Die Stadt Köln möchte wegen meiner Geschwindigkeitsüberschreitung am 4. August auf meinem Rückweg von Frankfurt gerne 98,50 EUR inkl. Gebühren und Auslagen haben. Dagegen spricht nix, ich bin geblitzt worden und dafür stehe ich dann auch gerade, aber ich werde wohl Ratenzahlung beantragen müssen, denn einen Betrag von 98,50 EUR kriege ich von Hartz IV leider nicht so ohne Weiteres gestemmt. Immerhin ist ja eine Telefonnummer in dem Bußgeldbescheid angegeben und gleichzeitig wurde auf die Möglichkeit einer Ratenzahlung bei Bedürftigkeit, die natürlich nachzuweisen ist (sollte ja kein Problem sein bei einem Hartz IV-Bescheid), hingewiesen.
Ansonsten durfte ich mich mal wieder gerade mit dem Jobcenter beschäftigen, denn mein Anwalt hatte mir ein Schreiben des Jobcenters in Kopie zukommen lassen, in dem das Jobcenter natürlich seine Hände in Unschuld zu waschen versucht. Interessanterweise wurden u. a. auch Unterlagen angefordert, die sich meine Sachbearbeiterin entweder sogar noch bei unserem Termin am 9. September kopiert hatte oder die ihr vorher schon vorlagen, haha.
Ich habe bislang immer reibungslos mit dem Jobcenter kooperiert, zumal ich auch stets alle Termine wahrgenommen habe, die mir zugeschickt worden waren - schwierig wird es jedoch, wenn ich, wie am 10. September geschehen, direkt am Empfang abgebügelt werde mit dem Hinweis, dass ich sparsam zu leben hätte und dass das Jobcenter für das Problem nicht zuständig sei. Da nützte auch der Hinweis auf das Gespräch mit meiner Sachbearbeiterin vom Vortag nix. Wenn ich nicht die Steuererstattung und die Reisekostenerstattung bekommen hätte, wäre ich diesen Monat ab 15. wirklich mittellos gewesen, aber ich wiederhole jetzt nicht noch mal den ganzen Babel, den ich dazu schon geschrieben hatte.
Natürlich gibt's immer wieder Menschen, die das System auszunutzen versuchen, wobei die aber eindeutig in der Minderheit sind - traurig ist jedoch, dass Arbeitslose alle über einen Kamm geschoren werden und sich dann wieder irgendwelche Misanthropen zu Wort melden, dass Arbeitslose ja gar nicht wirklich arbeiten wollen (das trifft sicherlich auf einen geringen Prozentsatz zu) und dass sie ja als Arbeitsvermittler auf dem Jobcenter schon soviel erlebt hätten...solche Misanthropen sorgen aber auch dafür, dass sich die Arbeitsmotivation bei manchen Leistungsempfängern nicht bessert. Solchen Arbeitsvermittlern möchte ich dann raten, sich lieber in der freien Wirtschaft einen Job zu suchen, wenn ihnen Arbeitslose zuwider sind, wobei ich bei solchen Herrschaften aber eher glaube, dass die dort kaum Chancen hätten und deshalb lieber im Internet rumstänkern und sich über ihre Klientel ausheulen.
Allerdings kann ich den Unmut mancher Gering- oder Zuverdiener verstehen, die, wenn sie auch nur ein paar EUR über der Höchstgrenze liegen, keine Sozialleistungen dazu bekommen und gucken können, wie sie klar kommen. Das ist aber auch nicht die Schuld von Arbeitslosen, denn normalerweise sollte jeder von seinem Lohn - und zwar unabhängig von staatlichen Leistungen - leben können. Auch da würde ich meinen Unmut mal lieber bei der Wirtschaft ablaichen, die immer mehr Menschen trotz Vollzeitstelle in die staatliche Abhängigkeit treiben, anstatt pauschal alle Hartz IV-Empfänger über einen Kamm zu scheren.
Ich kenne soviele Arbeitslose - egal, ob sie nun ALG I und/oder Hartz IV beziehen, mich eingeschlossen - die wahre Fluten von Bewerbungen versandt haben, auch an Stellen, die weit unter ihrer Qualifikation und ihren finanziellen Anforderungen liegen, und die trotzdem immer noch arbeitslos sind. Für die ist so ein Pauschal-Gelaber über Arbeitslose natürlich ein Schlag ins Gesicht.
Manche meutern ja, weil manch ein Arbeitsloser sagt "Ich gehe nicht für 8 EUR Stundenlohn arbeiten!" - sorry, wenn jemand für den Stundenlohn arbeiten geht, beträgt das Bruttogehalt etwas über 1.400 EUR. Damit stellt sich derjenige aber tatsächlich schlechter als ein Hartz IV-Empfänger, da er mit dem Satz in der Regel keine staatlichen Hilfen mehr bekommt (es sei denn, es leben Kinder mit im Haushalt, dann ist die Höchstgrenze wohl bei 1.500 EUR brutto) und davon rumkrebsen kann. Das heißt aber nicht, dass die Menschen nicht arbeiten wollen, zumal sich ein Vollzeitgehalt deutlich von Hungerlöhnen und staatlichen Leistungen unterscheiden soll, auch wenn manche sich lieber vor sich hin quälen und tatsächlich auf die los gehen, die ganz auf den Staat angewiesen sind. Ich denke in den meisten Fällen eher, dass Politik und Wirtschaft da die richtigen Ansprechpartner wären, denn die zahlen ja solche Hungerlöhne bzw. hofieren die auch noch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen