Über die Unsitte, gegen jeden Scheiß irgendeine Tablette einzuwerfen bzw. Medikamente auch noch zu bewerben, als wenn es sich dabei um Lifestyle-Produkte und nicht etwa um medizinische Präparate bei konkreten, ärztlich abgeklärten Beschwerden handelt, habe ich ja hier schon mehr als einmal gebloggt - und komme natürlich nicht umhin, dazu auch mal nen Werbe-Spot(t) zu entwickeln...:o).
Essen-Borbeck, Weidkamp. Der Kirchturm des Borbecker Doms am Dionysiuskirchplatz wird sowohl von Scheinwerfern am Boden als auch vom Vollmond am Himmel angestrahlt. Es ist totenstill in Borbeck und auf der Straße, die unterhalb des Doms verläuft. Um punkt Mitternacht schlägt die Turmuhr nicht etwa zwölf Mal - nein, sie schlägt 13 Mal, wobei sich das fast nach den Schlägen einer Totenglocke anhört - AC/DCs "Hells Bells" lässt grüßen. Das Kreuz auf der Kirchturmspitze dreht sich leicht, obwohl es windstill ist. Fledermäuse entweichen scharenweise aus dem Glockenturm und flattern dem Mond wie paralysiert entgegen.
Die drei Freundinnen Luise, Martha und Nicolette wandeln gerade den Weidkamp entlang, als sich diese unheimlichen Vorgänge ereignen. Natürlich drehen sie angesichts der 13 Glockenschläge, dem Geräusch von flatternden Fledermausflügeln und der Anwesenheit des Vollmondes, der die Farbe blanker Knochen hat, total ab. Luise heult rum, weil sie sich überhaupt nicht mehr entspannen kann, Martha befürchtet, von Fledermäusen angefallen und auch noch mit Tollwut infiziert zu werden, Nicolette jimpert nach ihren Neurexan-Pillen, die ja angeblich einen Moment der Ruhe bescheren sollen und die in ihrem Fall friedlich auf dem Nachttisch "Tablette-ärgere-dich-nicht" spielen. Plötzlich und unerwartet tritt ihnen eine finstere, gesichtslose Gestalt mit Kutte und Sense entgegen, die mit hohler Stimme spricht: "Guten Abend, die Damen!" Die Gestalt klappert mit etwas - es sind offenbar Tabletten in einem Fläschchen. Den drei Hirnblondinen läuft schon das Wasser im Mund zusammen, so als wenn der gesichtslose Kuttenträger ihnen ein leckeres Jäger- oder Zigeunerschnitzel (hat das nicht zuviel Kalorien???? Ach ja, dafür gibt's ja Kaffee Schlank oder Formoline L112...) anbieten würde. Endlich wieder Tabletten - hurra!
Der gesichtslose Kuttenträger mit der Sense spricht: "Da hättet ihr wohl gerne eine von, was?!" Die drei Damen nicken aufgeregt. Die Kamera schwenkt in Großaufnahme auf das Fläschchen, das der Kuttenträger in seiner knochigen Hand hält - das Fläschchen ist mit der Aufschrift "Ewige Ruhe" beschriftet. Eine lispelnde Stimme blendet sich ein und erläutert, dass die Tabletten mit dem Namen gegen Angst, innere Unruhe und Schmerzen helfen - und natürlich auch für viel mehr Leistungsfähigkeit sorgen. Die drei Weiber bitten die Gestalt, ihnen eine Tablette zu geben. Derjenige welche ist natürlich so freundlich und reicht sogar jeder Dame ein Fläschchen Mineralwasser, damit sie die Tablette leichter runter kriegen. Die bedanken sich schon beinahe überschwänglich bis hysterisch, während der gesichtslose Kuttenträger in entgegen gesetzter Richtung weiterläuft Richtung Borbecker Bahnhof. Unterhalb des Philippusstiftes - also keine 100 Meter weiter - brechen die drei Tabletten-Fans tot zusammen, denn was sie nicht wussten: "Ewige Ruhe" enthält allerlei tödliche Substanzen (Atropin, Zyankali, Blausäure) - und nach deren Konsum muss man sich keine Gedanken mehr machen, nie mehr, über nichts. Auch der Bestatter hat's anschließend nicht weit, denn direkt neben dem Philipp liegt ja ein Friedhof, der zum Borbecker Dom gehört, hähä.
Währenddessen sitzt der gesichtslose Kuttenträger, auch besser als Sensemann bekannt, in einer Kneipe am Borbecker Bahnhof und zischt sich ein kühles Bier, während er der Kamera zuprostet und spricht: "Ewige Ruhe - dann ist ewige Ruhe im Karton bzw. im Sarg oder der Urne!"
Zum Schluss folgt dann noch eine Tafel mit dem Hinweis "Zu Risiken und Nebenwirkungen müssen Sie weder Ihren Arzt noch Apotheker befragen - tun Sie ja bei Paracetamol, Aspirin und anderen frei verkäuflichen Mittelchen auch nicht!".
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