Gestern wurde bei Google + die Tatsache diskutiert, dass eine Dame von der Stadt Nieheim ihre Wohnung gekündigt wurde, damit dort Flüchtlinge einziehen können. Der Bürgermeister, Herr Vidal (CDU - wie sollte es auch anders sein...) begründete dies damit, dass dies für ihn eine Null-Euro-Lösung und damit das Beste sei. Wie nett...ich habe schon kommentiert, dass sich solche Fälle wohl noch häufen werden. Mal gucken, wann sämtliche Arbeitslose ihre Wohnungen verlassen müssen und dann in Zeltstädten untergebracht werden sollen.
Die meisten anderen Kommentatoren fanden diese Vorgehensweise des Bürgermeisters ebenfalls nicht gut bzw. ziemlich fragwürdig - mal von einigen Damen abgesehen, die entweder sehr wenig in der Birne haben oder einfach nur autoritätenhörig sind. Die Dame, die aus ihrer Wohnung raus soll, wohnt wohl nach dem Auszug ihrer beiden Söhne alleine mit ihrem Hund in einer 90 m²-Wohnung. Manchen Leuten fiel nix Besseres ein, als zu schreiben, dass 90 m² für eine Person doch ganz schön viel sind. Okay, das kann man so sehen, aber das rechtfertigt a) keine Kündigung, damit Flüchtlinge dort einziehen können und b) solange sie ihre Wohnung von ihrem Gehalt bezahlt, hat das andere einen feuchten Kehricht zu interessieren, wie groß die Hütte der betroffenen Dame ist, denn offenbar zahlt sie ihre Miete ja alleine von ihrem Gehalt, das sie als Krankenschwester bekommt. Anders sähe es erst aus, wenn sie vom Jobcenter abhängig wäre - da gibt es Mietobergrenzen und auch Grenzen, wie groß eine Wohnung maximal sein darf, aber doch nicht, wenn jemand seine Bleibe von seinem verdienten Geld alleine bezahlt.
Mit anderen Worten: Dass die Dame gekündigt wurde, ist wohl in den Augen von solchen Gutmenschen okay, denn was hat sie bitte in einer 90m²-Wohnung zu wohnen? Ich glaube, manche haben auch (bewusst) überlesen, dass sie bis vor einiger Zeit dort mit ihren beiden mittlerweile erwachsenen Söhnen gewohnt hat. Spricht da vielleicht bei manchen Kommentatoren gar der Sozialneid, so nach dem Motto "Wieso kann die Alte ne 90 m²-Wohnung bezahlen und ich nicht?".
Mich erstaunt immer nur wieder die Anmaßung, mit der manche Sachverhalte kommentieren - manche sind als Einzelperson mit Wohnflächen bis 50 m² zufrieden, andere brauchen vielleicht etwas mehr und solange derjenige die große Wohnung alleine bezahlt, hat das doch eigentlich niemanden zu interessieren, ob 90 m² für eine Person viel sind.
Ich weiß aber, dass manche bei entsprechendem Gehalt NICHT mit einer 45 m²-Wohnung zufrieden wären, deshalb haben viele Vermieter Schwierigkeiten, für kleine Wohnungen überhaupt Mieter zu finden, weil manche meinen, unter 80 m² Wohnfläche werden sie nicht ausreichend gewürdigt. Allerdings sind 80 m² auch aufwändiger sauber zu halten als kleinere Wohnungen :o)- das ist die andere Seite der Medaille, deshalb reichen mir z. B. meine freundlichen 45 m² vollkommen aus, aber ich käme nie auf die Idee, über Menschen die Nase zu rümpfen und meine moralische Empörung darüber aufzukochen, wenn jemand als Einzelperson eine Wohnung mit mehr als 60 m² Wohnfläche bewohnt und die auch noch von seinem Geld bezahlt. Sorry, manche Kommentatoren haben den Schuss ehrlich nicht mehr gehört, zumal solche Bedenkenträger zwar ganz gerne über andere urteilen, bei denen das Geheule aber wiederum groß wäre, wenn sie wegen Flüchtlingen aus ihrer Wohnung gekündigt würden. Da in Deutschland der Egoismus immer mehr um sich greift, fällt es vielen offenbar leider schwer, sich in die Situation anderer hinein zu denken. Zur Not tut es bei manchen ja immer noch der moralische Zeigefinger, weil der eigene unterbelichtete Verstand nicht zu mehr reicht.
Im Übrigen: Meine 1,5-Raum-Wohnung in Gerschede mit 45 m² Wohnfläche habe ich noch zu Zeiten angemietet, in denen überhaupt nicht abzusehen war, dass ich mal Hartz IV bekommen würde - mir reichen die 45 m² mit dem freundlichen Balkon völlig, aber ich käme nicht auf die Idee, über jemanden zu urteilen, der sagt, ihm reicht diese Wohnfläche nicht, auch wenn er alleinstehend ist. Mich nerven lediglich solche moralischen Kommentare - und umgekehrt auch Hartz IV- oder Sozialgeld-Empfänger, bei denen die Kommune die Miete übernimmt, und die trotzdem in verstrahlten Talkshows darauf bestehen, ihre 80 m²-Wohnung als Einzelperson zu behalten, auch wenn sie die gar nicht mehr alleine bezahlen können. Dafür ist der Staat nämlich auch nicht da, um das überzogene Anspruchsdenken mancher Leistungsempfänger noch zu unterstützen. Wohlgemerkt: Auch bei solchen "Besser-Hartz-IV-Empfängern" handelt es sich um eine Minderheit, aber natürlich ist das wieder Wasser auf die Mühlen von egomanischen, weltfremden Politikern und von irgendwelchen Misanthropen, die meinen, alle Hartzer sind so und wollen sich noch auf Kosten des Steuerzahlers Luxusimmobilien finanzieren lassen. Denken ist bei manchen Leuten in diesem Land echt Glückssache.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen