Donnerstag, 19. Juni 2014

Ich weiß zwar nicht, was los ist...

...aber gut kann das nicht sein. Das NRW-Abitur steht massiv in der Kritik wegen zu niedriger Anforderungen und viele Lehrer trauen sich nicht mehr, Schülern bei fehlerbehafteten Klassenarbeiten eine schlechte Note zu geben aus Angst, von Schmuse-Pädagogik-Kollegen oder bekloppten Super-Eltern angegangen zu werden. Manch ein Ausbildungsbetrieb lässt Lehrstellen mittlerweile unbesetzt, da die Firmen in der Mehrheit schon erkannt haben, dass gute Schulnoten meist nix über das Arbeits- und Sozialverhalten von künftigen Azubis aussagen - und manche meinen ja noch, der perfekte Bewerber zu sein, wenn auf ihrem Schulzeugnis 20 und mehr unentschuldigte Fehlstunden prangen. Zu Letzterem hatte ich ja neulich einen Artikel unter experto.de online gestellt.

Mit anderen Worten: Die Schule entzieht sich ihrer Verantwortung und lässt dann lieber die Unternehmen die Spreu vom Weizen trennen. Eigentlich kann es nicht sein, dass jemand eine Eins in Deutsch auf dem Zeugnis hat, aber im Einstellungstest nicht einen Satz fehlerfrei schreiben kann oder bei einfachen Rechenaufgaben total versagt, obwohl derjenige Mathe-LK hatte, aber bei der heutigen Schmuse-Pädagogik, die offenbar befürchtet, dass junge Menschen dauerhaft in die geschlossene Psychiatrie müssen, wenn ihnen durch schlechte Noten gezeigt wird, dass ihre Leistungen unterdurchschnittlich sind, wundert das nicht. Da fragt man sich echt, warum es überhaupt noch Noten gibt, wenn sogar Aufsätze mit acht Fehlern in einem Satz noch mit ner Zwei bewertet werden. Allerdings, und das war schon zu meiner Zeit so, wobei ich mein Abi vor 21 Jahren abgelegt habe, kam es in der gymnasialen Oberstufe gar nicht mehr auf fehlerfreies Schreiben an, sondern darauf, dass manche Schüler wunderbar dem Lehrer nach dem Mund plappern konnten - auch wenn da zig Fehler in einem Satz waren. Unter meinen Deutsch-Klausuren stand regelmäßig "Grammatikalisch, orthographisch, stilistisch fehlerfrei/einwandfrei, aber leider kann ich Ihre Meinung nicht ganz teilen..." Fakt war, dass ich von einer Zwei in Deutsch in der Unter- und Mittelstufe auf eine Vier plus in der gymnasialen Oberstufe abgesackt bin, denn was nützt Fehlerfreiheit, wenn ich böses Wesen einfach nicht die Meinung des Lehrers nachplappere? *säuerlichgrins* Das war auch der Grund, warum ich Deutsch nach der 12. Klasse abgewählt habe. Ich hatte zwei Fremdsprachen als LKs - nämlich Englisch und Spanisch - und da brauchte ich Deutsch nicht bis zum Abi durchziehen.

Angesichts dieser nicht vorhandenen Anforderungen - wobei das Kultusministerium NRW sich ja über die Zahl der gestiegenen Einser-Abiturienten freut, ohne dabei deren Zustandekommen zu berücksichtigen - empfehle ich ein neues Magazin für geneigte Eltern und Lehrer, die Verfechter der Schmuse-Pädagogik sind :o)). Ich würde der Zeitschrift den Titel geben - inklusive Rechtschreib- und Grammatikfehlern - Anti Anforderung. Auf der Titelseite dieses Magazins fänden sich dann Schlagzeilen wie diese:

  • Damit Ihr Kind auch morgen noch Lehrer und Mitschüler online mobben kann: Die 20 günstigsten Smartphone-Flatrates im Test!
  • Eine Mutter klagt an: Ihre Tochter Chayenne-Mandy (11) und zehn weitere Mitschüler mussten in die Psychiatrie, weil der Lehrer im Unterricht über die Kreuzigung gesprochen hat.
  • "Du Lappen! Wegen dich muss ich nen Umweg von zwei Straßen zur Pommespanzerschmiede [McDoof, Burger King & Co.] laufen!" - Die zwanzig besten Beschimpfungen gegen Einsatzkräfte, die im Ruhrgebiet Sturmschäden beseitigen und Straßen vorübergehend sperren.
  • Lehrer (45) vom Dienst suspendiert: Er besprach das Märchen "Schneewittchen und die sieben Zwerge" im Deutschunterricht und gefährdete so bewusst die sittliche Entwicklung der Kinder!
  • Schulklasse im Sauerland bewusstlos zusammengebrochen - Eltern klagen an: Obwohl ihre Kinder sonst mit dem SUV zur 50 Meter entfernten Grundschule gefahren werden, verlangte die Lehrerin eine zehnminütige Nachtwanderung durch den Wald.
Die Beispiele mögen zwar extrem anmuten, aber ich befürchte leider, dass solche Schlagzeilen früher oder später tatsächlich irgendwo zu lesen sind - und sei es nur in der Bild-Zeitung...:o).

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