Es ist ja total erfreulich, wenn einige Wohnungsbaugesellschaften (Allbau, Vivawest) neue Wohnungen in meiner Heimatstadt bauen - nur leider sind die so teuer, dass sich viele Essener die gar nicht mehr leisten können, haha - und wenn die Zahl der ALG I- und Hartz IV-Empfänger in dieser Stadt weiter steigt, dann ohnehin nicht. Wie ich gestern im Flur der Neuen Arbeit der Diakonie gelesen habe, bevor ich meinen Kurs gab, hat die Stadt Essen die angemessene Bruttokaltmiete für Hartz IV-Empfänger bei Ein-Personen-Haushalten von 335 EUR auf 331,50 EUR gesenkt. Das ist zwar nicht viel und es geht auch niemand von den Verantwortlichen davon aus, dass zig Hartz IV-Empfänger jetzt umziehen müssen, aber für Arbeitslose sind diese Luxusimmobilien am Limbecker Gürtel in der City und im Dachsfeld in Dellwig schlichtweg unerschwinglich.
Gestern habe ich mit meinen Schützlingen im Anfängerkurs ein bisschen Jobsearch per Internet gemacht, damit sie das Surfen lernen bzw. wie sie sich Infos im Internet beschaffen können und dabei bin ich mit einer meiner Teilnehmerinnen auf die Seite www.nebenjob.de gestoßen. Dort bieten ganz viele bekannte Firmen wie z. B. Le Cro Bag, Hunkemöller, dm, Aldi, Netto, Engbers, Takko Fashion usw. zwar Nebenjobs an, aber zu welchen Konditionen...uns ist da kaum eine Firma begegnet, die den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 EUR zahlt. 8,50 EUR ist schon nicht gerade üppig bemessen und würde bei einer Vollzeitstelle mit 40 Wochenstunden in etwa ein Bruttogehalt von 1.428 EUR bringen - bei 6 oder 7 EUR bei einer Teilzeitstelle wären es je nach Stundenzahl etwa 600 bis 800 EUR brutto. Und davon sollen die Menschen dann unabhängig von Hartz IV leben bzw. Luxusimmobilien in Essen anmieten?! Ich glaube es einfach nicht...manchmal glaube ich eher, dass Politiker in der Grundschule im Matheunterricht gefehlt haben, haha, denn um zu wissen, dass bei solch niedrigen Bruttogehältern noch viel niedrigere Nettogehälter raus kommen, muss man weder Betriebswirt noch Diplom-Mathematiker sein, aber natürlich prassen Hartz IV-Empfänger ja alle nur für Designer-Klamotten, Luxuskarren, Kippen und Alkohol *ironieoff*. Wie das von 399 EUR Regelsatz gehen soll, von dem ja auch noch andere Verpflichtungen wie Strom, Telefon, Versicherungen usw. bezahlt werden müssen, dazu schweigen die arroganten Herrschaften aber mit ihrem beschränkten Weltbild.
Unser (noch?) amtierender Oberbürgermeister äußert sich ja auch gar nicht großartig zu dem Problem der sog. No Go-Areas hier in Essen bzw. zur Aufstockung von Polizisten - ist aber auch ein bisschen viel verlangt, wenn ich mich den ganzen Tag um mich selbst drehe und im schönen Rellinghausen wohne, wo es bestimmte Probleme seltener gibt als in Altendorf, Altenessen, Schonnebeck oder sonstwo nördlich vom A40-Äquator. Komisch, für allen möglichen Scheiß hat die Stadt Essen Geld (sündteure Unternehmensberatungen, Bau von Luxusimmobilien, Förderung von Leuchtturmprojekten), aber für Bürgernähe fehlt die Kohle dann auf einmal, stattdessen werden immer mehr Einrichtungen wie Schwimmbäder, Stadtteilbibliotheken usw. geschlossen, weil angeblich keine Kohle dafür da ist?! Da stimmt irgendwas an der Rechnung nicht, würde ich sagen.
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