Als ich heute Mittag eben zur Sparkasse am Kraienbruch fuhr, hatte ich auch Radio Essen im Auto eingeschaltet und hörte den Rest der Meldung, dass es derzeit mit Arbeitsplätzen günstig aussähe - hauptsächlich jedoch in der Zeitarbeitsbranche.
Die Zeitarbeit war ursprünglich mal dazu gedacht, dass Auftragsspitzen oder längerfristige Erkrankungen von Mitarbeitern usw. abgefedert wurden, aber dass der so genannte zweite Arbeitsmarkt mittlerweile zum ersten umdeklariert werden soll, ist der blanke Hohn. Früher hat es auch alles ohne Leiharbeiter funktioniert bzw. gab es sie nicht in der hohen Zahl, aber jetzt nimmt das Ganze ja überhand. Es ist zwar ein Mindestlohn für die Zeitarbeitsbranche vereinbart worden, aber trotzdem gibt's noch genug Personaldienstleister, die das auch noch unterwandern werden bzw. es zumindest versuchen in der Hoffnung, dass jemand aus purer Verzweiflung auch für 5,50 Euro die Stunde arbeiten geht. Es gibt auch nen Tarifvertrag IGZ oder BZA, aber auch da hat's genug Zeitarbeitsfirmen gegeben, die dann für verantwortungsvolle Tätigkeiten, für die eine qualifizierte Ausbildung erforderlich ist, nur zwischen 3,15 Euro und 8,31 Euro zahlen wollten.
Gegen das Prinzip Temp-to-hire (Arbeitnehmer im Rahmen der Zeitarbeit testen, bevor man ihn fest einstellt), ist grundsätzlich erst mal nix einzuwenden - allerdings werden Leiharbeiter heute immer seltener fest übernommen, sodass das Prinzip Temp-to-hire konterkariert wird bzw. nur als Lockangebot für Arbeitskräfte gesehen werden kann.
Natürlich gibt's auch eine Reihe von Zeitarbeitsfirmen, die ihre Leiharbeiter vernünftig entlohnen und die seriös sind, aber leider übersteigt die Zahl der unseriösen Personaldienstleister die der seriösen, die ihre Arbeitnehmer nicht für nen Hungerlohn schuften und im Falle von Arbeitslosigkeit direkt in Hartz IV rutschen lassen bzw. Unternehmen, die ihre Leiharbeiter bei guter Leistung nach wie vor übernehmen, aber leider ist das nicht die Regel. Durch diese Hofierung der Zeitarbeit hat die senile Krawattenträger-Partei FDP doch ganz subtil ihren Wunsch nach Aufweichung des Kündigungsschutzes durchgesetzt, denn einen Leiharbeiter wird man leichter wieder los als nen Festangestellten.
Das Ganze ist also vielfach nicht mehr als ne Mogel-Packung, genauso wie die Tatsache, dass über 100.000 arbeitslose Menschen, die älter als 58 sind, gar nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auftauchen. Die Politik spielt auch nach dem Prinzip "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast" und hofft wohl, dass die blöden Bürger das nicht merken - gut, manche wollen es auch nicht merken, weil sie auf Verarschung stehen bzw. nur sich selbst sehen - aber viele merken schon, dass die Politiker den Großteil der Bevölkerung ganz schön verarscht, um ihre (fragwürdigen) Visionen durchzusetzen.
Gleichwohl ist es ungerecht, dass ein Mensch, der mit 58 Jahren nach über 40 Jahren dauerhafter Arbeit unverschuldet arbeitslos geworden ist (z. B. aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen, Verschlankung des Unternehmens usw.), genauso in Hartz IV abrutscht und genauso mies behandelt wird wie mancher junge Mensch, der es sich lieber mit Hilfe vom Staat gemütlich macht und der am liebsten Sohn oder Tochter ist und deshalb alle zwei bis drei Monate seinen Job aus fadenscheinigen Gründen hinschmeißt. Auch viele junge Menschen sind arbeitslos, wobei das viele Betroffene auch stört, aber in jeder Altersstufe gibt's leider nen kleinen Prozentsatz, der Arbeit nicht als Alternative sieht und lieber rumhartzt - diese Schmarotzer werden dann auch gerne vor Fernsehkameras gezerrt (wie z. B. Arno Dübel), damit dann wieder jeder mit begrenztem Horizont denkt (wie z. B. unsere Politiker), ALLE Arbeitslosen sind so. Der Großteil ist es jedoch nicht, doch die Medien stellen auch das leider total verkehrt dar, indem sie Arno Dübel & Co. auch noch ein Forum bieten.
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