntlichkeit verbiegen muss. Leider gibt es jedoch auch Unternehmenskulturen, in denen den Neulingen recht schnell beigebracht wird, wie sie funktionieren und sich benehmen müssen, um "Wer" zu sein - ganz extrem in manchen WP- und StB-Gesellschaften. Gegen so einen Schmu bin ich auch, genau wie gegen Dumping-Löhne in jedweder Branche. Das ist auch der Grund, warum viele verständlicherweise von der Zeitarbeitsbranche Abstand nehmen - auch wenn die das alles noch schön zu reden versucht.
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