In der Stadt Essen leben zwischen 80.000 bis 85.000 Menschen, bei denen Hartz IV die einzige Einkommensquelle ist - bei 580.000 Einwohnern also keine kleine Zahl. Dann kommen ja noch weit über 6.000 Aufstocker dazu - egal, ob die nun in einem prekären Beschäftigungsverhältnis stehen oder trotz nebenberuflicher Tätigkeiten als Selbstständige geführt werden. Für eine Großstadt wie Essen und das Ruhrgebiet überhaupt ist das ein echtes Armutszeugnis.
Natürlich gibt's immer wieder die Hirnblondinen, die meinen, dass im Ruhrgebiet nur ungelernte Hilfskräfte arbeitslos sind - dann sollen mir diese leichtgläubigen Gutmenschen doch bitte mal erklären, wo die ganzen arbeitslosen Fachkräfte her kommen und die ganzen Akademiker, die mehr schlecht als recht ein paar Euro dazu verdienen, aber trotzdem auf Hartz IV angewiesen sind. Ich sehe schon die Gesichter einiger Dummschwätzer vor mir: "Oh - echt? Das habe ich nicht gewusst! Hihi!" (Schön, wenn man/frau noch über seine/ihre eigene Doofheit lachen kann!) Ach nee, Hartz IV-Empfänger sind ja alle Schmarotzer, die keinen Bock auf Arbeit haben und mit denen was nicht stimmt, denn wenn unsere Politiker sagen, dass nur Faule, schlecht Qualifizierte keinen Job finden, muss das ja stimmen *ironieoff*.
Ich sehe es nicht nur an mir selbst, dass vieles an dem dummen Gelaber nicht stimmt, sondern auch an anderen Menschen, die arbeitslos sind und dabei auch noch gut qualifiziert und arbeitsam. Da sollten sich Politik und Wirtschaft mal an die eigene Nase fassen anstatt noch dafür zu sorgen, dass immer mehr Arbeitslose in die Armuts- und Schuldenfalle geraten und von manchen Unternehmen wirklich unmöglich behandelt werden (zickiges, schlecht gelauntes Benehmen gegenüber Bewerbern im Vorstellungsgespräch, Versand unpersönlicher Standard-Absagen auch an gute Bewerber, gar keine Antworten auf Bewerbungen). Die größten Asis sitzen nämlich nicht immer auf der Arbeitslosenseite (da gibt es sie natürlich auch zu einem gewissen Prozentsatz, keine Frage), sondern in Politik, Personalabteilungen und auf Jobcentern. Dort ist gerade am Empfang und in den Leistungsabteilungen nämlich vielen Mitarbeitern egal, was aus ihrer Klientel wird - okay, wenn jemand verhungert/verdurstet oder sich aus lauter Verzweiflung das Leben nimmt, weil das Jobcenter seinen Pflichten nicht nach kommt und sie sonst niemandem haben, an den sie sich wenden können, haben sie ja wenigstens einen Schmarotzer weniger, für den sie zahlen müssen - so lautet die menschenverachtende Formel. Das würde nur keiner offiziell zugeben.
Es folgt eine kleine Auswahl von dösigen Antworten von Jobcenter-Mitarbeitern an Hartz IV-Empfänger.
- ältere Dame wünscht ein zinsloses Darlehen für eine Waschmaschine, weil ihre alte nach x Jahren den Geist aufgegeben hat. Antwort vom Jobcenter: "Dann machen Sie es doch wie früher und waschen Sie mit dem Waschbrett!" Hm, wenn man das von manch einer Jobcenter-Mitarbeiterin verlangen würde, würde die schon beim Gedanken daran in hysterisches Schluchzen ausbrechen und wie ein dummes Kind rumheulen "Aber ich weiß doch gar nicht, wie das geht! Uaaaaahhh!".
- Alleinerziehender Mutter mit Kind im Säuglingsalter wurde gesagt, dass sie ihrem Kind doch Kartoffeln kochen könne - hm, ganz kleine Babys essen aber noch gar keine, liebe Jobcenter-Mitarbeiterin. Da wollte sich wohl jemand den Mehrbedarf für Babynahrung sparen, weil die Mitarbeiter auf Jobcentern das ja auch aus ihrer eigenen Tasche zahlen müssen.
- Das Jobcenter hat zu wenig gezahlt, weigert sich aber, den Betrag nachzuzahlen, denn für sowas sind sie nicht zuständig und dann muss der Hartz IV-Empfänger halt sparen bzw. mal weniger shoppen gehen (ohne Worte).
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